Der ehemalige Linke-Vorsitzende Lothar Bisky hat seiner Partei vorgeworfen, "zu verbissen" und "zu verblendet" ihre politischen Ziele zu verfolgen. Bei der Linken gebe es zu viele "Ideologie-Ajatollahs", kritisierte Bisky in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Es müsse in der Partei "mehr Respekt gegenüber anderen Gedanken und Persönlichkeiten" geben. Bisky sitzt heute für seine Partei im Europaparlament und wird an diesem Mittwoch (17.8.) 70 Jahre alt.
In der Debatte um die Bewertung des Mauerbaus vor 50 Jahren forderte Bisky von seiner Partei eine einheitliche Haltung. Für die Linke gebe es keine Alternative als die Verurteilung der Mauer. "Der Mauerbau war ein schwerwiegender historischer Fehler, der durch nichts zu rechtfertigen ist", betonte Bisky. "Das zu relativieren, wäre sehr verhängnisvoll."
Die Mauerbau-Debatte
Ausgelöst wurde die Debatte durch eine Erklärung von Linke-Politikern in Mecklenburg-Vorpommern, die den Mauerbau als alternativlos bewerteten. Die Bundesvorsitzende Gesine Lötzsch hatte den Mauerbau später in einen Zusammenhang mit dem Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion vor 70 Jahren gestellt. "Ohne den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion hätte es ja auch die deutsche Teilung nicht gegeben, dann hätte es auch keinen Mauerbau gegeben", hatte sie auf einer Wahlkampfveranstaltung gesagt. Später stellte sie klar, dass sie den Mauerbau nicht als "zwangsläufige" Konsequenz des Zweiten Weltkriegs sehe.
Klarheit über die Haltung der Linken zum Mauerbau soll eine Konferenz in Mecklenburg-Vorpommern bringen, die aber erst nach der Landtagswahl am 4. September geplant ist.
Bisky war lange Jahre zunächst Bundesvorsitzender der PDS und später der Linken. 2010 machte er gemeinsam mit Oskar Lafontaine Platz für das neue Führungsduo Gesine Lötzsch und Klaus Ernst. In Brandenburg stand der frühere Hochschulprofessor 14 Jahre lang - von 1990 bis 2004 - an der Spitze der PDS-Fraktion. 2007 wurde Bisky zum Vorsitzenden der 2004 gebildeten Europäischen Linken gewählt.