Wir haben uns in der zweiten Liga umgeschaut, um Talente zu finden, die auch in der Eliteklasse bestehen können. Zehn von Ihnen stellen wir in diesem Artikel vor. Einige von ihnen haben schon Verträge bei einem Club der Eliteklasse einheimsen können, andere sind dort im Gespräch und andere sollen und wollen sich im Unterhaus weiterentwickeln, um später den Schritt ins Rampenlicht des deutschen Fußballs zu wagen.
Spieler, die mit ihren Clubs aufgestiegen oder kurz davor sind, haben wir außen vorgelassen, denn natürlich finden sich bei der SpVgg Greuther Fürth, bei Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf zahlreiche Talente, die jederzeit in dieser Aufzählung auftauchen könnten. Schließlich haben sie den Aufstieg in die Bundesliga ohne Clubwechsel geschafft oder sind, wenn sie für die Fortuna spielen, drauf und dran, sich ihren Traum zu erfüllen.
Wie schwer der Sprung in die Startformation eines Bundesligisten ist, davon können die Profis erzählen, die im vergangenen Sommer wie der Torschützenkönig der vorvergangenen Saison Nils Petersen, Matthias Zimmermann oder Zoltan Stieber ihr Glück in der höchsten Spielklasse suchten und mit den einen oder anderen Startschwierigkeiten zu kämpfen hatten und haben.
Leonardo Bittencourt (Energie Cottbus)
Leonardo Bittencourt (18) war keine fünf Jahre alt, als sein Vater Franklin 1998 vom FC Energie Cottbus als Stürmer verpflichtet wurde. Das Talent wurde ihm also in die Wiege gelegt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis er beim Club seines Erzeugers, der auch nach seiner Karriere dem FCE bis heute wertvolle Dienste leistet, angemeldet und für gut befunden wurde. Die leitenden Personen in Cottbus waren sich schnell einig, das Talent, das in den Juniorenmannschaften erfolgreich spielte, mit einem langfristigen Vertrag auszustatten.
Das sollte sich auszahlen. Denn kurz nach seinem Debüt in der zweiten Liga am 16. April des vergangenen Jahres war auch schon die halbe Bundesliga hinter Bittencourt her. Am Ende machte Borussia Dortmund das Rennen und legte gut drei Millionen Euro auf den Tisch, um den wieselflinken Mittelfeldspieler für vier Jahre zu verpflichten. Doch die Konkurrenz in Dortmund ist riesengroß. Vielleicht sollte der Noch-Cottbuser deshalb einmal seinen früheren Vereinskollegen Petersen anrufen, der nach seinem ersten Jahr bei den Bayern einiges zu berichten haben wird.
Hakan Calhanoglu (Karlsruher SC)
Aktuell befindet sich der Karlsruher SC noch im Abstiegskampf. Die Fehlentscheidung, Jörn Andersen als Feuerwehrmann zu verpflichten, wirkt eben nach. Der frühere Torschützenkönig der Bundesliga hat wenig bewirkt rund um den Wildpark. Doch ein Spieler dürfte Andersen dankbar sein.
Hakan Calhanoglu (18) entstammt der Jugend des Sepp Herberger-Clubs Waldhof Mannheim. Vor drei Jahren wechselte er nach Karlsruhe. Andersen ließ den türkischen Junioren-Nationalspieler im Winter an der Vorbereitung auf die Rückrunde teilhaben und schickte ihn gegen Aue am 20. Spieltag auch gleich auf den Platz. Das Debüt gelang mit zwei Torvorlagen, die den Sieg brachten. Seitdem stand der Mittelfeldspieler bis auf einmal immer in der Startformation der Karlsruher. Es verwundert nicht, dass Calhanoglu schon längst auf dem Beobachtungszettel der Bundesligaclubs steht. So soll der Hamburger SV verstärkt Interesse zeigen.
Marcel Correia (Eintracht Braunschweig)
Einen Umweg in seiner Karriere muss aktuell Marcel Correia (22) nehmen. Der in der Pfalz geborene Verteidiger trug nur die Farben eines Clubs, die des 1. FC Kaiserslautern natürlich. Doch konnte er sich dort nie durchsetzen, weshalb es ihn im vergangenen Sommer nach Braunschweig verschlug. Das war keine schlechte Wahl. Die Eintracht war gerade mit Trainer Torsten Lieberknecht aufgestiegen und der deutsche Meister von 1967 startete rasant in sein Zweitligaabenteuer.
