Doping-Skandal T-Mobile suspendiert Teamärzte

Das T-Mobile-Team hat seine Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich nach den jüngsten Doping-Anschuldigungen suspendiert. Die beiden Ärzte waren von einem früheren Team-Telekom-Masseur beschuldigt worden, an organisiertem Doping bei dem Rennstall mitgewirkt zu haben.

Nach den schweren Doping-Vorwürfen des früheren Masseurs Jef d’Hont hat der Rad-Rennstall T-Mobile am Donnerstag seine Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich suspendiert. Das Bonner Team reagierte damit umgehend auf die Einleitung der Ermittlungen durch die Freiburger Staatsanwaltschaft gegen die beiden Mediziner einen Tag zuvor. Schmid und Heinrich stehen im Mittelpunkt der Anschuldigungen von d’Hont. "Nach Gesprächen mit Prof. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich sind wir übereingekommen, die Zusammenarbeit mit beiden bis auf weiteres ruhen zu lassen", teilte Teammanager Bob Stapleton mit.

Zugleich begrüßte Stapleton die Aufnahme der Ermittlungen gegen die Freiburger Ärzte. "Wir gehen davon aus, dass die zuletzt gegen die Universitäts-Klinik Freiburg erhobenen, nicht nachgewiesenen Behauptungen dadurch lückenlos aufgeklärt werden können", sagte er.

Schmid und Heinrich waren von d’Hont, der in den 90er Jahren beim T-Mobile-Vorgänger Team Telekom gearbeitet hatte, beschuldigt worden, an organisiertem Doping in großem Stil mitgewirkt zu haben. Daraufhin erstattete der Heidelberger Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke Anzeige wegen Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, wegen Rezeptbetrugs sowie wegen versuchter Körperverletzung. Die beiden beschuldigten Ärzte bestreiten die Vorwürfe.

D’Hont soll vernommen werden

D’Hont berichtet in seinem Enthüllungsbuch, aus dem der "Spiegel" in dieser Woche vorab Auszüge veröffentlichte, dass beim Team Telekom das Blutdoping-Mittel EPO intensiv zur Leistungssteigerung eingesetzt worden sei. Die Vorwürfe richten sich auch gegen die früheren Profis Jan Ullrich und Bjarne Riis, die damals bei den Bonnern unter Vertrag standen, sowie gegen den damaligen Manager Walter Godefroot. Bei der Tour de France 1996 sollen sowohl der Sieger Riis, damals Kapitän bei Telekom, als auch Ullrich, der Zweiter wurde, gedopt gewesen sein.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Donnerstag, wonach ein Anfangsverdacht gegen die Ärzte vorliege und deshalb das Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Zugleich kündigte er an, dass d’Hont im Zuge der Ermittlungen vernommen werden solle. Die Staatsanwaltschaft habe bereits Kontakt mit den belgischen Behörden aufgenommen.

"Null-Toleranz-Politik in Sachen Doping"

Die Freiburger Uni-Klinik hatte bereits nach der Veröffentlichung im "Spiegel" angekündigt, eine unabhängige Kommission zur Klärung der Vorwürfe einsetzen zu wollen. Nachdem die Klinikleitung die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen hatte, sagte Hans-Hermann Dickhuth, der Leiter der sportmedizinischen Abteilung, der "SZ": "Ich kann jetzt nicht mehr ausschließen, dass die Vorwürfe gegen die beiden Ärzte ein großes Problem werden. Denn das sind doch relativ konkrete Vorhaltungen, und wenn nur ein Zehntel davon stimmt, ist das der worst case für beide." Am Donnerstag war Dickhuth wegen einer Auslandsreise für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

T-Mobile-Teamchef Stapleton sagte: "Wir hoffen, dass die unabhängigen Experten die Vorwürfe gegen die Universitäts-Klinik Freiburg entkräften können." Der Rennstall bekräftigte zugleich seine "Null-Toleranz-Politik in Sachen Doping". Schon unmittelbar nach der Veröffentlichung im "Spiegel" hatte Stapleton eine Zusammenarbeit mit belasteten Medizinern ausgeschlossen.

D’Hont war im Doping-Prozess gegen das Festina-Team im Oktober 2000 wegen Mittäterschaft zu neun Monaten Haft auf Bewährung und 3000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Belgier hatte bereits vor einigen Wochen Riis belastet, er sei bei seinem Tour-Sieg vor elf Jahren "randvoll mit EPO" gefahren, und die Doping-Beschaffung sei über "die Freiburger Ärzte" gelaufen. Beweise für seine Anschuldigungen konnte er bislang nicht vorlegen.

DPA/kbe

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