Noch Anfang des Jahres 2020 fuhren sie mit bis zu 2600 Passagieren durch die Weltmeere. Doch durch die Krise der Kreuzschifffahrt mussten fünf Luxusliner in den letzten Wochen ihre letzte Reise antreten: zum "Schiffsabdecker" in die Türkei.
Nördlich des Ölhafens der Stadt Aliağa an der türkischen Mittelmeerküste befindet sich 30 Kilometer von Izmir entfernt eine der größten Abwrackplätze für Schiffe, Bohrinseln und Schlepper.
Mit einer Minimalcrew an Bord wurden zwei Schiffe der spanischen Kreuzfahrtreederei Pullmanturs, die im Juni Insolvenz anmelden musste, an Land gesetzt. Die "Sovereign" und "Monarch" waren 1986 und 1990 in Frankreich gebaut worden. Jetzt haben sie nur noch Schrottwert und werden von den Mitarbeitern der Firma Öge Gemi Söküm zerlegt.
Gleich daneben hat für drei der acht Schiffe der Fantasy-Klasse der US-Reederei Carnival Cruises das letzte Stündlein geschlagen. Die 260 Meter langen Schiffe mit den reederei-typischen roten "Whale Tail"-Schornsteinen waren zwischen 24 und 30 Jahren im Einsatz.
Die Corona-Pandemie hat besonders die Kreuzfahrtbranche in den Vereinigten Staaten getroffen. Die "No Sail Order", ein generelles Kreuzfahrtverbot, wurde kürzlich von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bis zum 31. Oktober verlängert. Die Folge: Ältere Schiffe sind unverkäuflich und werden aus dem Verkehr gezogen.

Nach Angaben des Abwrackbetriebs Öge Gemi Söküm werden auf dem Gelände im Durchschnitt bis zu 90.000 Tonnen Eisenschrott, Stahl und Blech pro Jahr recycelt und wieder den Hochöfen zugeführt. Die Entsorgung gefährlicher Abfälle wird von Association of Ship Recycling Industrialists überwacht. Das Unternehmen ist ISO-zertifiziert und erfüllt die Schiffsrecyclingverordnung der Europäischen Union.
Die Fotos aus der Vogelperspektive von der Abwrackwerft zeigen die einst stolzen Königinnen der Meere in ihrem unterschiedlichen Zustand der Demontage. Es handelt sich um ältere Schiffstypen, die kaum über Balkonkabinen verfügen. Heute geht der Trend klar zu Schiffen, die nur noch wenige Kabinen mit kleinen Bullaugen haben. Die Kunden sind weltweit anspruchsvoller geworden.
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