Fußball-Bundesliga Stuttgart zerlegt Bremen

Der VfB Stuttgart hat Werder Bremen mit 6:0 auseinandergenommen und das Team von Thomas Schaaf tiefer in die Krise gestürzt. Bayer Leverkusen drehte das Spiel gegen Kaiserslautern und Borussia Dortmund deklassierte Hannover.

Der VfB Stuttgart hat die Krise bei Werder Bremen dramatisch verschärft. Durch das überzeugende und hoch verdiente 6:0 verließ der VfB die Abstiegsränge, während die erschreckend schwachen Bremer ihre vierte Niederlage in nur 13 Tagen kassierten. Bayer Leverkusen schob sich durch einen klaren Sieg gegen Kaiserslautern auf den dritten Rang vor. Mit einem eindrucksvollen 4:0-Sieg bei Hannover 96 baute Borussia Dortmund seine Tabellenführung aus. Der BVB hat jetzt vier Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten Mainz und ganze zwölf vor dem FC Bayern.

Der VfB Stuttgart verpasste am frühen Sonntagabend Gegner Werder Bremen ein Abreibung. Durch Tore von Ciprian Marica (10.) und Nationalspieler Cacau (31., 45.) mit einem Doppelpack trafen vor 39.500 Zuschauern schon in der ersten Hälfte. Nach der Pause machten Christian Gentner (68.), Georg Niedermeier (73.) und Arthur Boka (87.) mit ihren Toren die Werder-Demütigung und vierthöchste Auswärts-Niederlage der Bremer in der Bundesliga-Geschichte perfekt. Für den VfB war es nur der zweithöchste Saisonsieg nach dem 7:0 über Mönchengladbach, für Werder die höchste Pleite seit dem 1:7 gegen die Gladbacher im März 1987.

Schaaf: eine eindeutige Sache


"Das war eine eindeutige Sache. Wir haben in keinster Weise Gegenwehr gezeigt. Wir waren ein guter Sparringspartner", stellte Werders Trainer Thomas Schaaf ernüchtert fest. "Wir waren ohne jegliche Aggressivität, ohne Zweikampfführung. Dann verliert man ein ein Spiel so." Der starke Stuttgarter Christian Träsch konnte indes zufrieden sein: "Das war ein intensives Spiel. Wir heute verdient gewonnen. Wir wollten ein Zeichen setzten, und das ist uns gelungen."

Dieses Zeichen wäre noch deutlicher ausgefallen, wenn Cacau (61.) nicht noch einen Foulelfmeter gegen seinen Nationalmannschafts-Kollegen Tim Wiese verschossen hätte. Nicht besser machte es allerdings Werders Kapitän Torsten Frings (24.). Er verschoss erstmals nach sechs Jahren einen Elfmeter. Während die Stuttgarter (10) sich auf Rang 14 verbesserten, bleiben die Bremer im Mittelfeld stecken. Erschreckend: Mit 27 Toren haben sie die zweitmeisten Gegentreffer nach Schlusslicht Borussia Mönchengladbach (33) kassiert.

Beide Teams mit Personalproblemen


Beide Teams plagten Personalprobleme. Den Schwaben fehlten allein sieben Spieler, bei Werder sah es nicht viel anders aus. Die Stuttgarter konnten den Spieler-Aderlass besser verkraften. Nahtlos knüpften sie an die gute Leistung vom 3:0 aus dem Europa-League-Spiel bei Getafe in Spanien an: aggressiv, schnell, kombinationssicher und konsequent bei der Chancenauswertung. Vor allem die Umstellung in der Mittelfeld-Zentrale zahlte sich aus: Erstmals hatte VfB-Trainer Jens Keller sein Wunschduo Träsch und Gentner aufbieten können - und durfte sich bestätigt fühlen.

Schon zur Halbzeit war die Partie entschieden. Die Bremer gingen zwar das hohe Tempo des VfB mit, doch erneut machte das dilettantische Defensivverhalten alle Bemühungen des Champions-League-Teilnehmers zunichte. "Wir haben uns ziemlich dumm angestellt bei den Gegentreffern", ärgerte sich Clubchef Klaus Allofs zur Pause.

Ballverluste im Mittelfeld


So hatte Werders Stürmerstar Claudio Pizarro den Führungstreffer der Stuttgarter durch den starken Marica ermöglicht. Im Mittelfeld hatte er den Ball per Hacke gespielt - und prompt verloren. Auch den Toren von Cacau waren unerklärliche Fehler in der Deckung vorausgegangen. Nur dem überragenden Keeper Wiese hatten es die Gäste zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer wurde.

Auch nach dem Wechsel änderte sich nichts am Bild. Die Bremer bemühten sich, mitzuspielen, Stuttgart lauerte auf seine Chancen - und bekam sie. Cacau scheiterte zwar mit einem Strafstoß, doch Gentner, Niedermeier und Boka setzten wenig später die Schlusspunkte im Torreigen.

Leverkusen erobert dritten Tabellenplatz


Bayer Leverkusen verbesserte sich durch das 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern auf Platz drei. Vor 29.794 Zuschauern in der fast ausverkauften BayArena drehten Doppel- Torschütze Sidney Sam (38./84 Minute) und Patrick Helmes (68.) die frühere Lauterer Führung durch Florian Dick (15.).

Die "Roten Teufel" sind seit 16 Jahren in Leverkusen ohne Sieg und stecken mit zehn Zählern als 15. weiter im Tabellenkeller fest. Neben Sam, der gegen seinen Ex-Verein die entscheidenden Tore erzielte und beim 3:1 einen Treffer der Marke "Tor des Monats" vollbrachte, überragte bei Bayer Renato Augusto. Der Brasilianer gab bei seinem Comeback nach einer Knieverletzung dem Spiel der Rheinländer Format und Klasse.

Dortmund bleibt Maß aller Dinge


Die Konkurrenz blickt neidisch nach Dortmund, das nach dem klaren Sieg gegen Hannover einsam seine Kreise an der Tabellenspitze zieht. Der Japaner Shinji Kagawa (11.) mit seinem fünften Saisontor, Lucas Barrios (72.) mit seinem Tor Nummer sechs, Robert Lewandowski (81.) und Jakob Blaszczykowski (90.+1) trafen vor 49.000 Zuchauern für die überlegenen Gäste, die mit 27 Toren weiter auch die beste Offensive der Liga stellen.

Hannover verlor zudem zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen Karim Haggui durch Rote Karte (77.) - Nuri Sahin scheiterte mit dem fälligen Elfmeter an 96-Schlussmann Florian Fromlowitz. Nach dem 19. Pflichtspiel der Dortmunder dürfte das BVB-Wertpapier in der kommenden Woche auf dem Aktienmarkt weiter steigen.

"Deutscher Meister wird nur der BVB", skandierten die BVB-Fans euphorisch. "Die Leistung war sehr gut", meinte BVB-Keeper Roman Weidenfeller cool, wollte aber von Titelambitonen nichts wissen: "Wir spielen eine ganz tolle Saison, aber nicht mehr und nicht weniger." Auch Hannovers Trainer Mirko Slomka erkennte den Klassenutnerschied neidlos an. "Der BVB war stärker als wir. Bei allen vier Toren haben wir vier haarsträubende Fehler zuvor gemacht", kommentierte Slomka die zweite Heimpleite - und die zweite 0:4-Niederlage in Folge.

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