Umfragen Schwarz-Gelb ohne Mehrheit

Eine Woche vor der Bundestagswahl haben Union und FDP in allen großen Umfragen ihre über Monate hinweg behauptete Mehrheit eingebüßt.

Einer Emnid-Umfrage zufolge kämen CDU/CSU und FDP zusammen auf 47,5 Prozent der Stimmen, wenn am Sonntag gewählt würde, berichtete das Magazin "Focus" am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe. SPD, Grüne und die Linkspartei erreichten zusammen 49,5 Prozent der Stimmen. Die Union verliere 1,5 Punkte auf 40,5 Prozent, während die SPD 3,5 Punkte auf 34 Prozent aufhole. Auch die anderen großen Meinungsforschungsinstitute hatten in ihren Umfragen nach dem TV-Duell von Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Unions-Herausforderin Angela Merkel keine Mehrheit mehr für eine schwarz-gelbe Koalition ausgewiesen.

Aus der Union gab es erneut Aufforderungen an den Wunsch-Koalitionspartner FDP, stärker zu punkten. "Die FDP hat ihr Wählerpotenzial noch nicht ausgeschöpft", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von CDU und CSU, Wolfgang Bosbach, der "Berliner Zeitung". Der FDP-Parteitag am Sonntag müsse die Klientel der Freidemokraten ansprechen. "Ich wäre nicht traurig, wenn die FDP noch zulegen würde, aber nicht auf unsere Kosten", sagte der CDU-Politiker weiter.

Merkel zeigt sich zuversichtlich

Angesichts der Umfragewerte will die Union nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" bis zur Schließung der Wahllokale am 18. September um 18.00 Uhr Wahlkampf machen. Das Blatt berief sich auf Unionskreise. Ein Parteisprecher konnte dies auf Anfrage zunächst nicht bestätigen. Traditionell galt der Wahlsonntag bislang als wahlkampffrei. Auch der Wahlkampf-Manager der Linkspartei, Bodo Ramelow, rief seine Partei nach einem Bericht des "Spiegel" zu einem 48-Stunden-Wahlkampf vom 16. September bis zum Wahlsonntag auf.

Merkel zeigte sich zuversichtlich, die Bundestagswahl gewinnen zu können. CDU und CSU hätten "alle Chancen, die Wahlen zu gewinnen und ein Bündnis von Union und FDP zu erreichen", sagte Merkel der „Bild am Sonntag“. Es komme auf jede Stimme an. Die Wahl werde erst in den letzten Tagen entschieden.

Nach dem TV-Duell hat Schröder stark an Beliebtheit gewonnen

In der monatlichen Umfrage von TNS Infratest für den "Spiegel" habe der Kanzler mit elf Prozentpunkten den stärksten Zuwachs aller Politiker erzielt. Mit 60 Punkten liege er auf der Popularitätsskala dicht hinter Außenminister Joschka Fischer von den Grünen, der sechs Punkte auf 65 Punkte zugelegt habe, berichtete das Magazin. Merkel habe einen Punkt auf noch 59 Punkte abgegeben.

Die am Samstag verbreitete Emnid-Umfrage für "Focus" weist neben den Verlusten für die Union und den Gewinnen der SPD auch Einbußen der Linkspartei aus, die demnach zwei Punkte auf acht Prozent verlor. Für die Umfrage waren von Montag bis Donnerstag 4018 Bundesbürger befragt worden. Eine am Dienstag und Mittwoch erhobene Emnid-Umfrage für den TV-Sender N24 wies einen Patt von Union und FDP sowie SPD, Grünen und Linkspartei andererseits aus.

Reuters
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