Die Fußball-WM in Brasilien verspricht spannende Abende. In den Innenstädten stehen riesige Leinwände für das Public Viewing, in den Kneipenvierteln wird jeder Fernseher angeschlossen, der aufzutreiben ist. Kein Wunder, denn für viele Fans gibt es nichts Schöneres, als mit einem Feierabendbier in der Hand die Fußball-WM zu schauen (einen WM-Spielplan gibt es hier). Dumm nur, wenn die Tore nicht in jeder Kneipe gleichzeitig fallen: Während in der Gaststätte nebenan der entscheidende Elfmeter längst eingenetzt ist, nimmt der Stürmer auf der eigenen Leinwand noch Anlauf. Soviel zum Thema Live-Fußball.
Das liegt zum einem am eigenen Fernseher beziehungsweise der Settop-Box. Flachbildfernseher brauchen schon einmal ein paar Sekunden, um das Signal aufzubereiten. Ein weniger guter Tuner eines älteren Modells braucht dafür eben länger als ein nagelneues Premium-Gerät. Doch auch beim Signal gibt es Unterschiede, denn Fernsehen ist nicht gleich Fernsehen.
Viele Wege führen zum Fernsehsignal
In Deutschland kann das Fernsehsignal auf vielen unterschiedlichen Wegen empfangen werden. Zunächst einmal gibt es Kabel, Satellit und Antenne. Den analogen terrestrischen Empfang gibt es nicht mehr, auch das analoge Satellitensignal wurde am 30. April 2012 abgeknipst. Dabei war dieses aufgrund seiner simplen Technik einer der schnellsten Übertragungswege überhaupt. Terrestrisch kann man heute nur noch digital via DVB-T fernsehen. Beim Kabelfernsehen gibt es nach wie vor ein analoges und digitales Signal. Was von beiden schneller ist, lässt sich nur schwer sagen - im Zweifelsfall dürfte die Verzögerung beim analogen Signal etwas kürzer sein.
Doch wie sieht es beim Vergleich Satellit versus Kabel aus? Diese Frage dürfte die meisten Deutschen interessieren: Von den 38,15 Millionen TV-Haushalten nutzten 46,3 Prozent Kabelfernsehen, 46,2 Prozent schauten dagegen via Satellit, wie der Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten zeigt.
Und was ist nun schneller?
Die Fachzeitschrift "c't" hat während der Live-Übertragung eines Fußballspiels der ARD mehrere unterschiedliche Empfangsvarianten parallel getestet.
Am schnellsten fiel das Tor beim SD-Material via Satellit, gefolgt von
Satellit in HD (+1,5 Sekunden)
DVB-T (2,5 Sekunden)
Kabel analog (3 Sekunden)
Kabel digital SD/HD (6 Sekunden)
Die Kabel-Übertragung ist meist etwas langsamer als das Satellitensingal, da das Fernsehsignal erst verändert werden muss. HD-Material (High Definition) ist zudem langsamer als die Standardauflösung (SD-Material), da Full-HD-Signale eine höhere Qualität haben und sie aufwendiger zu codieren und decodieren sind.
Im Internet fallen die Tore später
Am spätesten jubeln IPTV-Nutzer, darunter versteht man Fernsehen über Internet. Hier beträgt der Unterschied zwischen fünf und 30 Sekunden, da keine Internetleitung eine gleichmäßige Datenrate garantiert. Im Fall des ARD-Testspiels betrug der Torunterschied satte 14 Sekunden.
Noch geduldiger müssen Nutzer von Streamingdiensten sein: Bei Zattoo fiel das Tor 30 Sekunden später, beim ARD-Livestream sogar erst 50 Sekunden später. Magine-Nutzer sahen erst 90 Sekunden später den Ball im Tornetz zappeln. Als Nachbar fragt man sich dann, ob man erst jetzt jubelt - oder schon wieder.
Ein Tipp: Wer die Tore am schnellsten mitbekommen will, macht den Fernseher aus und das Radio an. Am besten eines mit einem billigen UKW-Empfänger. Dann dürfen Sie schon jubeln, während alle anderen noch warten.