Flucht vor Repression Bedrohte Sprinterin aus Belarus ändert in letzter Minute Reiseroute und fliegt vorerst nach Wien

Kristina Timanowskaja : Bedrohte Belarus-Sprinterin ändert Reiseroute und fliegt vorerst nach Wien.
Kristina Timanowskaja : Bedrohte Belarus-Sprinterin ändert Reiseroute und fliegt vorerst nach Wien.
Sehen Sie im Video: Bedrohte weißrussische Sprinterin ändert in letzter Minute ihre Reiseroute




Die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristina Timanowskaja ist auf dem Weg nach Europa. Timanowskaja wurde mit Polizeieskorte zum Flughafen Narita östlich der japanischen Hauptstadt Tokio gebracht. Dort sollte sie eigentlich einen Flug nach Warschau antreten, wo die Regierung ihr ein humanitäres Visum angeboten hatte. Stattdessen nahm sie einen Flug der Austrian Airlines, der in Wien landen sollte. Ein Mitglied der belarussischen Gemeinschaft sagte, dass die Diplomaten ihren Flug aufgrund von Sicherheitsbedenken geändert hätten. Die Sportlerin selbst äußerte sich dazu nicht. Timanowskaja hatte am Sonntag erklärt, sie sei nach einer Beschwerde über ihre Trainer zum Flughafen Tokio gebracht worden, um gegen ihren Willen in ihre Heimat zurückgeschickt zu werden. Daraufhin hatte sie die japanische Polizei um Hilfe gebeten. In Belarus regiert seit 1994 Präsident Alexander Lukaschenko, der mit harter Hand gegen Kritiker vorgeht.
Die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja hat offenbar kurz vor ihrem geplanten Abflug aus Tokio ihre Reiseroute geändert und ist auf dem Weg nach Wien statt nach Warschau. Die bedrohte Athletin wird aber wohl nach Polen weiterreisen.

Die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristina Timanowskaja ist vom Flughafen Tokio nach Wien abgeflogen. Die 24-Jährige sollte eigentlich einen Direktflug nach Polen nehmen, stieg am Mittwoch aber in letzter Minute in eine Maschine nach Österreich, wie ein Flughafenbeamter mitteilte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verkündete die Einsetzung einer Disziplinarkommission zur Untersuchung des Falls der Sprinterin, die nach eigenen Angaben eine Verfolgung in Belarus fürchtet.

Es wird erwartet, dass die Sportlerin von Wien nach Warschau weiterreisen wird. "Nach unseren Informationen wird Frau Timanowskaja heute noch nach Warschau weiterfliegen", so ein Sprecher des Wiener Außenministeriums am Mittwoch. Sie werde im Transitbereich von Vertretern des österreichischen Außenministeriums begleitet. Polen hatte ihr ein humanitäres Visum ausgestellt. Warschau werde alles tun, "was notwendig ist, um ihr zu helfen, ihre Sportkarriere fortzusetzen", erklärte Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz. Auch Timanowskajas Ehemann Arseni Zdanewitsch war nach eigenen Angaben aus dem autoritär regierten Belarus geflüchtet und hält sich zur Zeit in der Ukraine auf.

Medienberichten zufolge sei auch Österreich bereit gewesen, die Athletin aufzunehmen. "Wir haben sie erwartet. Es liegt an ihr, wofür sie sich entscheidet", sagte der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg dem Blatt "Die Presse". Die österreichische Botschaft in Tokio habe sich darauf eingestellt, Timanowskaja zu helfen. Diese habe sich allerdings nicht gemeldet.

Kritik an Sportfunktionären

Die 24-jährige Sprinterin hatte Kritik in Online-Medien an den belarussischen Sportfunktionären geübt, weil sie bei den Olympischen Spielen in Japan ohne Rücksprache mit ihr für das 4x400-Meter-Rennen statt für den 200-Meter-Lauf aufgestellt worden war. Das belarussische Nationale Olympische Komitee (NOK) erklärte daraufhin, Timanowskaja scheide wegen ihres "emotionalen und psychologischen Zustands" aus dem Wettbewerb aus. 

Die Athletin wies die Behauptungen über ihren Zustand zurück und bat das IOC um Hilfe: "Ich stehe unter Druck, und sie versuchen, mich gegen meinen Willen außer Landes zu bringen", sagte sie in einem Video. Die Nacht zum Montag verbrachte sie unter Schutzvorkehrungen in einem Flughafenhotel in Tokio, anschließend gewährte die polnische Botschaft in der japanischen Hauptstadt ihr Schutz.

IOC will "Fakten klären"

IOC-Sprecher Mark Adams teilte mit, dass in dem Fall eine Disziplinarkommission eingesetzt worden sei, um "die Fakten zu klären". Das IOC habe einen Bericht des belarussischen Olympischen Komitees erhalten, der nun "ausgewertet" werde. Aktivisten hatten zuvor gefordert, das belarussische Komitee auszuschließen und dessen Athleten als neutrale Sportler antreten zu lassen. 

Die belarussischen Behörden gehen seit Monaten mit großer Härte gegen Regierungskritiker vor. Im vergangenen Jahr waren Massenproteste nach der umstrittenen Wiederwahl von Machthaber Alexander Lukaschenko brutal niedergeschlagen worden. 

AFP
tis

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