Das berauschende 3:0 der DFB-Auswahl gegen die Niederlande sollten Sie abhaken, denn es steht ein großartiges Bundesliga-Wochenende an. Wenn der FC Bayern den BVB empfängt und Bremen nach Mönchengladbach reist, spielen die ersten Vier gegeneinander und es könnte eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf fallen oder doch nicht?
Der Blick geht aber auch in etwas tiefere Gefilde der Tabelle, denn mit Nürnberg und Wolfsburg stehen zwei der formschwächsten Teams unter Druck. Aber während der Club auf Schalke nur geringe Chancen hat, so könnte Wolfsburgs Trainer Felix Magath gegen Hannover wieder in die Erfolgsspur finden.
1) Kann der FC Bayern auch die Dortmunder überrennen?
Es gibt in unserer Redaktion ein beliebtes Tippspiel. Bei den fünf Nachmittagspartien am Samstag wird auf den ersten Torerfolg gesetzt. Es gibt Kollegen, die prinzipiell auf Außenseiter tippen, andere meinen sogar eine Strategie zu haben und dann gibt es noch die Möglichkeit zumindest in Heimspielen immer auf die Bayern zu setzen. Denn in den letzten fünf Partien in der Allianz-Arena fiel das erste Tor in der 13. Minute, in der 8., sowie zweimal in der 5. und zuletzt gegen Nürnberg sogar in der 2. Minute.
Wie kann das sein, fragen sich nicht nur die mal wieder leer ausgegangenen Redakteure. Tatsächlich steckt dahinter eine Strategie, die vom Gegner aber auch bedient werden muss. Die Bayern gehen aggressiv drauf, zwingen das Auswärtsteam mit hoher Laufbereitschaft und Pressing zu Fehlern und wollen dies auch zu frühen Toren nutzen, um dann spätestens in der zweiten Halbzeit zurückzuschalten und Kräfte zu schonen.
Oder wie es Mario Gomez nach dem 4:0 gegen Nürnberg ausdrückte: "Dass wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr aggressiv nach vorne gespielt haben, müssen die Fans uns verzeihen. Wir müssen schon auf die nächsten Wochen schauen." Dabei fällt es dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass die Münchner in der Regel weniger laufen als ihre Gegner die Bayern laufen nur etwas mehr als 110 Kilometer pro Spiel und liegen damit am unteren Ende der Liga.
Ob der BVB sich auch einschüchtern lassen wird, hängt an den Dortmundern selbst. In der Bundesliga ließ der Meister nur ein frühes Tor zu, gegen Hoffenheim klingelte es in der 9. Minute. Allerdings sind da auch die beiden Champions League-Spiele in Marseille und Piräus, wo zwei schnelle Gegentore jeweils zu klaren Niederlagen führten.
Für Mats Hummels steht ohnehin fest, wie die Dortmunder auftreten wollen mit eigenen Ambitionen in der Offensive. "Wir dürfen nur keine Angst zeigen, müssen konsequent unser eigenes Spiel durchziehen. Dann sind auch diese Bayern schlagbar", erzählte der bei den Bayern ausgebildete Innenverteidiger gegenüber der Bild-Zeitung.
2) Ist die Meisterschaft bei einem Bayern-Sieg schon entschieden?
Trotz aller Ambitionen der Dortmunder, die in der vergangenen Saison mit dem 3:1-Sieg in München tatsächlich für eine Vorentscheidung im Titelkampf sorgten, spricht einiges für einen Heimsieg. Die Bayern stellen den besten Angriff, kassieren die wenigsten Gegentore, sie sind die stärkste Heimmannschaft und haben durch die starken internationalen Auftritte sehr viel Selbstbewusstsein getankt.
Muss die Konkurrenz also kapitulieren, wenn die drei Punkte im Topspiel an der Isar bleiben? Wie wir schon vor der Saison schrieben und auch in unserer Drittel-Bilanz bestätigten, führt völlig unabhängig vom Ausgang dieses Spiels kein Weg am FC Bayern als Deutscher Meister vorbei. Ein Sieg sorgt nur für einen größeren Vorsprung und selbst bei einer Niederlage wird sich an unserer Einschätzung nichts ändern.
3) Wer ist wichtiger: Claudio Pizarro oder Marco Reus?
Das zweite Spitzenspiel des 13. Spieltags steigt in Mönchengladbach, wo die Borussia Werder Bremen empfängt und das war so vor der Saison nicht unbedingt zu erwarten. Die Gladbacher sicherten den Klassenerhalt in der vergangenen Saison erst in der Relegation und die Bremer spielten nach Jahren voller Glanz eine so enttäuschende Saison, dass Trainer Thomas Schaaf bei fast allen anderen Clubs der Bundesliga nicht mehr im Amt wäre.
