Jenson Button hat in einem packenden Rennen den Großen Preis von Ungarn gewonnen. Der McLaren-Pilot verwies bei schwierigen Bedingungen Sebastian Vettel im Red Bull auf den zweiten Platz. Der Titelverteidiger konnte dennoch zufrieden sein, denn seine ärgsten WM-Rivalen landeten allesamt hinter ihm.
Lewis Hamilton war lange Zeit der schnellste Mann im Feld und musste nach verpatzter Reifenstrategie und einer Durchfahrtsstrafe mit Platz vier hinter Fernando Alonso im Ferrari zufrieden sein. Vor der nun dreieinhalbwöchigen Sommerpause liegt Vettel (234 Punkte) 85 Zähler vor seinem Teamkollegen Mark Webber. Der Australier wurde Fünfter. Hamilton bleibt Dritter mit 146 Punkten vor Alonso (145).
Nico Rosberg musste sich in seinem 100. Grand Prix mit Platz neun begnügen, obwohl der Mercedes-Pilot zwischenzeitlich sogar an einem Podestplatz geschnuppert hatte. Für Michael Schumacher gab es die nächste herbe Enttäuschung: Er musste seinen Mercedes in der 28. von 70 Runden abstellen. Adrian Sutil belegte im Force India Rang 14. Timo Glock wurde im Virgin 17.
Ungarn langweilig? Von wegen!
Der Große Preis von Ungarn genießt den zweifelhaften Ruf zu den langweiligeren der Saison zu gehören, da Überholen auf der Strecke für gewöhnlich schwierig ist. Das Wetter am Hungaroring sorgte dafür, dass es anders kam.
Leichter Regen und eine feuchte Piste zwangen die Fahrer dazu, mit Intermediates an den Start zu gehen, die Karten wurden also völlig neu gemischt. Sebastian Vettel ließ sich davon nicht beeindrucken und verteidigte seine Spitzenposition beim Start ganz souverän. Die beiden McLaren von Lewis Hamilton und Jenson Button blieben dahinter, dann folgten bereits die Silberpfeile von Nico Rosberg und Michael Schumacher.
Doch das war nur eine Momentaufnahme, denn in der Anfangsphase lieferten sich die Fahrer packende Positionskämpfe. Früh wurde deutlich, dass Hamilton der schnellste Mann im Feld war, der Brite attackierte Vettel mehrfach. In der fünften Runde kam er schließlich vorbei, als Vettel abseits der Ideallinie ins Rutschen kam.
Dahinter konnten die Silberpfeile ihre Positionen nicht verteidigen. Rosberg duellierte sich mehrfach mit Ferrari-Pilot Fernando Alonso und auch Felipe Massa und Mark Webber mischten munter mit. Immer wieder fanden sich die Fahrer neben der Piste wieder.
Formationsflug auf trockener Piste
Nach zehn Runden war die hektische Anfangsphase vorbei. Die Ideallinie war weitestgehend abgetrocknet und Webber machte im Red Bull den Testpiloten für den Rest des Feldes. Er holte sich in der elften Runde weiche Reifen und war sofort schnell unterwegs.
Das war das Signal für die anderen Fahrer, die nun nach und nach ebenfalls neue Pneus aufziehen ließen. Der frühe Wechsel spülte Webber bis auf Rang vier nach vorne. Vettel war dagegen der Verlierer des ersten Rennviertels, denn nach dem Reifenwechsel musste er auch noch Jenson Button passieren lassen.
Die McLaren waren in dieser Phase klar die besten Autos auf dem Kurs.
Heidfelds Auto brennt
Das Rennen entwickelte sich nun zu einem typischen Ungarn-Grand Prix. Überholmanöver gab es fast keine mehr, im Formationsflug spulten die Fahrer ihre Runden bis zum nächsten Boxenstopp ab.
Für ungewollte Action sorgte Nick Heidfeld, dessen Lotus Renault in Runde 25 beim Reifenwechsel in der Box verdächtig zu qualmen anfing. Kaum zurück auf der Strecke brannte sein Bolide plötzlich lichterloh. Er stellte den Wagen ab, sprang aus dem Cockpit und sah noch eine kleine Explosion, in deren Folge ein paar Teile auf die Piste flogen.
Nach diesem Aufreger folgte die nächste Boxenstopp-Phase im Feld. Alle Hamilton, Button und Vettel zogen wieder weiche Reifen auf. Für Michael Schumacher endete das Rennen in Runde 28, als er sich bei einem Duell mit Massa drehte und der Mercedes danach ausrollte. Vettel war in diesem Turn schnell unterwegs, doch das Rennen steuerte jetzt erst auf die entscheidende Phase zu.
Taktische Spielchen in der Box
Bei den nächsten Stopps begannen die taktischen Spielchen. Während sich Alonso und Hamilton weiche Reifen holten, zog Red Bull bei Webber und Vettel harte Gummis auf. Die Strategie war klar, sie wollten die letzten 30 Runden ohne weiteren Stopp zu Ende fahren. McLaren reagierte entsprechend bei Jenson Button und gab ihm auch harte Pneus mit auf den Weg.
Eine weise Entscheidung. Vettel, der in der Box Alonso vorbei ziehen lassen musste, kassierte den Ferrari auf der Strecke schnell wieder und holte sich Rang drei zurück. Er und Button waren eindeutig schneller als die Rivalen mit weichen Reifen. Als dann noch in Runde 47 leichter Nieselregen auf einzelnen Abschnitten einsetzte, wurde es wieder turbulent.
Lewis Hamilton drehte sich, kam mit einem riskanten Manöver wieder auf die Piste zurück, musste Button aber vorbeiziehen lassen. Für diese Manöver wurde Hamiton später bestraft, denn Paul di Resta musste in dieser Szene ins Gras ausweichen. Urplötzlich war auch Vettel wieder an den McLaren dran. Die Bedingungen waren nun extrem schwierig und die Fahrer hatten Mühe, die Boliden auf der Piste zu halten. Attackieren vermochte Vettel seine Rivalen aber nicht, im Fall von Hamilton musste er das auch nicht.
Hamilton verzockt sich
Alonso reagierte und sich harte Reifen in der Box ab, Webber und auch Hamilton verzockten sich in dieser Phase völlig und wechselten auf Intermediates. Eine Entscheidung, die beide nach zwei Runden wieder korrigierten.
Hamilton musste dann noch seine Durchfahrtsstrafe absolvieren und fiel auf den sechsten Platz zurück. Der Brite machte zwar noch einmal zwei Ränge gut, aber das konnte ihn auch nicht trösten, denn lange Zeit sah er wie der Sieger aus. Jenson Button zeigte derweil einmal mehr wie bei dem Chaos-Rennen Montreal, dass er bei komplizierten Bedingungen am besten zurecht kommt. Er krönte mit seiner fehlerfreien und abgezockten Leistung sein 200. Grand Prix-Jubiläum.
Lars Ahrens