Samstags um 18 Uhr den Fernseher einschalten und in der "Sportschau" alle Bundesligaspiele sehen - diese Zeiten sind schon lange vorbei. In der kommenden Spielzeit wird es für Fußballfans aber so kompliziert wie nie, die Bundesliga zu verfolgen.
Grund ist die Vergabe der Übertragungsrechte durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die sich dabei nach Vorgaben des Bundeskartellamtes richten musste: Es hatte aus Wettbewerbsgründen untersagt, dass - wie bislang Sky - nur ein einziger Anbieter alle 306 Spiele der Saison überträgt. Die DFL musste sich daher neue Partner suchen und hat zahlreiche gefunden - mit handfesten Auswirkungen für die Fans.
Bundesliga-Freitagsspiele
Anpfiff zu den Fluchtlichtpartien am Freitagabend ist wie gehabt um 20.30 Uhr. Was sich ändert, ist der übertragende Sender. Nicht mehr Sky meldet sich aus den Stadien, sondern Eurosport. Außerdem neu - und gut für Fans: Das ZDF überträgt die Auftaktspiele der Hin- und Rückrunde sowie das letzte Freitagsspiel in der Hinrunde live.
Highlights der Freitagabendspiele sind 40 Minuten nach Abpfiff beim Sport-Streamingdienst DAZN zu sehen.
Samstagnachmittagsspiele
Am Sonnabend bleibt für Bundesligafans alles beim Alten: Um 15.30 Uhr beginnt Sky mit den Live-Übertragungen, entweder als Einzelspiel oder in der Konferenz, um 18.30 Uhr folgt das Topspiel. Ausschnitte aus den Nachmittagspartien zeigt die "Sportschau" in der ARD ab 18.30 Uhr, außerdem DAZN 40 Minuten nach Spielende. Im ZDF-"Sportstudio" am späten Abend können sich Zuschauer ebenfalls die Highlights (auch die des Topspiels) ansehen.
Sonntagsspiele
Die beiden Sonntagsspiele beginnen um 15.30 Uhr und - neu - um 18 Uhr. Die Liveübertragungen laufen bei Sky. Zusätzlich sollen fünf Spiele pro Saison um 13.30 Uhr stattfinden. Bei diesen ist dann wieder Eurosport der übertragende Sender. Auch am Sonntag gilt: Highlights gibt es 40 Minuten nach Spielende bei DAZN, die ARD strahlt in ihren Dritten Programmen abends ebenfalls - wie bisher - die Höhepunkte aus.
Montagsspiel
Ja, richtig gelesen: Der Ball rollt in der Bundesliga jetzt auch montags, insgesamt fünfmal in der Saison, jeweils um 20.30 Uhr. Eurosport überträgt live, Ausschnitte 40 Minuten nach Spielende bei DAZN.
Englische Wochen
Zweimal pro Saison müssen die 18 Bundesligaclubs auch unter der Woche ran: Am 5. und am 16. Spieltag beginnen die Spiele dienstags und mittwochs um 20.30 Uhr. Sky-Kunden können die Partien live verfolgen.
Relegation
Die beiden Spiele um den Auf- und Abstieg zwischen dem 16. der Bundesligatabelle und dem Dritten der zweiten Bundesliga überträgt Eurosport live. Gleiches galt auch schon für den Supercup.
Wer mischt noch mit?
Wie bisher darf Sport1 am Sonntagvormittag im "Doppelpass" Ausschnitte aus den Freitags- und Samstagsspielen zeigen. Darüber hinaus ist nach Jahren auch RTL wieder in Sachen Bundesligaübertragung mit an Bord. Das Tochterprogramm RTL Nitro zeigt montags ab 22.15 Uhr Zusammenfassungen aller Spiele der beiden höchsten deutschen Spielklassen.
Kosten und Empfang
Die Zusammenfassungen und Live-Übertragungen der Spiele bei ARD und ZDF haben wir schon mit unserem Rundfunkbeitrag bezahlt. Sport1 und RTL Nitro finanzieren die Rechte über ihre Werbeeinnahmen. Alle vier Sender sind frei empfangbar. Komplizierter und teurer wird es bei Sky, Eurosport und DAZN: Für die Zusammenfassungen bei DAZN im Internet werden monatlich 9,99 Euro fällig.
Der Pay-TV-Sender Sky setzt auf das bewährte Abomodell und verlangt derzeit 19,99 Euro monatlich im Jahres-Abo, danach steigt der Preis auf 37,49 Euro. Auch auf in Tagespass für 9,99 Euro können kurzentschlossene Zuschauer zurückgreifen. Das bisherige Versprechen "Alle Spiele, alle Tore" kann der Sender dafür allerdings nicht mehr geben.
Wer tatsächlich alle Spiele und alle Tore live sehen will, muss zusätzlich noch an Eurosport zahlen. Die Spiele werden nämlich nicht über den herkömmlichen Free-TV-Sender übertragen sondern über den Eurosport-Player im Internet und als App fürs Smartphone. Ein Jahres-Abo ist zurzeit noch für 29,99 Euro zu haben, ab dem 1. September 2017 steigt der Preis auf 49,99 Euro. Gerade um die Übertragungswege von Eurosport gab es in den vergangenen Wochen viele Querelen. Eine Einspeisung über Sky scheiterte bisher, allerdings werden die 40 Live-Spiele des Senders auch über die Satelliten-Plattform HD+ verbreitet und zusätzlich auch Amazon-Prime-Kunden zugänglich gemacht, gleiches gilt für Unitymedia- und Vodafone-Kunden.
Kritik
Kritik an den neuen Übertragungsmodalitäten entzündet sich vor allem an den Kosten: Der vom Bundeskartellamt gewünschte größere Wettbewerb unter den Anbietern führt unterm Strich dazu, dass der Fan mehr zahlen muss, wenn er das Fußball-Komplettpaket genießen will.
Auch Kneipen und Sportbars leiden unter der größeren Anzahl von Anbietern, müssen sie doch mehrere Abos abschließen, um ihren Gästen alle Spiele bieten zu können. "Für viele kleine Wirte lohnt sich das nicht, die Schmerzgrenze ist für manche schon erreicht", kritisiert Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. "Das Gemeinschaftserlebnis Fußball in der Gaststätte beziehungsweise Kneipe muss bezahlbar bleiben", fordert sie. Für Wirte ist ein Sky-Abo ohnehin wesentlich teurer als für Privatkunden. Auch die Betreiber umsatzstarker Sportkneipen sind beunruhigt. Denn viele warteten wochenlang auf Informationen der Sender, ohne diese zu bekommen. "Ich bin etwas nervös", sagt eine Münchner Wirtin. "Wir haben weder von Sky noch von Eurosport gehört."
Alternativen
Legale, kostenlose Alternativen gibt es nicht. Wer dennoch bei den Spielen live mitfiebern will, ohne viel Geld auszugeben, dem bleibt das gute alte Radio:
Die Sender der ARD übertragen die Erstligaspiele wie gewohnt live, mit der legendären Schlusskonferenz ab 16.55 Uhr. Neu im Hörfunkgeschäft ist jetzt auch Amazon. Der Streaming-Anbieter hat sich die Rechte für die Digitale Verbreitung der Übertragungen gesichert und überträgt ebenfalls alle Spiele live und in voller Länge über Amazon Music im Internet, das im Amazon-Prime-Paket für 69 Euro im Jahr enthalten ist.
