In Berlin wird es nun doch eine Eröffnungsfeier für die Fußball-Weltmeisterschaft geben - allerdings ohne offiziellen Anstrich und ohne Geld von der Fifa. Am 7. Juni, zwei Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Costa Rica in München, soll am Brandenburger Tor groß gefeiert werden, kündigte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am Dienstag an. "Wir tun das nicht nur für Berlin, wir tun das für die Republik", betonte der SPD-Politiker, der allerdings auf finanzielle Zuwendungen des Weltfußballverbandes verzichten muss. Die Fifa hat nach Angaben Wowereits zwar angeboten, eine Party im Herzen der Hauptstadt zu unterstützen. Doch die offizielle Bezeichnung "WM-Eröffnung" ist für die Auftakt- Veranstaltung am 9. Juni in der Münchner Allianz-Arena reserviert.
Blatter knausert
Fifa-Chef Josef Blatter lehnte eine aktive Beteiligung des Weltverbandes an der Ersatz-Feier ab, wie Wowereit berichtete. Eine von Blatter angebotene finanzielle Unterstützung bezeichnete Berlins Regierungschef als "Null-Summen-Spiel", weil es dabei nicht um konkrete Zuschüsse, sondern lediglich um Garantie-Leistungen gehe. "Ich habe den Fifa-Chef nochmals um Überprüfung der Entscheidung gebeten", erklärte Wowereit. Er habe auch die Bundesregierung um Unterstützung gebeten, "aber sie hält sich sehr bedeckt".
"Wir werden trotzdem ein guter Gastgeber sein", unterstrich Wowereit zu der alternativen Auftakt-Party an der Straße des 17. Juni, die auch offizielle WM-Fanmeile ist. "Nach Absage der Gala ist das mit Abstand die beste Nachricht", kommentierte Bernd Schiphorst, Chef des Berliner WM-Organisationskomitees, die neue Lösung, die aber schwer über eine regionale Ersatzrolle hinaus kommen dürfte. Wowereit will Gelder für die Feier bei der Lotto-Stiftung beantragen und um Sponsoren werben. Bisher stehen weder ein Veranstalter noch das Programm für die Party fest. Wowereit geht dennoch davon aus, dass hunderttausende Berliner und WM-Gäste kommen werden.
Nach der Heller-Pleite
Die ursprünglich für den 7. Juni geplante große Gala von André Heller im Berliner Olympiastadion hatte der Weltfußballverband überraschend abgesagt. Nach Ansicht von DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte die Absage vielfältige Gründe. Neben der Sorge um den Rasen habe eine "komplexe Gemengelage" zur Streichung der Mega-Show geführt, sagte der Vize-Präsident des WM-Organisationskomitees der "Süddeutschen Zeitung".
Der schleppende Kartenvorverkauf und inhaltliche Aspekte waren anscheinend weitere Motive. "Die Fifa hat wohl gemerkt, wie schwierig es wird, das Olympiastadion voll zu bekommen", sagte Zwanziger. "Sie kannte ja Hellers Pläne, und seine Show hätte sicher noch etwas Exorbitantes gebraucht, um bei der breiten Masse anzukommen. Das Konzept war wohl nicht so, dass sich jeder gleich drauf stürzt", sagte der Jurist.
Vorgeschobene Gründe
Auch Wowereit kritisierte: "Die offiziellen Gründen sind wohl vorgeschoben. Der Rasen ist sicher nicht schuld." Er habe den Eindruck, dass andere Interessen geschont werden sollen. Gerüchte über einen Einfluss von Weltmeister Brasilien, der am 13. Juni gegen Kroatien das erste WM-Spiel im Olympiastadion bestreitet, wurden vom Fußballverband des südamerikanischen Landes dementiert. Man habe "mit der Absage der WM-Gala nichts zu tun".
Die Fifa muss derweil keine Schadenersatzforderungen durch die Berliner Olympiastadion GmbH fürchten. "Wir verklagen niemanden", sagte Geschäftsführer Peter von Löbbecke am Dienstag der dpa. Der Berliner Stadionchef verwies auf einen Vertrag der Olympiastadion GmbH mit der Fifa, nach dem im Vorfeld der Gala bestimmte Arbeiten erledigt werden mussten. "Dass man die in Rechnung stellt, ist nichts besonderes", fügte von Löbbecke hinzu. Zuvor hatte bereits der Senat der Hauptstadt erklärt, dass das Land Berlin keine Schadenersatzansprüche gegen die FIFA geltend machen wird.
Andreas Rabenstein und Jens Mende/DPA