Dies galt auch für Correia, der bis zu einem Innenbandriss fester Bestandteil einer der besten Defensivreihen der Liga war. Nach vier Monaten Pause feierte er gegen Union Berlin am 31. Spieltag sein Comeback und spielte sich gleich wieder in die Stammformation. Zum Saisonabschluss gelang ihm gegen Ingolstadt dann auch der erste Treffer. Entwickelt er sich so weiter, wird sich der Karriereumweg gelohnt haben. Die Roten Teufel haben indes selbst den Weg in die Zweitklassigkeit eingeschlagen.
André Hoffmann (MSV Duisburg)
André Hoffmann (19) ist ein Kind des Ruhrgebiets. Am Föhrenweg beim SuS Harzopf in Essen machte er seine ersten Bekanntschaften mit dem runden Leder. Kennen Sie nicht? Müssen Sie auch nicht, denn über Phoenix Essen landete der Defensivspieler schon im Alter von neun Jahren beim MSV Duisburg. Er durchlief alle Juniorenmannschaften des DFB und feierte am ersten Spieltag der vergangenen Saison seine Premiere im Profifußball.
Diese gelang mehr schlecht als recht, weshalb er nach gut einer Stunde ausgewechselt wurde und ein paar Spiele erst einmal von der Bank aus betrachtete. Doch als er am zehnten Spieltag die nächste Chance erhielt, griff er zu. Seitdem verpasste Hoffmann lediglich drei Partien. Der zweikampfstarke Nachwuchsspieler hat in der Winterpause seinen Vertrag noch einmal um zwei Jahre bis 2015 verlängert, obwohl ihn die Clubs der Bundesliga lockten. Vorerst ist er aber erst einmal daran interessiert, weitere Spielpraxis zu erwerben. Die wird er in Duisburg sicherlich erhalten.
Takashi Inui (VfL Bochum)
Den Start der letzten Saison verpasste Takashi Inui (23) noch, da der VfL Bochum das japanische Juwel erst Ende Juli verpflichtete. So debütierte der ungemein trickreiche Mittelfeldspieler gegen den FC St. Pauli. Trotz einer Niederlage, die den ungünstigen Saisonverlauf des VfL bereits andeutete, überzeugte Inui von Beginn an. Der Nationalspieler seines Landes gefällt durch Kreativität, Torgefährlichkeit und Übersicht. Für die klammen Bochumer ist er nach dem Verkauf von Chong Tese die nächste Garantie für Millionen. Denn eines ist klar: Der Mann gehört in die Bundesliga, wo zur Zeit ja eh eine regelrechte Japan-Hysterie ausgebrochen ist. Der Vorteil Inuis liegt dabei auf der Hand. Nach einem Jahr in Europa kennt er den deutschen Alltag und die Marotten.
Andreas Luthe (VfL Bochum)
Der VfL Bochum spielte in der Tat eine bescheidene Saison. Nicht wenige Anhänger meinen gar, dass ohne Andreas Luthe ein noch sehr viel beängstigender Abstiegskampf an der Ruhr gedroht hätte. Seit er am fünften Spieltag der vorvergangenen Saison den Posten im Tor übernahm, hat er lediglich eine Partie verpasst, und zwar die letzte aufgrund einer Schulterverletzung.
Mit teilweise überragenden Leistungen hat der Keeper einen großen Anteil, dass der Klassenerhalt vor dem letzten Spieltag geklärt war. Nun ist Werder Bremen auf der Suche nach einem Nachfolger für Tim Wiese und soll Luthe in Betracht ziehen. Für die klammen Bochumer ist das ein zweischneidiges Schwert und erst recht für die Fans. Bei wohl keiner anderen Position auf dem Feld möchte man so sehr Konstanz haben wie beim Torhüter. Die raue Luft der Bundesliga kennt der 25-Jährige allerdings schon. Im Abstiegsjahr der Bochumer hütete er dreimal das Tor des VfL.
