Knapp 16 Monate vor der WM ist die Euphorie in der Fußball-Bundesliga vor dem Start in die Rückrunde ungebrochen. Doch trotz steigender Zuschauerzahlen, höherer Sponsorengelder und supermoderner Arenen hat DFB-Präsident Theo Zwanziger die Klubs vor einer Überschuldung gewarnt. "Mein Ratschlag ist, Vorsicht bei Investitionen und der Aufnahme von Verbindlichkeiten walten zu lassen", sagte Zwanziger. Auch Uli Hoeneß, Manager des Rekordmeisters FC Bayern München, kritisierte vor dem Rückrundenauftakt gegen den Hamburger SV das Finanzgebaren der Revierclubs Borussia Dortmund und des FC Schalke 04. "Wer alles auf Pump macht, geht unter. Nur wer auf Dauer seine Finanzen in Ordnung hat, wird Bayern bekämpfen können", meinte Hoeneß.
Damit hat der Bayern-Manager nach der 40-tägigen Winterpause rechtzeitig zur Attacke gegen die Konkurrenz geblasen. Denn der punktgleiche Verfolger aus Gelsenkirchen hat sich öffentlich zu seinen Ambitionen auf den Titel bekannt. "Natürlich wollen wir deutscher Meister werden", sagte Schalkes Trainer Ralf Rangnick, den vor dem Spiel gegen Meister Werder Bremen aber Verletzungssorgen plagen. Beim Titelträger von der Weser liegen nach der Kopfnuss- Affäre von Johan Micoud gegen Fabian Ernst sogar die Nerven blank. Und der Tabellendritte VfB Stuttgart muss neben der langen Verletzungspause von Philipp Lahm auch den Verlust von Torhüter Timo Hildebrand zum Saisonende hinnehmen.
Trotz der spannenden Konstellation an der Tabellenspitze haben sich vor allem die Top-Teams während der zweiten Transferperiode vom 1. bis 31. Januar zurückgehalten und nur punktuell verstärkt. Millionenbeträge für neue Profis wurden dabei nicht ausgegeben. Auf große Einkaufstour hat sich lediglich Borussia Mönchengladbach begeben, ohne dabei besonders tief in die Tasche zu greifen.
Dem Wunsch des neuen Trainers Dick Advocaat entsprechend wurden gleich fünf neue Spieler verpflichtet, dazu gesellen sich noch zwei Nachwuchskräfte. "Natürlich ist das auch eine Reparatur der Transfers vom Sommer. Aber wir sind froh, dass wir fünf neue Spieler bekommen haben", sagte Borussias Sportdirektor Christian Hochstätter. Einen überraschenden Transfer-Coup leistete sich der FC Bayern mit der Verpflichtung von Rückkehrer Bixente Lizarazu.
Den prominentesten Neuzugang konnte allerdings Bayer Leverkusen präsentieren. Drei Tage vor Rückrundenstart heuerte Rudi Völler zum zweiten Male nach 1996 als Sportchef unter dem Bayer-Kreuz an. Der ehemalige DFB-Teamchef hat sich somit zunächst gegen eine weitere Trainertätigkeit entschieden. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser begrüßte Völler als "Ikone des Weltfußballs". Als Teil der Geschäftsleitung soll Völler nun bei Bayer der neue starke Mann neben Wolfgang Holzhäuser werden.
International wieder konkurreznfähig
Mit insgesamt sechs Klubs, die im Europapokal überwintern, hat der deutsche Fußball im Jahr vor der WM auch seinen internationalen Ruf aufgebessert. In Bayern München, Meister Werder Bremen und Bayer Leverkusen stehen gleich drei Mannschaften im Achtelfinale der Champions League, der FC Schalke 04, der VfB Stuttgart und Aachen bleiben im UEFA-Cup-Rennen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht darin einen Aufwärtstrend. "Es boomt, die Stadien sind voll, in Europa gibt es Erfolge - es ist generell eine Aufbruchstimmung da. So kann es weitergehen."