Unterdrückte Proteste Iran kritisiert die Haltung der EU – und dementiert Waffenlieferungen an Russland

Frau protestiert in Spanien gegen das iranische Regime
Weltweit zeigen die Menschen Solidarität mit den Frauen und Männern im Iran – wie hier bei einer Demonstration in Madrid.
© Burak Akbulut/ / Picture Alliance
Seit Wochen gehen die Menschen im Iran auf die Straßen und protestieren gegen das repressive Regime – und riskieren dabei ihr Leben. Viele Menschen wurden schon getötet. Die EU will deswegen wohl Sanktionen verhängen.

Der Iran hat die Europäische Union wegen ihrer Haltung zu den anhaltenden Protesten im Land kritisiert und Berichte über Waffenlieferungen an Russland dementiert.

"Unruhen, Brandstiftungen und Terroroperationen haben nichts mehr mit friedlichen Protesten zu tun", sagte Außenminister Hussein Amirabdollahian in einem Telefonat mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell laut Webseite des Außenministeriums vom Samstag. Die Polizeieinsätze gegen die Proteste nannte der iranische Chefdiplomat daher absolut legitim. Die EU solle diese Vorfälle nicht als Vorwand nehmen, um Druck auf den Iran auszuüben, mahnte er.
Medienberichten zufolge plant die EU, am Montag wegen der Unterdrückung der Proteste Sanktionen gegen den Iran zu verhängen.

Iran will auf mögliche Sanktionen der EU reagieren

Teheran hat die EU in dem Fall vor einer "adäquaten Reaktion" gewarnt, die Rede ist gar von einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und Ausweisung der EU-Botschafter.
Für diesen Fall rechnen Beobachter mit einem Ende der EU-Bemühungen um die Rettung des Wiener Atomabkommens von 2015. Dann wäre auch ein Ende der Iran-Sanktionen vom Tisch, wegen der das eigentlich ölreiche Land seit fast vier Jahren in einer akuten Wirtschaftskrise steckt.

Nach den Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten in den vergangenen vier Wochen hat sich diese Krise noch weiter verschärft.

Amirabdollahian behauptete, dass die Führung des Landes die Unterstützung des Volkes genieße und daher "kein Land der Staatsstreiche, sondern ein Anker der Stabilität und Sicherheit" sei. Die landesweiten Proteste sieht Teheran von "ausländischen Feinden" des Landes gesteuert.

Proteste nach Tod von Mahsa Amini

Im Iran gehen Menschen seit Wochen auf die Straße. Auslöser der Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb am 16. September in einem Krankenhaus.

Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der Frau demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie den Kopftuchzwang.

Iran dementiert Waffenlieferungen

Unbestätigten Berichten gab es bei den Protesten bislang über 200 Tote, sowohl Demonstranten als auch Polizei- und Sicherheitskräfte. Hinzu kommen eine Vielzahl von Verletzten und Tausende Festnahmen, unter ihnen angeblich auch Minderjährige sowie Journalisten und Fotografen. Der Iran hat diese Zahlen bislang weder bestätigt noch dementiert.

Minister Amirabdollahian dementierte auch Waffenlieferungen an Russland und damit eine aktive Teilnahme an dem militärischen Konflikt in der Ukraine. "Wir haben zwar eine militärische Zusammenarbeit mit Russland, aber keine Waffenlieferungen", sagte Amirabdollahian in dem Telefonat nach iranischen Angaben. Iran wolle ein Ende des Krieges und der menschlichen Leiden. Berichte über die Lieferung und auch Einsatz von iranischen Drohnen in dem Ukraine-Konflikt hat Teheran bislang stets dementiert, obwohl die von russischer Seite bestätigt wurden. Der Iran befürwortet zwar ein Kriegsende, aber hat die russische Invasion in der Ukraine niemals kritisiert.

rha/dpa