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Flughafen München Erste Sperrungen wegen Aschewolke in Deutschland

Wegen der Aschewolke aus Island ist der Münchner Luftraum seit 15.00 Uhr bis auf weiteres gesperrt. Dies erklärte der Verkehrsleiter vom Dienst des Frankfurter Flughafens am Sonntag.

Die Aschewolke aus Island hat am Sonntag erneut zur Sperrung deutscher Flughäfen geführt. Auch in anderen Teilen Europas fielen zahlreiche Flüge aus. Nachdem am Samstag zunächst Teile des spanischen Luftraums gesperrt waren, traf es am Sonntagmorgen den Norden Italiens. Am Sonntagnachmittag wurden dann auch die deutschen Flughäfen München, Friedrichshafen und Augsburg vorübergehend für mehrere Stunden gesperrt. Diese Sperrung galt ausdrücklich auch für An- und Abflüge nach Sichtflugregeln.

Es werde rund 24 500 Flüge geben, etwa 500 weniger als normal, teilte die Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol in Brüssel mit. Am Samstag seien rund 200 Flüge ausgefallen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt wurden am Sonntag 31 von knapp 1400 geplanten Flügen gestrichen. Betroffen waren Flüge nach Mailand, Lissabon, aber auch in die USA. Auf den Strecken über den Atlantik kam es zu mehrstündigen Verspätungen, weil die Maschinen die Aschewolke umfliegen mussten. Die größte deutsche Airline Lufthansa strich 26 Flüge von Deutschland nach Italien und zurück.

Betroffen von der Vulkanasche in der Luft waren laut Eurocontrol Flughäfen im Norden Portugals, im Nordwesten Spaniens und im Norden Italiens. Vorübergehend seien die Flughäfen Mailand, Pisa und Florenz gesperrt. Es werde aber erwartet, dass die meisten wieder öffnen könnten. Das italienische Amt für Flugsicherheit ENAC hatte bis Sonntag 14.00 Uhr Teile des norditalienischen Luftraums geschlossen.

Die Deutsche Flugsicherung in Langen bei Frankfurt verhängte am Nachmittag ab 1500 Uhr die Sperrung der Airports in München und Umgebung. Grund sei eine hochkonzentrierte Aschewolke in dem Luftraum, erklärte ein Sprecher. Im Süden Deutschlands gab es demnach bereits am Vormittag "potenziell kontaminierte" Lufträume.

Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrsflugzeugen während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf Piloten.

Laut "Spiegel" hat Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg seine Zustimmung zu den Sichtflügen inzwischen bedauert. "Das darf sich nicht wiederholen. Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: "Don't do it" (Tue es nicht)", schrieb er nach den Angaben. Die Lufthansa wies die Kritik als Privatmeinung zurück.

Mitte April hatte die Deutsche Flugsicherung den unteren Luftraum in Deutschland für Instrumentenflüge wegen möglicher Gefahren durch die Vulkanasche gesperrt. Allerdings erlaubte das Luftfahrtbundesamt nach Rücksprache mit weiteren Behörden dann Passagierflüge nach Sichtflugregeln (VFR). Dabei müssen die Piloten Wolken umfliegen, bis sie den oberen Luftraum erreichen. In der praktizierten Form der kontrollierten Sichtflüge erhielten die Piloten weiter Unterstützung durch die Lotsen, mussten aber letztlich selbst über die Route entscheiden.

Wegen des damals wolkenlosen Himmels änderte sich für den größten Teil der Flüge die Route damals nicht. Laut "Spiegel" zwangen aber am 20. April - als über Norddeutschland eine Regenfront aufzog - tiefhängende Wolken mehrere Maschinen zu Flügen in niedriger Höhe.

Die Lufthansa verteidigte die Sichtflüge. "Das war ein absolut sauberes Verfahren", sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. "Es war absolut sicher." Es habe auch keinen einzigen Vorfall gegeben und kein Pilot habe den Dienst verweigert. Zur Kritik Steinbergs sagte Walther: "Das ist eine Privatmeinung." Steinberg habe damals dem Verfahren zugestimmt. Die Entscheidung über die Flüge treffe schließlich Flugbetriebsleiter Jürgen Raps, der auch Lufthansa-Chefpilot ist.

Raps sagte laut "Spiegel" zur Kritik Steinbergs: "Das ist seine rein persönliche Einschätzung, die sich nicht mit der Auffassung des Konzerns deckt." Wegen der Aschewolke waren Mitte April fast sechs Tage lang weite Teile des europäischen Luftraums gesperrt worden. Zehntausende Flugausfälle führten zu Schäden in Milliardenhöhe.

APN/DPA DPA

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