Die Bundeswehr wird nach Einschätzung von Verteidigungsminister Franz Josef Jung noch fünf bis zehn Jahre in Afghanistan bleiben müssen. Ziel sei es, dass das Land selbst für seine Sicherheit sorgen könne, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem Radiosender "HR-Info". Bei der Ausbildung der afghanischen Streitkräfte sei man "erheblich vorangekommen", bei der Polizei gebe es aber noch "Nachholbedarf".
Eine Truppenreduzierung der Bundeswehr sei auch nach den afghanischen Präsidentschaftswahlen in der kommenden Woche nicht möglich, da mit einer Stichwahl im September oder Oktober zu rechnen sei, erklärte Jung. Danach werde man die Lage bewerten. Ziel der Taliban sei es, die Wahlen zu stören. Die Sicherung der 6600 Wahllokale in Afghanistan erfordere eine "enorme Anstrengung", sagte der Bundesverteidigungsminister.
Bundeswehr soll auch im Inland eingesetzt werden
Trotz massiver Kritik des potenziellen Koalitionspartners FDP will sich Jung weiter für eine Änderung des Grundgesetzes einsetzen. Der Bundeswehr müsse es möglich sein, auch Polizeiaufgaben im In- und Ausland wahrzunehmen, wenn die Polizei "nicht vor Ort" sei oder die "Mittel und Fähigkeiten" nicht habe. Dies sei "kein Wahlkampf mit der Angst", betonte Jung, der auch Spitzenkandidat der hessischen CDU für die Bundestagwahl ist. Seine Meinung teilten "alle vernünftigen Kräfte auch innerhalb der FDP und der SPD".
Jung erklärte in dem Interview außerdem, er wolle weiter in der Bundespolitik bleiben. Spekulationen, er könne nach der Bundestagswahl mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch die Ämter tauschen, erteilte er eine Absage: "Wenn es eine Chance gibt, dass ich weiter im Bund Verantwortung tragen kann, würde ich das sehr gerne tun", sagte Jung.