Mickael Poté (Dynamo Dresden)
Etwas älter ist auch schon Mickael Poté. Der Nationalspieler des Benin zählt mittlerweile schon 27 Lenze. Nach einigen mehr oder wenigen erfolglosen Jahren in seinem Geburtsland Frankreich wechselte er im letzten Sommer zu Dynamo Dresden. Nach einer Eingewöhnungszeit machte er das, wofür er verpflichtet wurde. Der Torjäger verdrängte Pavel Fort, erzielte in 27 Begegnungen zwölf Treffer und legte nebenbei noch fünfmal auf für die Kollegen.
Bis 2014 steht Poté noch unter Vertrag an der Elbe. Soll der Sprung nach oben noch gelingen, muss der spielfreudige Stürmer diese Leistungen wiederholen. Dann allerdings ohne Zlatko Dedic, mit dem er sich blendend auf dem Feld verstand. Denn dieser war nur ausgeliehen vom VfL Bochum und dort wird dringend ein Torjäger gebraucht.
Nick Proschwitz (SC Paderborn)
Sicherlich nicht zum VfL Bochum wechseln wird Nick Proschwitz. Vor Jahren wären die Westdeutschen, bei denen früher nicht nur Stefan Kuntz zum Torschützenkönig avancierte, sicherlich ein aussichtsreicher Kandidat für den Torschützenkönig der zweiten Liga gewesen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der SC Paderborn stand am Ende weit vor den Bochumern in der Tabelle.
Auch Proschwitz gehört schon zum etwas älteren Kaliber. Der 25-Jährige wechselte bisher beinahe jährlich seine Clubs. Da es nie zum Durchbruch nach ganz oben reichte, wählte auch er den Karriereumweg über Lichtenstein und die Schweiz. Vor einem Jahr kehrte er nach Deutschland zurück. Ob es schon für das Oberhaus reicht? Aber auch die Nachfolge Lukas Podolskis, nein nicht in der Nationalmannschaft sondern beim Absteiger aus Käöln, wäre sicherlich ein weiterer Schritt auf der Leiter nach oben.
Lasse Sobiech (FC St. Pauli)
Es gibt nicht wenige Fans rund um das Millerntor, die meinen, mit einem gesunden Lasse Sobiech (21) wäre man aufgestiegen. Die Leihgabe aus Dortmund verletzte sich am neunten Spieltag gegen Aue, als sie schmerzhafte Erfahrungen mit dem Torpfosten machte. Erst am 31. Spieltag feierte Sobiech sein Comeback. In den insgesamt nur dreizehn Partien, die er für den FC St. Pauli bestritt, überzeugte der Innenverteidiger die Kritiker.
Als Herr der Lüfte dominierte er den eigenen Strafraum. Gegen Paderborn am letzten Spieltag klappte es dann auch vorne, als er einen Eckstoß wuchtig mit dem Schädel ins Tor rammte. Die Anhänger der Braun-Weißen wissen, dass die Chancen auf ein weiteres Jahr Leihe fast aussichtslos sind. Der lange Dortmunder Westfale will Erfahrungen in der ersten Liga sammeln. Der Aufstieg wurde bekanntlich knapp verpasst, ja weil
Kevin Volland (1860 München)
Auch Kevin Volland (19) ist eine Leihgabe aus der Bundesliga. Der Sohn des früheren Eishockeynationalspielers Andreas begann seine sportliche Karriere ebenso auf Kufen ganz wie es sich für einen Allgäuer gehört. Doch er wechselte schon bald die Sportart. Seitdem durchlief Volland alle Juniorenteams des DFB. Vor fünf Jahren kam er in die Jugend von 1860 München. Dort debütierte er vor gut zwanzig Monaten in der zweiten Liga.
Seitdem erzielte der schussstarke und immer den Weg zum Tor suchende Goalgetter 19 Treffer. Schon im Winter 2011 unterschrieb er einen Vertrag bis 2015 bei 1899 Hoffenheim. Volland durfte aber noch eine komplette Saison bei den Löwen bleiben. Nun verlässt er den Club Richtung Baden. Mit ihm gehen drei weitere Stammspieler, und zwar Stefan Aigner, Dorde Rakic und Antonio Rukavina. So spricht vieles dafür, dass die Löwen Volland auf dem Platz für längere Zeit nicht wiedersehen.
Uwe Toebe