Doch der Aufschwung der beiden Teams hat Gründe. Bei den Fohlen hat Trainer Lucien Favre zunächst für Stabilität in der Defensive gesorgt und dann die bereits vorhandenen Puzzlestücke im Angriff zusammengefügt mittlerweile spielt die Borussia wieder sehr attraktiven Fußball. Bei Werder war das Potential ohnehin gegeben, die Verunsicherung ist aus den Köpfen verschwunden und ohne Ex-Kapitän Torsten Frings stimmt auch die Hierarchie in der Mannschaft wieder.
Doch sowohl in Gladbach mit Marco Reus als auch in Bremen mit Claudio Pizarro gibt es in beiden Mannschaften Spieler, die den Unterschied ausmachen. Pizarro ist an 65 Prozent der Werder-Tore beteiligt (elf Tore/vier Vorlagen), Reus bringt es mit sieben Toren und drei Assists sogar auf 67 Prozent.
Lässt man die vergangenen Spiele der Teams Revue passieren, so fällt auf, dass die Borussia trotz einer Vielzahl vergebener Torchancen von Reus auf Rang vier steht, Pizarro dagegen seine Gelegenheiten eiskalt ausnutzt und zum Alleinunterhalter im Werder-Angriff geworden ist. Gerade in den letzten Spielen haben beide ihre Wichtigkeit mit Toren unter Beweis gestellt, aber der Peruaner ist mit seiner allgegenwärtigen Präsenz noch entscheidender.
4) Geht die Magath-Rechnung auf?
Im August machte Wolfsburgs Trainer Felix Magath die Notwendigkeit von neuen Spielern und die Aufrüstung seines Kaders öffentlich. Im September, als er seine vermeintlichen Wunschspieler versammeln konnte, bat Magath um eine kleine Frist, um seine taktischen Ideen umzusetzen. Und selbst im Oktober nach dem 2:1-Sieg gegen Nürnberg bat er um "mehr Zeit", da "erst einmal Konstanz in unser Spiel" gebracht werden müsse.
Nun ist Oktober und die Magathsche Geduld ist aufgebraucht. "Je schlechter die Ergebnisse, desto größer der Druck, etwas zu tun", erzählte Magath der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Ob das Team in der Winterpause mit "zwei, vier oder fünf neuen Spielern nachgebessert wird", da wollte sich der mächtige Mann des VfL Wolfsburg noch nicht festlegen.
Ob diese Maßnahmen dann in der Rückrunde zu Erfolgen führen, können wir heute natürlich noch nicht sagen, die Neuzugänge stehen ja noch nicht fest. Aber gegen Hannover soll der eiserne Besen des Herrn Magath für den fünften Saisonsieg sorgen. Sotirios Kyrgiakos wurde wie Jan Polak und Patrick Helmes bereits aussortiert, Marco Russ hat es ohnehin schwer und die wie Russ und Kyrgiakos von Magath geholten Hrvoje Cale, Mateusz Klich und Rasmus Jönsson spielen ebenfalls keine große Rolle. Wenn in diesem Klima ein Heimsieg herausspringen sollte, hat das wohl eher mit der aktuellen Auswärtsschwäche von Hannover (vier Punkte) zu tun.
5) Kann der FC Schalke Jefferson Farfan ersetzen?
Diese Frage hat mehrere Facetten. Zunächst geht es um die Tatsache, dass sich der Peruaner bei einem Länderspiel am Knie verletzt hat und bis zur Winterpause ausfallen wird. Nun steht das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg an und hier wird der Ausfall des dynamischen Außenbahnspielers zu kompensieren sein zu formschwach präsentierte sich der Club in den letzten Wochen.
Danach reisen die Schalker aber zum Reviernachbarn Borussia Dortmund, in solchen Spielen ist Farfan schon schlechter zu ersetzen. Vielleicht kann Trainer Huub Stevens aber auch einfach nur den Ernstfall für die kommende Saison proben, denn noch steht die Vertragsverlängerung Farfans aus und es könnte zum Weggang kommen.
In jedem Fall müssen die Knappen nun ihre Spielweise anpassen, denn die Schnelligkeit Farfans bringt im Schalker Kader kein Spieler mit. Stevens wäre aber möglicherweise gut beraten, einem Spieler wie Jan Moravek das Vertrauen zu schenken. Der Tscheche durfte bisher kaum zeigen, was er kann, in Kaiserslautern gehörte er aber stets zu den prägenden Spielern. Mit ihm und Julian Draxler auf den Außenbahnen könnte das Schalker Spiel sogar an Kreativität gewinnen eine Verletzung als Chance sozusagen, auch wenn es für Farfan persönlich traurige Wochen bis Weihnachten werden.
Marcus Krämer