Noch zwei Tage Geheimnis um Ballacks Wade

Kann Michael Ballack das DFB-Team gegen Costa Rica aufs Feld führen oder nicht? Auch zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel bleibt diese Frage ungeklärt. In der Mannschaft herrscht trotzdem ungetrübter Optimismus.

In den offiziellen DFB-Bulletins wird der bangenden Fußball-Nation Hoffnung gemacht, aber das Geheimnis um die Wade von Michael Ballack wurde zwei Tage vor dem Ernstfall gegen Costa Rica noch nicht gelüftet. Zwar scheint die Einsatz-Chance für den Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Eröffnungsspiel am Freitag gestiegen. Doch bei der letzten Übungseinheit in Berlin, bevor der DFB-Tross am Donnerstag um 11.00 Uhr nach München fliegt, gestattete Bundestrainer Jürgen Klinsmann nicht einmal mehr den Medien einen Einblick.

Kein offizieller Kommentar der sportlichen Leitung zum Gesundheits-Zustand von Ballack, die medizinische Abteilung des Verbandes ließ lediglich übermitteln: "Es gibt Fortschritte im Genesungsprozess." Nach Angaben des DFB war Sorgenkind Ballack, der schon Teile der WM-Vorbereitung in Genf wegen einer Fußprellung verpasst hatte und nun an einem Bluterguss im Unterschenkel leidet, für das Geheim-Training am Nachmittag wieder eingeplant. Endgültige Entwarnung aber wollten Klinsmann und Co. für ein Mitwirken ihres wichtigsten Spielers noch nicht geben.

"Müssen sie weghauen"

Allerdings berichtete Youngster Lukas Podolski im "Fall" Ballack von einer "wieder gestiegenen Stimmung" im Mannschafts-Quartier, die nach dem ersten Schock über den drohenden Ausfall des Spielführers gedrückt gewesen war. Ernsthafte Sorgen machen sich seine Mitspieler für den gesamten Turnierverlauf nicht mehr. "Wenn es ernst kommt, fällt er nur für das Eröffnungsspiel aus", bemerkte Podolski. Und Jens Lehmann, der als 36-Jähriger in der Münchner WM-Arena sein erstes WM-Spiel bestreiten wird, ergänzte: Wenn Ballack für zwei, drei Spiele pausieren müssten, "das wäre schon tragisch". Für die eine Partie aber wäre beispielsweise auch Tim Borowski "genauso in der Lage", Ballacks Rolle auszufüllen.

Ob mit oder ohne Ballack, nach den hoffnungsvollen Zeichen in der WM-Generalprobe gegen Kolumbien und den vielen positiven Einschätzungen der Verantwortlichen erwartet ganz Deutschland einen überzeugenden Sieg der "Klinsmänner". Das Motto für die Stunde der Wahrheit, die am Freitag vom argentinischen Referee Horacio Elizondo vor 59 416 Zuschauern um 18.00 Uhr (ZDF/Premiere) angepfiffen wird, formulierte Podolski ohne Umschweife: "Wir müssen die Costaricaner weghauen - dann geht es gegen Polen." Oliver Bierhoff erwartet einen "hoch konzentrierten" Gastgeber: "Die Mannschaft fiebert dem Start entgegen. Es wird Zeit, dass es endlich losgeht", unterstrich der Teammanager am Mittwoch.

Lehmann warnt vor schnellen Costaricanern

Nicht nur wegen der eigenen Verletzung geht Kapitän Ballack allerdings mit einem Stück Ungewissheit in das Turnier, für das der gebürtige Görlitzer ganz besonders motiviert ist. Vor vier Jahren in Asien brachte ihn eine Gelbe Karte um die Final-Teilnahme. Das junge Team sei nicht zu vergleichen mit jenen Mannschaften von 1990 (WM) und 1996 (EM), die für Deutschland die letzten Titel gewonnen hatten, sagte Ballack: "Natürlich ist sie noch nicht so gefestigt." Aber vor allem Leidenschaft, Mut und Tempo sollen das ausgleichen. "Die Fans werden eine Mannschaft sehen, die an ihre Grenze geht, die ihr Bestes gibt", versprach Klinsmann und fügte an: "Die Mannschaft hat Vertrauen in sich. Sie hat sich selbst viel vorgenommen."

Der Bundestrainer und Chefscout Urs Siegenthaler, der Costa Rica mehrmals beobachtet hat, haben die Spieler inzwischen detailliert auf den Gegner vorbereitet. "Die Costaricaner werden vor einem Weltpublikum gierig darauf sein zu zeigen, was sie können. Sie sind technisch gut und haben sehr schnelle Leute", bemerkte Torhüter Lehmann über die Mittelamerikaner. Er sieht aber die mentalen Vorteile auf Seiten der DFB-Elf: "Wir werden sehen, wie sie mit so einem Druck umgehen können. Da sind wir ihnen einen Schritt voraus."

Appell an die Münchener Fans

In den letzten Stunden in München sollen sich die Spieler, die sich noch die besten Wünsche von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgeholt hatten, nur noch mit sich selbst beschäftigen, forderte der Bundestrainer. "Natürlich wissen wir, dass die Erwartungshaltung groß ist. Wir werden der Mannschaft einfach sagen: Wenn ihr den Druck spürt, nehmt ihn einfach positiv", bemerkte Klinsmann und schloss an: "Nehmt ihn als eine Art Vorfreude mit rein", wenn der Mannschaftsbus am Freitag spätestens um 16.30 Uhr in der Münchner WM-Arena ankommt.

Alles, was zuvor in den 22 Monaten unter Klinsmann gelaufen ist, werden die Spieler in dem Moment ausblenden, wie Lehmann bekräftigte: "Die Gedanken stören nur." Vor einem Jahr vor dem Confederations Cup war der Konkurrent von Oliver Kahn in München noch beschimpft und ausgepfiffen worden. An eine Wiederholung glaubt die neue Nummer eins allerdings nicht: "Die Zuschauer haben gespürt, dass die Mannschaft sie braucht und aufnimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Begeisterung durch ein paar Münchner Fans gestört werden könnte."

Die voraussichtliche Aufstellung:

Lehmann - Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm - Schneider, Frings, Ballack, Schweinsteiger - Klose, Podolski

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