So lief der Spieltag
Aufreger des Spieltags
Borussia Mönchengladbach hat sein Spiel gegen Bayer Leverkusen verloren. Das ist sehr ärgerlich, weil sie in Gladbach darauf gehofft haben, nach dem Erfolg gegen Lieblingsgegner FC Bayern den nächsten Schritt aus der Krise zu machen. Stattdessen herrschen weiterhin Tristesse, Ärger, Krise. Zur miesen Stimmung rund um die Borussia trug aber nicht nur die maue Mannschaftsleistung bei, sondern auch die Verwunderung über die Aufstellung von Trainer Adi Hütter. Der hatte Nationalverteidiger Matthias Ginter draußen gelassen und dafür Neuverpflichtung Marvin Friedrich aufgeboten. Im Laufe des Spiels verzichtete er auf eine Einwechslung, als er es gekonnt hätte, und ließ Ginter auf der Bank schmoren. Das verwunderte den TV-Experten Lothar Matthäus sehr. Der Rekordnationalspieler legte den Finger nach dem Spiel mitten in die Gladbacher Wunde und grillte Hütter live bei Sky. Matthäus sagte, starr an Hütter vorbeiblickend, unter anderem: "(...) Deswegen müssen wir uns schon die Frage stellen, was ist das Ziel mit Ginter in den nächsten Wochen und Monaten. Will man ihn auf der Bank verhungern lassen? Oder plant man noch mit ihm? (...)." Hütter, etwas blass um die Nase, konterte matt: "Ihr macht es euch viel zu einfach meiner Meinung nach. Ich werde nie einen einzelnen Spieler vor der Kamera kritisieren. Matthias Ginter ist ein guter Spieler. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Tür zu ist."
Hintergrund ist, dass Ginter den Verein im Sommer ablösefrei verlassen wird. Manager Eberl hatte zuvor keinen Hehl daraus gemacht, dass er den Verteidiger am liebsten sofort veräußern würde, um noch ein bisschen Ablöse zu kassieren für einen Spieler, für den er vor viereinhalb Jahren 17 Millionen an den BVB überwiesen hat. In der Pandemie sind die Zeiten besonders finanziell hart. Dass Vereine Profis loswerden wollen, ist ihr gutes Recht. Aber das Gladbach derart robuste Methoden wählt und einen Spieler aus rein verkaufstaktischen Gründen kaltstellt und sportlichen Schaden in Kauf nimmt, kommt in dieser Offenheit doch eher selten vor. Noch blöder wird es, wenn der Manager selbst ein gerüttelt Maß an Verantwortung für die Lage trägt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Gewinner des Spieltags
Das ist Bayer Leverkusen. Nach vier sieglosen Spielen in Folge hat das Team durch den Sieg gegen Gladbach den Sprung auf den dritten Platz geschafft. Das ist umso bemerkenswerter, weil das Team das unglaubliche Kunststück vollbrachte, zwei Elfmeter zu vergeben. Die Schützen Patrik Schick und Kerem Demibay schossen beide platziert flach in die Ecke, doch Sommer war in beiden Fällen schnell da. Wer so einen Chancenwucher betreibt, gewinnt normalerweise nicht.
Verlierer des Spieltags
Was erlaube Haaland, um es mit den Worten des einstigen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni zu sagen. Macht ein super Spiel, schießt zwei Tore beim 5:1-Sieg gegen den SC Freiburg, stellt sich aber nach dem Spiel hin und meckert beim norwegischen TV-Sender Viaplay, dass Dortmund ihn "unter Druck" setze. Er solle sich bis März entscheiden, ob er den Verein im Sommer verlässt oder bleibt. Was soll man dazu sagen? Nur so viel: Das Interview war mutmaßlich kaum die spontane Äußerung eines sensiblen Jungprofis, dem übel mitgespielt wird. Der Verdacht liegt nahe, dass es eine kalkulierte Äußerung war. Sie passt nur zu gut zur Methode des Haaland-Beraters Mio Raiola, der es schon seit Jahren für wahnsinnig tricky hält, öffentlichen Rabbatz zu verursachen, um möglichst viel Kohle für seine Klienten heurauszuholen. Zuletzt hatte er eine öffentlichkeitswirksame Reise mit Haalands Vater Alf-Inge nach Barcelona und Madrid unternommen. Die BVB-Verantwortlichen mussten danach zwei Wochen lang in jedem Interview Fragen nach dem Wechselwunsch ihres Power-Torjägers beantworten. Kann ja auch mal nerven. Dass der BVB wegen Planungssicherheit bis März gern eine Entscheidung von Haaland hätte, klingt eigentlich sehr verständlich.
Dieses Tor sollten Sie (nochmal) sehen
Robert Lewandowski hat gegen den 1. FC Köln drei der vier Tore erzielt, aber die Treffer waren eher von durchschnittlicher Schönheit, auch wenn er die 300er Bundesliga-Marke knackte. Nein, das schönste Ding erzielte Corentin Tolisso, der nach Vorlage von Thomas Müller den Ball aus 15 Metern in den Winkel hämmerte, wie es sich gehört.
Bild des Spieltages
Steffen Baumgart gehört sicherlich zu den charismatischeren Trainern der Liga. Der Kölner Coach spricht gern und viel und hat immer eine starke Meinung parat. Sein Markenzeichen ist seit seinem Amtsantritt in Köln im vergangenen Sommer die Schiebermütze mit der Zahl 72 (sein Geburtsjahr). Nach dem Spiel schnappte sich Bayern-Keeper eben diese Mütze als besondere Trophäe, im Gegenzug schenkte er Baumgart sein Trikot, was ja auch üblich ist. Aber eine Mütze, wer hat die schon?