Wahlkampf 2005 Mit Werbegeschenken auf Wählerfang

Seitdem der Wahlkampf offiziell begonnen hat, haben Werbemittel wie Kugelschreiber, Luftballons und Kondomschachteln Hochkonjunktur. Dabei darf es ruhig auf Kosten des politischen Gegners gehen.

Wahlkampfzeit, Werbezeit: Ein Zweijähriger im Kinderwagen umklammert stolz einen roten Luftballon mit SPD-Aufschrift. An einem Werbestand in der Fußgängerzone bringen eifrige Helfer Kugelschreiber und Flugblätter der CDU in Umlauf. Seitdem der Wahlkampf nun auch offiziell begonnen hat, haben solche kleinen Aufmerksamkeiten Hochkonjunktur.

Die Grünen etwa wollen mit Mini-Fußbällen punkten, auf denen "Grün kickt!" steht. Auch grün verpackte Kondomschächtelchen mit dem Aufdruck "Merkel verhüten" und "Guido verhüten" sollen für Aufmerksamkeit sorgen.

"Solche Erinnerungswerbung ist nicht zu unterschätzen", sagt der Geschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, Volker Nickel. Der Begriff Werbegeschenk sei allerdings verkehrt. "Das sind Werbeträger, ähnlich wie der Apothekenkalender, der das ganze Jahr in der Küche hängt." Eine Botschaft sollen die Materialien aber nicht transportieren. Ein passables Anlockmittel seien die Utensilien dennoch, um die Bürger an die Infostände zu ziehen.

Werbung auf Kosten des politischen Gegners

Nickel warnt aber vor Werbung auf Kosten des politischen Gegners. Solche Dinge, etwa Bierdeckel mit dem Konterfei von FDP-Chef Guido Westerwelle und der Aufschrift "Einer geht noch", wie ihn die Grünen verteilen wollen, zielten vor allem auf die eigene Klientel. "Ich kann nur davor warnen, mit solchen Methoden Wähler auf die eigene Seite zu ziehen", erklärt der Werbeprofi. So etwas hieße, die Lebenskompetenz der Leute für beschränkt zu halten. "Wer glaubt, schwankende Wähler mit solchen Gags zu überzeugen, der schätzt die Menschen falsch ein." In der Wirtschaftswerbung habe sich diese Erkenntnis schon seit langem durchgesetzt. Schließlich gelte ja die Wahl 2005 als eine Richtungsentscheidung für die künftige Politik Deutschlands.

Solche Überlegungen scheinen auch bei der FDP eine Rolle gespielt zu haben, als man das Wahlkampfdesign für 2005 festlegte. Vorbei die munteren Tage, als Spitzenkandidat Westerwelle 2002 in seinem Guidomobil durch die Republik peste. In diesem Jahr zieht FDP-Generalsekretär Dirk Niebel unter dem Motto "Arbeit hat Vorfahrt" über die Dörfer. Seine Sommerreise geht durch Regionen mit besonders hoher Arbeitslosenquote, wo er mit Bürgern, Kommunalpolitikern, Arbeitslosenverbänden und Arbeitsagenturen das Gespräch sucht.

FDP distanziert sich vom Spaßpartei-Image

Auch die Werbemittel zeigen, dass sich die Liberalen vom Image der Spaßpartei distanzieren wollen: Kochlöffel, Jutetaschen oder Feuerzeuge in gelb-blauen Parteifarben kommen mit der Aufschrift "FDP - Die Liberalen" aus. Nur die Jungen Liberalen wollen den neuen Ernst nicht unwidersprochen mitmachen und setzten lieber auf Scherzaufkleber und Präservative mit frechen Sprüchen.

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Agnes Tandler/AP