Für die Mehrheit der Deutschen hat das frühe Ausscheiden der deutschen Fußballerinnen keine Auswirkungen auf das eigene Interesse am Turnier. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom Montag gaben 52 Prozent der Befragten an, das Interesse sei weiter "unverändert klein". 17 Prozent äußerten, ihr Interesse sei weiter "sehr groß".
Die DFB-Auswahl ist allerdings nicht der einzige Titelfavorit, der frühzeitig die Heimreise antreten kann. Alle Ergebnisse der ersten K.o.-Runde im Überblick.
Frankreich vs. Marokko 4:0
Frankreichs Fußballerinnen haben Außenseiter Marokko im Achtelfinale der Weltmeisterschaft keine Chance gelassen. In Adelaide trafen Kadidiatou Diani (15. Minute), Kenza Dali (20.) und zweimal Eugénie Le Sommer (23./70.) zum nie gefährdeten 4:0 (3:0)-Sieg des WM-Mitfavoriten. Im Viertelfinale trifft die Auswahl von Trainer Hervé Renard am Samstag in Brisbane auf Gastgeber Australien (9.00 Uhr MESZ).
Nach nicht einmal einer halben Stunde Spielzeit war Marokkos WM-Märchen ausgeträumt. Die spielerisch klar überlegenen Französinnen erzielten binnen acht Minuten drei Tore, Marokkos Defensive wirkte angesichts der Kombinationsfreude des Gegners überfordert. Auch offensiv fanden die vom französischen Trainer Reynald Pedros trainierten Nordafrikanerinnen keine Mittel.
Nach der Pause ging es Frankreich vor 13.557 Zuschauerinnen und Zuschauern etwas gemächlicher an, kontrollierte aber jederzeit das einseitige Duell. Als Le Sommer eine weit geschlagene Flanke per Kopf zum 4:0 verwertete, drohte Marokko ein Debakel wie im Auftaktspiel gegen Deutschland (0:6). Doch die Französinnen gingen am Ende nicht mehr auf weitere Treffer.
Kolumbien vs. Jamaika – 1:0
Kolumbiens Fußballerinnen sind erstmals bei einer Weltmeisterschaft ins Viertelfinale eingezogen. 1:0 (0:0) siegten die Cafeteras am Dienstag vor 27.706 Zuschauerinnen und Zuschauern in Melbourne gegen Überraschungsteam Jamaika. Ein Tor von Kapitänin Catalina Usme in der 51. Minute besiegelte das Achtelfinal-Aus der einsatzfreudigen Reggae Girlz. In der Runde der letzten acht Teams spielt Kolumbien am Samstag in Sydney gegen England um den Einzug ins Halbfinale (12.30 Uhr MESZ).
Erst nach dem Seitenwechsel sahen die Fans ein Fußballspiel, das den Namen auch verdient hatte. Nach einer höchst zerfahrenen und von vielen Fouls geprägten ersten Hälfte profitierte Usme beim 1:0 von einem Stellungsfehler in der jamaikanischen Abwehr. Deneisha Blackwood hatte Ana Guzmans Flankenball unterlaufen, weshalb die Stürmerin völlig freistehend vollenden konnte.
Jamaikas beste Chance zum Ausgleich vergab direkt im Anschluss Jody Brown, die den Ball aus einem Meter an den Pfosten köpfte. Eine weitere gute Möglichkeit per Kopf ließ Drew Spence ungenutzt (82.). Viel mehr fiel der Elf von Trainer Lorne Donaldson offensiv nicht ein.
Bei Kolumbien, das in der Vorrunde Deutschland 2:1 besiegt hatte, setzte Topspielerin Linda Caicedo gegen hart verteidigende Jamaikanerinnen kaum Akzente. Stattdessen war es Leicy Santos, die in der 86. Minute die Vorentscheidung verpasste. Ihr Flugkopfball landete nur am Pfosten.
Australien vs. Dänemark 2:0
Co-Gastgeber Australien darf weiter vom WM-Titel im eigenen Land träumen. Das Fußball-Nationalteam gewann am Montag mit 2:0 (0:0) vor 75.784 Fans im Australia-Stadion im Achtelfinale gegen Dänemark. Die stark aufspielende Caitlin Foord (29. Minute) und Hayley Raso (70.) erzielten die Tore für die Elf von Cheftrainer Tony Gustavsson. Im Viertelfinale treffen die Matildas am Samstag (9.00 Uhr MESZ) in Brisbane auf Frankreich oder Marokko, die an diesem Dienstag in Adelaide ums Weiterkommen spielen (13.00 Uhr MESZ/ZDF).
