Forsa-Umfrage Bayern-Debakel zieht CDU runter

Die Bayernwahl und das desaströse Abschneiden der CSU schlägt auf Berlin durch: Nach der neuen Forsa-Umfrage des stern verliert die Union binnen einer Woche vier Prozentpunkte. Größter Gewinner ist die FDP, die SPD profitiert kaum. Überraschende Ergebnisse brachte eine gesonderte Umfrage zu den Freien Wählern.

Es war eines der großen Themen nach der Bayernwahl: Was bedeutet der Niedergang des christsozialen Lagers für die Bundespolitik? Reicht es für die Union bei künftigen Bundestagswahlen noch zu Mehrheiten, wenn die starke Schwesterpartei aus Bayern kränkelt? Zehn Tage später steht die Antwort fest: Die Union befindet sich im Abwärtstrend. Und es geht schneller runter, als es irgendeinem CDU-Politiker lieb sein kann.

Laut einer Umfrage von Forsa im Auftrag des stern würden nur noch 33 Prozent der Deutschen CDU oder CSU wählen. Das sind vier Prozentpunkte weniger als noch in der vergangenen Woche. Forsa-Chef Manfred Güllner bezeichnet diesen Wert im stern.de-Videointerview als "Stimmungsdelle", die der Bayern-Wahl zuzuschreiben sei. Potentielle CDU-Wähler, die aber unentschlossen sind, seien in dieser Situation zur FDP abgewandert. Die Liberalen kommen in der "Sonntagsfrage" nun auf 13 Prozent, zwei Prozentpunkte mehr als noch vor sieben Tagen. Die SPD liegt bei 27 Prozent (plus eins), die Grünen bei neun Prozent (plus eins) und die Linke bei 13 Prozent (keine Veränderung zur Vorwoche).

Freien Wähler im Kommen

Damit zeigt sich: Die Krise der CSU ist auch eine Krise der CDU. Es geht dabei weniger um die puren Stimmanteile, die in Bayern verloren gegangen sind. Die Grundstimmung für die Union verdunkelt sich, das verrät auch ein Blick auf die politischen Kompetenzwerte: Noch vor vier Wochen waren 26 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass die CDU die Probleme im Land am besten lösen könnte. Heute sind es nur noch 20 Prozent. Die SPD kann indes nicht davon profitieren: Seit März bekommt sie in dieser Frage durchweg Werte im einstelligen Bereich.

Bei der Bayernwahl liefen viele CSU-Anhänger zu den Freien Wählern über. Laut Forsa hätte auch eine bundesweite Vereinigung von Verbänden der Freien Wähler gute Chancen bei der nächsten Bundestagswahl. Insgesamt 45 Prozent der Deutschen könnten sich generell vorstellen, für die Freien Wähler zu stimmen. Damit verfügte eine solche Vereinigung über ein höheres Wählerpotenzial als die FDP oder die Grünen - jeweils 30 Prozent können sich vorstellen, für diese Parteien zu stimmen.

Überraschenderweise betrifft das nicht nur die bisherige Wählerschaft von CDU/CSU und FDP: Sogar 49 Prozent der Linke-Wähler können sich vorstellen, für die Freien Wähler zu stimmen. Bei der FDP sind es 50 Prozent, bei der SPD 46 und bei CDU/CSU 44 Prozent. Besonders Arbeiter und Beamte wären der Gruppierung zugeneigt. Die Freien Wähler seien "quasi eine Volkspartei von unten", urteilt Forsa-Chef Güllner. Sie habe Anhänger in allen sozialen Schichten und Milieus.

Merkels Abstand zu Steinmeier schrumpft

Könnten sich die Deutschen zwischen die Kanzlerkandidaten von CDU/CSU und SPD direkt entscheiden, läge auch weiterhin Angela Merkel klar vor Frank-Walter Steinmeier. Allerdings sind die Abstände zwischen der Kanzlerin und ihrem jeweiligen Herausforderer knapper geworden. Im Juli hätten nur elf Prozent für Kurt Beck votiert, 60 Prozent dagegen für Merkel. In der jüngsten Erhebung kommt Merkel auf 47 Prozent, während Steinmeier bei 26 Prozent liegt.

Die Wirtschaftliche Situation wird von den Deutschen weiterhin sehr negativ eingeschätzt. Nur zwölf Prozent der Befragten äußerten die Hoffnung, dass sich die Verhältnisse verbessern werden. Insgesamt 60 Prozent sind der Meinung, dass sich die Situation verschlechtern werde. Merkels Versprechen, die Spareinlagen der Privathaushalte zu schützen, hat ihr bei der Umfrage nicht geholfen. "Solche Aussagen werden von den Menschen als nicht glaubwürdig empfunden", sagt Güllner. "Weil sie ja wissen: Die können letztlich nichts dagegen machen."

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