VW steigt ins große Rennen um die Elektromobilität ein. Der Wolfsburger Autobauer will ab April 1000 bis 1500 neue Mitarbeiter im Emder VW-Werk einstellen, die an der Produktion von Elektroautos mitarbeiten sollen. Die Entscheidung für den Stellenausbau habe der VW-Vorstand am vergangenen Montag entschieden, wie Manfred Wulff, Betriebsratsvorsitzender am Donnerstag bei einem Pressegespräch der IG Metall sagte.
Bis zum Beginn des Werksurlaubs Ende Juli wolle man die zusätzlichen Kräfte, etwa aus der Leih- und Zeitarbeit, an den Linien haben. "Dann fangen wir an, die Elektro-Welt hochzufahren", verkündete Wulff. Mit den derzeit rund 9000 Beschäftigten im Emder Werk dürfte der Konzern dann auf über 10.000 Werksbeschäftigte kommen.
Neben Verbrenner-Modellen will Volkswagen im Emder Werk auch das Kompakt-SUV-Modell ID.4, das weltweit beliebteste VW-Elektromodell, bauen. Der für März angekündigte Fertigungsstart wird sich dem Betriebsrat zufolge zwar etwas verschieben, bleibe aber im Frühjahr diesen Jahres.
VW visiert Ende der Kurzarbeit an
Zuvor war unklar, wo die vielen Kräfte, die für den Umstieg zur Elektromobilität benötigt werden, herkommen sollen. Diese Frage ist jetzt beantwortet; VW wird wieder 145 Zeitarbeiter einstellen, deren Anstellung wegen des weltweiten Chipmangels zum Ende des vergangenen Jahres nicht verlängert worden waren. Sie sollen die ersten sein, die nun mit einem Zweijahresvertrag wieder eingestellt werden "mit allen Rechten und Pflichten eines VW-Arbeiters und einer VW-Arbeiterin."
Inwieweit zusätzlich zu Leih- und Zeitarbeitern auch VW-Beschäftigte von anderen Werken zeitweise in Emden aushelfen könnten, sagte der Betriebsrat nicht. Das entscheide man allein in Wolfsburg.
Auch wenn die Halbleiterkrise noch nicht überwunden ist, so haben sich die Lieferketten laut dem Betriebsrat stabilisiert. "Es ist nicht das, was wir brauchen, denn nach wie vor sind die Auftragsbücher rappelvoll. Wir könnten viel, viel mehr“, hieß es. Die Lage sei besser als im Vorjahr. Im Jahr 2021 war das Emder Werk wegen Kurzarbeit 76 Tage geschlossen. Bis Ende Februar kommt es auf weitere neun Schließtage, doch ab März komme es ohne Kurzarbeit aus, so Wulff.
Volkswagen hat das diesjährige Produktionsziel aufgrund des Chipmangels dennoch heruntergeschraubt. Statt den geplanten 260.000 Fahrzeugen sollen nur 200.000 vom Band laufen, davon etwa 70.000 Elektroautos.
Wolfsburger wollen Marktführer in der Elektromobilität werden
Nach eigenen Angaben, hat VW im vergangenen Jahr 369.000 Elektroautos ausgeliefert, davon 106.000 Hybrid- und 263.000 reine Elektro-Modelle. Letzteres sei ein Plus von 97 Prozent. Damit habe der Autobauer mehr Elektrofahrzeuge als je zuvor ausgeliefert. Insgesamt zählte Volkswagen im Jahr 2021 rund 4,9 Millionen verkaufte Fahrzeuge, was einem Minus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bis zum Jahr 2025 planen die Wolfsburger, Marktführer in der Elektromobilität zu sein. In 2026 soll jedes vierte verkaufte Auto ein Elektroauto sein.