Den besseren Auftakt im Achtelfinale hatten die von der neuen Bayern-Spielerin Pernille Harder angeführten Däninnen erwischt, in Führung aber ging Australien. Nach langem Pass von Mary Fowler vollendete Foord flach zum 1:0. Wenige Minuten später verpasste die Torschützin ihren zweiten Treffer nur knapp.
Nach dem Seitenwechsel verdienten sich die Matildas die Führung nachhaltig, von Dänemark kam nicht mehr viel. Rasos Flachschuss zum 2:0 sorgte für klare Verhältnisse, die Einwechslung von Superstar Sam Kerr in der 80. Minute für weiteren großen Applaus im Stadion. Die bei Chelsea unter Vertrag stehende Kapitänin erlebte nach ihrer Verletzung die ersten WM-Minuten bei diesem Turnier auf dem Platz.
England vs. Nigeria – 4:2
Auch die Engländerinnen sind eine Runde weitergekommen. Chloe Kelly verwandelte den entscheidenden Strafstoß zum 4:2 gegen Nigeria und führte ihr Team damit ins Viertelfinale. In 120 Minuten zuvor war kein Tor gefallen. Für den negativen Höhepunkt sorgte vor 49.461 Fans im Stadion Brisbane Englands Lauren James, die nach einer Tätlichkeit die Rote Karte sah (87. Minute). Im Viertelfinale treffen die Lionesses am Samstag in Sydney auf Kolumbien oder Jamaika, die an diesem Dienstag im Achtelfinale in Melbourne aufeinandertreffen (10.00 Uhr MESZ/ZDF).
Im Elfmeterschießen schoss die für den FC Bayern spielende Georgia Stanway den ersten Versuch Englands links am Tor vorbei. Doch die Nigerianerinnen Desire Oparanozie, die ebenfalls links vorbeischoss, und Michelle Alozie vergaben im Anschluss. Kelly machte schließlich alles klar. Der Europameister darf damit weiter vom ersten WM-Titel in der Geschichte des englischen Frauenfußballs träumen. Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Frankreich war England im Halbfinale an den USA (1:2) gescheitert.
Die Engländerinnen taten sich gegen Nigeria über die komplette Spielzeit äußerst schwer, die vielversprechenderen Chancen besaßen die Westafrikanerinnen. Ashleigh Plumptre (17.) und Uchenna Kanu (47.), die jeweils nur die Latte des englischen Tores trafen, vergaben die besten. Einen bereits für England gegebenen Strafstoß nach einem leichten Stoß von Rasheedat Ajibade gegen Rachel Daly nahm Schiedsrichterin Melissa Borjas aus Honduras nach Ansicht der TV-Bilder wieder zurück (31.).
Kurz vor Ende der regulären Spielzeit leistete sich James eine Unsportlichkeit, als sie nach einem bereits abgepfiffenen Zweikampf gegen die am Boden liegende Michelle Alozie nachtrat. Die Unparteiische, die Englands Topschützin (3 Turniertore) zunächst die Gelbe Karte gezeigt hatte, revidierte ihre Entscheidung nach Ansicht der Videobilder und zeigte glatt Rot.
England setzte in der 30-minütigen Verlängerung kaum offensive Akzente, den frischeren Eindruck machte Nigeria. Allein an zwingenden Chancen mangelte es der Elf von Trainer Randy Waldrum - das sollte sich im anschließenden Elfmeterschießen rächen.
Schweden vs. USA – 5:4
Die Titelverteidigerinnen und Rekordsiegerinnen aus den USA scheiterten an Schweden – und das dramatisch. Beim 4:5 (0:0, 0:0) im Elfmeterschießen wurde der entscheidende schwedische Treffer von Lina Hurtig per Torlinientechnik überprüft, der Ball war nur ganz knapp hinter der Linie. Mit Tränen in den Augen versuchte Megan Rapinoe, ihre völlig aufgelösten Mitspielerinnen zu trösten. Doch die weltbekannte Starspielerin der USA wurde von ihren Gefühlen ebenso überwältigt.
Der viermalige Weltmeister hatte eine Endrunde bislang nie schlechter als auf Platz drei beendet, in diesem Sommer allerdings auch schon in der Vorrunde zittern müssen. Trainer Vlatko Andonovski versammelte seine niedergeschlagenen Spielerinnen nach dem Schlusspfiff lange auf dem Rasen – sein Job dürfte infrage stehen.
"Es fühlt sich wie ein Alptraum an", sagte Kapitänin Alex Morgan. "Das Team hat alles gegeben." Im Elfmeterschießen hatten Rapinoe, Sophia Smith und Kelley O'Hara vergeben, für die 38 Jahre alte Rapinoe endete ihre enorm erfolgreiche WM-Geschichte bei ihrem letzten Turnier mit einer riesigen Enttäuschung.
