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Reisetrends Sehnsucht nach Sansibar

Während die meisten Deutschen noch in den Sommerferien braten, werben die Veranstalter bereits mit ihren Winterkatalogen. stern.de hat nachgefragt, welche neuen Destinationen, Zielgruppen und Vergünstigungen es gibt.
Von Claudia Pientka

Konnte sich Spanien früher noch mit einem Hauch Exotik und Exklusivität schmücken, verbinden heutzutage nur noch die wenigsten Touristen die Halbinsel mit diesen Attributen. Ein bisschen mehr Exotik, Individualität und Prestige darf es schon sein, und gerne suchen Urlauber diese Qualitäten in der Ferne. Da wundert es nicht, dass die Veranstalter besonders ihre Fernreisesegmente deutlich ausbauen und auf abseitige Ziele setzen. Für die Wintersaison 2006/2007 haben mehrere Veranstalter ihre Fernreise-Programme erweitert, von steigenden Kerosinpreisen lassen zumindest sie sich nicht schrecken.

"Südafrika, ein klassisches Fernreiseziel, wird derzeit stark ausgebaut", sagt Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), "gleiches gilt, wenn auch nicht vom Volumen der Buchungen, für Australien." Aber auch die Karibik und einige Teile Asiens sind in den Katalogen häufiger vertreten, wobei gerade die asiatischen Destinationen von den günstigen Nebenkosten profitieren. Ob Sonnenschirm, Cocktail oder Massage - in der Regel kosten diese Annehmlichkeiten dort bedeutend weniger als in Europa.

Ruanda, Feuerland, Sansibar

Doch es wird auch richtig exotisch: Thomas Cook Reisen schickt seine Urlauber nach Feuerland, bei der Tui können Reisende eine Safari zu den Berggorillas in Ruanda buchen und gleich mehrere Veranstalter haben das ostafrikanische Eiland Sansibar ins Programm aufgenommen. "Die Insel wird erstmalig von Deutschland aus mit der Condor angeflogen und ich habe keine Zweifel, dass das relativ schnell ausgebucht sein wird, denn das ist jetzt wirklich mal etwas Neues", sagt Laepple. "Bisher war Sansibar ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte."

Starken Zuwachs prophezeit Laepple aber auch einem alten Bekannten: "Ich gehe davon aus, und das zeigt die bisherige Nachfrage auch, dass Ägypten stärker in den Fokus rücken wird. Es ist ein optimales Winterreiseziel, denn man hat hier die Möglichkeit, Bade- und Kultururlaub zu kombinieren." Auch Phuket verzeichnet wieder hohe Besucherzahlen, die Buchungen haben sich nach der Tsunami-Katastrophe 2004 erholt. Für den benachbarten Küstenstreifen Khao Lak gilt dies indes nicht: "Khao Lak hat zwar schon wieder einige Hotels, bei den Buchungen gibt es jedoch noch eine vornehme Zurückhaltung, weil man gerade mit dem Ort das Tsunami-Ereignis verbindet", erklärt Laepple.

Gewinner sind die Dollarländer

Allgemein lässt sich sagen, dass die Gewinnerländer der kommenden Saison diejenigen sind, deren Landeswährung vom Dollar abhängt. "Der starke Euro, gegenüber dem Dollar jetzt bei etwa 1,27, sorgt dafür, dass die Destinationen nicht teurer geworden sind. Die Veranstalter können preisgünstig einkaufen - und für den Urlauber sind die Nebenkosten vor Ort deutlich gesenkt", sagt Laepple. Dies gelte im Winter besonders für die wetterfesten Ziele in der Karibik, allen voran die Dominikanische Republik. "Nachdem diese Destination in den vergangenen Jahren als Billigziel in Verruf geraten ist, versucht man sie nun mit schönen, neuen Hotels an der Ostküste aufzuwerten." Nur das Heimatland des Dollars kann im Winter nicht so recht vom Niedrigkurs der Währung profitieren: "Die USA im Winter sind, abgesehen vom Städtetourismus wie Christmas-Shopping in New York, nicht so begehrt. Zudem gibt es gerade in New York selbst einen Mangel an Hotels. So hat Berlin mehr Vier- und Fünf-Sterne-Häuser als New York, das gleiche gilt für die Anzahl der Betten." Da könne es besonders vor Weihnachten, wenn auch viele Amerikaner nach NY kommen, zu Engpässen kommen.

Der prozentuale Anteil der Fernreisen aus Deutschland steigt ständig: Lag er in den vergangenen Jahren bei drei bis fünf Prozent, geht die Tendenz immer weiter nach oben und liegt derzeit bei etwa sechs Prozent. "Außerdem gibt es im Winter deutlich weniger Destinationen und gerade dort, wo Besucher hingelockt werden sollen, bieten sich Veranstalter und Hoteliers auch einen stärkeren Preiskampf", sagt Laepple. So hat die Tui mit "Tui-Stars" einen eigenen Fernreisekatalog mit besonders hochwertigen Hotels ins Programm genommen, ein ähnliches Angebot haben DerTour/Meiers Weltreisen/ADAC Reisen in ihrem "DerTour Deluxe"-Katalog. Auch exotische Fernziele steuert Meiers an: Madagaskar, Nicaragua, Kolumbien und Uruguay.

Angebote für die "Golden Agers"

Neben der Ferne versuchen die Anbieter mit speziellen Programmen zu punkten: "Ökoreisen, Sportreisen, Wellnessreisen sind die neuen Reisetrends", sagt Laepple. So schickt Neckermann Über-50-Jährige mit "Club Vital" in den Urlaub und in 55 Jahn-Reisen-Hotels gibt es Ermäßigungen für Menschen über 55. Doch natürlich stehen im Winter nach wie vor die Wintersportreisen im Mittelpunkt, ein für die Pauschalreise-Veranstalter weniger lohnendes Geschäft: "Gerade in dem Bereich organisieren sich viele Urlauber selbst, weil sie mit dem Auto anreisen oder einer Low-Cost-Fluggesellschaft. So können sie ihre Ski mitnehmen", sagt Laepple.

Ein Unbekannter, besonders im Fernreisesegment, ist jedoch der steigende Ölpreis. Je teurer das Barrel Öl, desto mehr kostet auch das Kerosin; ein Aufpreis, den die Fluggesellschaften gern auf ihre Passagiere umlegen. So haben Air France und KLM ihren Kerosin-Zuschlag auf Langstreckenflügen bereits um bis zu 7 Euro erhöht; die Lufthansa will vorerst nicht mehr Geld von ihren Fluggästen verlangen. All jenen, die vor allem kostengünstig verreisen möchten, empfiehlt Laepple daher Ägypten, das werde definitiv günstiger. "Doch auch viele andere Destinationen werden nicht oder nur marginal teurer." Sparfüchse sollten sich außerdem an die bewährten Frühbucher-Rabatte halten: "Wer weiß, dass er im Dezember oder Januar verreisen möchte, sollte diese Rabatte auf jeden Fall mitnehmen. Was man hat, das hat man."

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