"heute wichtig" Welche Sanktionen Russland wirklich weh tun

Auch in Santa Monica in Kalifornien gingen die Menschen auf die Straße, um gegen die russische Aggression zu demonstrieren
Auch in Santa Monica in Kalifornien gingen die Menschen auf die Straße, um gegen die russische Aggression zu demonstrieren
© Ringo Chiu / AFP
Was bringen Sanktionen wirklich? Russlandforscherin Elisabeth Schimpfössl hat die Maßnahmen eingeordnet und verrät, warum der russische Präsident durchaus spontan einen Herzinfarkt erleiden könnte – er wäre nicht der erste russische Politiker, dem das passiert.

Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr SWIFT, im Ausland eingefrorene Vermögen russischer Oligarchen, Sperrung des Luftraums über der EU für russische Flugzeuge, keine Ersatzteillieferungen mehr nach Russland, keine Mikrochips, keine High-Tech-Produkte mehr und und und. Das Sanktionspaket gegen Russland wird beinahe minütlich länger. Die Russlandforscherin Elisabeth Schimpfössl von der London School of Economics sagt, dass vor allem die Sanktionen gegen einzelne Oligarchen sehr wirkungsvoll seien, besonders in der öffentlichen Wahrnehmung. Aber auch die eher als “symbolisch” bezeichneten Strafen gegen Präsident Putin und seinen Außenmister Sergej Lawrow sieht die Forscherin als wirkungsvoll: “So jemand wie Lawrow, der Außenminister, das ist eine kosmopolitische Figur, dem Sanktionen aufzudrücken, ist natürlich auch schmerzhaft für ihn. Der hat seine Tochter in New York, er wollte schon längst in Pension gehen, durfte er nicht.”

Plötzlich vergiftet – Wladimir Putin wäre nicht der Erste 

Außerdem spricht Elisabeth Schimpfössl von einem Stimmungswechsel im Kreml und bei einigen Putin-Freunden. Einige Oligarchen haben zum Jahrestag von Boris Nemzow auf Social Media Gedenktafeln veröffentlicht. Einem oppositionellen Politiker zu gedenken, der wahrscheinlich im Auftrag des Kreml erschossen wurde, das sei vor einigen Tagen noch undenkbar gewesen. Der Druck von außen wird immer größer und so wollen sich einige Oligarchen auf die Gegenseite schlagen, sich langsam lösen vom Kreml und Wladimir Putin. Und der Präsident selbst? Er könnte möglicherweise auch mal zum Opfer seiner Handlungen werden, so Schimpfössl: “Der Chef eines Geheimdienstes hat sich mit dem Fall der vergifteten Skripals so verstrickt, dass er ganz plötzlich an einem angeblichen Herzinfarkt verstorben ist. Jetzt gibt’s die Vermutung, so etwas könnte durchaus früher oder später mit Putin auch passieren. Das wäre dann allerdings ein Akt, der von den Eliten im Militär und den Geheimdiensten ausgehen müsste.”

Warum Putin so handelt  

“Er [Putin] war total isoliert während der Pandemie, er hat kaum Leute zu sich gelassen und es schaut so aus, als ob er in dieser Isolation den Verstand verloren hat. Es ist natürlich ein Problem, es traut ihm niemand zu widersprechen”, Elisabeth Schimpfössl im Podcast “heute wichtig”.

Michel Abdollahi
© TVNOW / Andreas Friese

Podcast "heute wichtig"

Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

Joe Bidens erste Rede zur Lage der Nation 

Einmal im Jahr beantwortet der Präsident der Vereinigten Staaten die große Frage: Wie geht es eigentlich meinem Land? Und heute Nacht, um drei Uhr deutscher Zeit, ist es wieder soweit. Dann hält Joe Biden seine sogenannte State of the Union Address. Selten wurde diese Rede so gespannt erwartet wie dieses Jahr. Denn für Joe Biden ist es die erste State of the Union-Ansprache als Präsident und noch dazu fällt sie in diese schwierige Zeit. Im Januar 2002, also wenige Monate nach den Anschlägen vom 11. September, bezeichnete George W. Bush in seiner State of the Union-Rede Nordkorea, den Iran und den Irak als “die Achse des Bösen”. Ob Joe Biden heute Nacht ähnlich harte Worte für Russland wählen wird, weiß der Wahlkampf- und Strategieberater Julius van de Laar. Er sagt, Biden könnte die klare Unterteilung in Gut und Böse, Westen und Osten, sehr für sich nutzen und dadurch von innenpolitischen Problemen ablenken. Denn von denen gäbe es genug.  

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tis