Die Schwedinnen feierten ihren Coup dagegen ausgelassen, in der regulären Spielzeit waren sie deutlich unterlegen gewesen. Nur mit großer Mühe und dank der starken Torhüterin Zecira Musovic rettete sich Schweden ins Elfmeterschießen. Im Viertelfinale geht es am Freitag (9.30 Uhr MESZ) gegen Japan. "Ich bin so glücklich, ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben, wir haben als Team gekämpft", sagte Magdalena Eriksson in der ARD. Im Stadion wurde der Partysong "Dancing Queen" von Schwedens Ikonen-Band Abba gespielt.
Niederlande vs. Südafrika – 2:0
Die Fußballerinnen der Niederlande dürfen ebenfalls weiter auf den ersten WM-Titel ihrer Geschichte hoffen. Das Team des früheren Bundesliga-Trainers Andries Jonker setzte sich gegen Südafrika mit 2:0 (1:0) durch. Im Viertelfinale trifft der WM-Finalist von 2019 am Freitag (3:00 Uhr MESZ) damit auf Spanien.
Im Football Stadium von Sydney brachte die frühere Münchnerin und Wolfsburgerin Jill Roord die Favoritinnen nach einer Ecke früh in Führung (9.). Die Südafrikanerinnen hielten gut mit, mussten noch in der ersten Halbzeit allerdings zweimal verletzungsbedingt wechseln. In der zweiten Hälfte sorgte Lineth Beerensteyn nach einem schweren Fehler von Südafrikas Torhüterin Kaylin Swart für den Endstand (68.).
Japan vs. Norwegen – 3:1
Auch Japans Fußballerinnen haben ihren Siegeszug fortgesetzt. In der Begegnung zweier ehemaliger Weltmeister in Wellington gewann die Mannschaft von Trainer Futoshi Ikeda am Samstag gegen Norwegen mit 3:1 (1:1).
Japan war früh durch ein Eigentor der Norwegerin Ingrid Syrstad Engen (15. Minute) in Führung gegangen, musste aber kurz darauf den Ausgleich von Guro Reiten (20.) hinnehmen. Es war im vierten Spiel der erste Gegentreffer bei der Endrunde für das Team überhaupt. Risa Shimizu (50.) und Hinata Miyazawa (81.) machten in der zweiten Halbzeit jedoch alles klar.
Die Japanerinnen hatten in der Vorrunde mit drei Siegen beeindruckt, selbst elf Tore geschossen und kein einziges hinnehmen müssen. Die Weltmeisterinnen von 2011 spielten offensiv mutig und wurden früh belohnt. Eine Flanke von Miyazawa wurde von Engen unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht. Auch nach dem schnellen Gegentreffer beherrschten die disziplinierten Japanerinnen das Geschehen wieder ohne größere Probleme.
Norwegen, Weltmeister von 1995, enttäuschte in der zweiten Halbzeit und hatte in der Offensive kaum Chance auf einen weiteren Treffer. Auch die Einwechslung der ehemaligen Weltfußballerin Ada Hegerberg eine Viertelstunde vor Schluss konnte das nicht ändern. Die 28-Jährige konnte wegen Leistenproblemen bei der Weltmeisterschaft deutlich weniger als erhofft zum Einsatz kommen.
Schweiz vs. Spanien – 1:5
Spaniens Fußballerinnen haben als erste das Viertelfinale erreicht. In Auckland wurde das Team von Jorge Vilda seiner Favoritenrolle gerecht und bezwang die von Inka Grings trainierte Schweiz mit 5:1 (4:1).
Die überragende Aitana Bonmatí (5. und 36. Minute), Alba Redondo (17.), Laia Codina (45.) und Jennifer Hermoso (70.) erzielten die Tore der in allen Belangen überlegenen Spanierinnen im Eden Park. Nach einem Eigentor durch Laia Codina (11.) hatten die Schweizerinnen in der Anfangsphase der ersten Achtelfinal-Begegnung dieser Weltmeisterschaft kurzzeitig Hoffnung geschöpft.
Die Schweizerinnen hatten die Vorrunde ohne Gegentor überstanden. Inka Grings hatte auch deshalb keine personellen Veränderungen vorgenommen. Spaniens Jorge Vilda wechselte nach dem 0:4 gegen Japan gleich auf fünf Positionen und setzte seine Starspielerin Alexia Putellas auf die Bank. Die Wechsel zahlten sich aus, die Spanierinnen dominierte und zogen zum ersten Mal in ein WM-Viertelfinale ein.
Tränen gab es nach dem Abpfiff bei der Schweizer Torhüterin Gaëlle Thalmann. Die 37-Jährige beendet nach 109 Länderspielen ihre Nationalmannschaftskarriere.