Zum ungünstigsten Zeitpunkt ist der FC Schalke 04 in eine sportliche Mini-Krise geschlittert. So werden die beiden richtungweisenden Duelle im Uefa-Pokal-Viertelfinale bei Levski Sofia an diesem Donnerstag (19.00 Uhr/ZDF) und in der Bundesliga gegen den Hamburger SV am Sonntag für Spieler und Trainer Mirko Slomka zum Charaktertest. "Wir müssen uns steigern gegenüber den letzten Partien. Sofia ist ein schwerer Brocken, der gute Gegner ausgeschaltet hat", warnte Slomka vor dem Hinspiel beim 23-maligen bulgarischen Meister im mit knapp 40.000 Zuschauern ausverkauften Stadion Vassil Levski.
Nachdem es in der Rückrunde stetig bergauf gegangen war, folgten zuletzt zwei Dämpfer bei Bayern München (0:3) und gegen Wolfsburg (2:2). Nun steht Slomka vor seiner ersten Bewährungsprobe als "Krisenmanager". Ihm muss es gelingen, die physisch und psychisch leicht angeschlagenen Profis aus dem Motivationsloch zu holen. Doch der 38-Jährige geht davon aus, dass die Elf die entsprechende Reaktion zeigt. "Die Spieler sind keine Maschinen. Gegen Wolfsburg ließ nach der Führung die Konzentration nach. Hier müssen wir 90 Minuten präsent sein", sagte Slomka nach der Ankunft in der bulgarischen Hauptstadt am Mittwoch bei frühlingshaften Temperaturen um 21 Grad.
"Wollen ins Finale"
Immerhin hat der Coach kaum Personalsorgen. Marcelo Bordon und Dario Rodriguez sind fit, für den gesperrten Brasilianer Rafinha wird Hamit Altintop in die Startelf rücken. Slomka erwägt zudem, mit drei Spitzen zu agieren. Dann müsste wohl Zlatan Bajramovic weichen, und Sören Larsen würde neben Gerald Asamoah und Kevin Kuranyi stürmen. Der Coach ließ sich aber nicht in die Karten schauen: «Ich bin froh, dass wir beide Systeme erfolgreich spielen können.»
So oder so, der Druck ist immens. Es steht viel auf dem Spiel - sportlich wie wirtschaftlich. Im Misserfolgsfall würden innerhalb von nur drei Tagen zwei große Ziele in weite Ferne rücken: Der erstmalige Einzug ins europäische Halbfinale seit dem UEFA-Cup-Triumph 1997 und die finanziell wichtige abermalige Champions-League-Qualifikation. "Wir wollen ins Finale und in der Bundesliga unter die ersten Drei. Daher müssen wir hundertprozentig konzentriert in beide Spiele gehen", sagte der Däne Christian Poulsen.
Wiedersehen mit Daniel Borimirow
Dass Schalke nach dem Ausscheiden der übrigen Bundesligisten der letzte deutsche Vertreter auf Europas Fußball-Bühne ist, macht die Aufgabe nach Ansicht von Andreas Müller nicht leichter. "Die Sorge ist groß, dass die Bundesliga in der Fünfjahreswertung weiter abrutscht. Deutschland schaut jetzt auf uns", sagte der Teammanager, der den hochwertigen Kader in einem "Reifeprozess" sieht. Gegen Levski und den HSV müsse die Elf "nach dem kleinen Hänger" in die Erfolgsspur zurückfinden: "Die Spieler sind jetzt in Zugzwang."
Die von Stanimir Stoilow (39) trainierten Bulgaren gelten als technisch versiertes und vor allem daheim defensiv starkes Team. Zu den Stützen des Tabellen-Zweiten gehört neben den Nationalspielern Elin Topusakow, Asen Bukarew und Dimitar Telkijski auch der 36 Jahre alte Daniel Borimirow, der für den TSV München 1860 (1995-2004) 214 Erstligaspiele (33 Tore) bestritt. In den zurückliegenden Runden schaltete Levski in Artmedia Bratislava und Udinese Calcio zwei Champions-League-Teilnehmer aus. Borimirow verspricht dem Favoriten einen heißen Tanz: "Es wird sicher nicht einfach für Schalke."
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Levski Sofia: Petkow - Milanow, Topusakow, Tomasic, Wagner - Telkijski, Bardon, Borimirow, Stanislaw Angelow - Domowchijski, Jowow
FC Schalke 04:
Rost - Altintop, Bordon, Krstajic, Kobiaschwili - Ernst, Poulsen, Lincoln, Asamoah, Kuranyi, Larsen
Schiedsrichter: Riley (England)
DPA