Das war deutlich: ARD-Experte Mehmet Scholl hat nach dem mühsamen Halbfinale der Niederländer deren Nationaltrainer Louis van Gaal attackiert. Der Coach habe nach gutem Turnierauftakt unnötigerweise die Taktik geändert. "Da will ein Trainer das ganz große Taktikding drehen", so Scholl. "Da wollte van Gaal zeigen, dass er nicht nur den Fußball-Keks gegessen hat, sondern den allergrößten Fußball-Keks. Und dann kommt eben der Fußball-Gott oder die Argentinier und sagen: Ne, warte mal, bleib mal hier."
"Taktisch überladen"
Nach einem begeisternden Auftaktspiel gegen Spanien waren die Niederländer schwächer geworden und hatten sich mit ermüdendem Verteidigungsspiel durch die Endrunde und zwei Elfmeterschießen gegen Costa Rica und Argentinien gequält. "Sie haben völlig ihr System verloren während des Turniers", so Scholl. "Sie waren taktisch überladen. Die Spieler hatten pausenlos Angst, den Ball nach vorne zu spielen." Die Schuld daran trage der Trainer. "Sie hatten eigentlich einen Lauf, und er hatte auch ein funktionierendes Gebilde gefunden. Und er hat das gebrochen. Indem er einfach die Taktik hin- und hergewechselt hat." Van Gaal habe sich selbst zu sehr in den Vordergrund gestellt. "Der Fokus lag nicht mehr auf der Mannschaft, sondern der Fokus lag ganz klar auf dem Trainer. Und der hat das sehr genossen."
"Als Bumerang zurück"
Scholl, der während der Zeit van Gaals bei den Bayern eine Saison lang deren zweite Mannschaft trainiert hatte, sah auch den Torwart-Coup aus dem Costa-Rica-Spiel kritisch. Louis van Gaal hatte überraschend Stammkeeper Jasper Cillessen für den zweiten Torwart Tim Krul ausgewechselt, der dann zwei Elfmeter hielt. Der enttäuschte Cillessen hatte nichts von dem Plan gewusst. Nun beim Elfmeterschießen gegen Argentinien hatte van Gaal keine Wechselmöglichkeit, Cillessen stand im Tor - und parierte keinen Schuss. "Das ist eigentlich eine absurde Story", so Scholl. "Er will das ganz große Ding drehen. Und das kommt dann natürlich als Bumerang zurück."
