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GTL - das Öl der Zukunft? Eine saubere Zukunft kostet

Mit Schmierstoffen aus Erdgas könnte das Ende der fossilen Brennstoffe in weite Ferne rücken. Zudem sind sie reiner und somit langlebiger als herkömmliche Öle.

Autos fahren bekanntlich schon lange mit Erdgas oder Autogas. Diese Treibstoffe sind zum einen eine saubere und zum anderen eine derzeit noch günstige Alternative zu Benzin und Diesel. Doch Treibstoffe sind nicht die einzigen Flüssigkeiten, die innerhalb eines Verbrennungsmotors zum Einsatz kommen. Auch ein hochmoderner Motor wäre nichts ohne Schmierstoffe wie das Motoröl. Allerdings werden aktuelle Öle noch immer aus Erdöl hergestellt, was auf der einen Seite den Vorrat an dem so dringend gebrauchten schwarzen Gold vermindert. Auf der anderen Seite besteht durch diese traditionelle Herstellung von Grundölen die Gefahr von in Erdöl vorkommenden Verunreinigungen.

Vor sechs Jahren sorgte ausgerechnet eine Firma aus dem Erdöl-Bundestaat Texas für einen ersten erschwinglichen Lichtblick. Denn das Unternehmen Synfuels International hatte eine kostengünstige Methode entwickelt, mit der aus Erdgas die für den Motorbetrieb so wichtigen Öle und Treibstoffe gewonnen werden können. Das Grundprinzip des Gas to Liquids-Verfahren ist zwar schon wesentlich länger bekannt, doch beruhte es bislang auf einer umständlichen und daher auch kostenintensiven Fischer-Tropsch-Synthese. Die GTL-Öl-Gewinnung per FT-Synthese bietet sich daher nur für einen geringen Prozentsatz an Erdgasfeldern an. Mit dem Verfahren von Synfuels International könnten auch schon kleinere Erdgasfelder angezapft und genutzt werden.

Dem neueren Prinzip nach soll Erdgas zu Syngas umgewandelt werden, einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Mit Hilfe eines Katalysators wird dieses Gas dazu gebracht, Wasserstoff und Kohlenstoff zu Alkoholen und anderen Brennstoffen zu verbinden. Der Vorteil: Wie auch bei der FT-Synthese ist das aus Erdgas gewonnene Grundöl schon während des Herstellungsprozesses auf den ersten Blick als kristallklar zu erkennen. Im Endstadium, also wenn es beim Kunden aus dem Kanister ins Motorinnere fließt, besitzt es jedoch dieselbe goldene Farbe wie auch alle anderen Motoröle. Durch eine reduzierte Reibung der bewegten Teile in einem laufenden Motor muss weniger Leistung in die Bewältigung dieser gesteckt werden. Sprich: Es kann und wird Kraftstoff gespart.

Bis aus dieser neueren Technik Endprodukte entstehen, die an jeder Tankstelle erhältlich sein werden, vergehen allerdings noch einige Jahre. Was nicht heißen soll, dass Autofahrer nicht schon jetzt auf GTL-Produkte zurückgreifen können. Denn ab sofort kommt weltweit zum ersten Mal ein auch für Privatpersonen erhältliches GTL-Motoröl auf den Markt: das Helix Ultra mit PurePlus Technologie aus dem Hause Shell. Dank der Erschließung des größten einzelnen Gasfeldes der Welt im Wüstenstaat Katar ist zum einen der Erdgasvorrat für viele Jahre gesichert. Und zum anderen lohnt der Einsatz des mittlerweile ausreichend erforschten Fischer-Tropsch-Verfahrens. Von dem riesigen North Field im Arabischen Golf versprechen sich Mineralölunternehmen wie ExxonMobil und Shell ein Äquivalent von 150 Milliarden Barrel Öl, das wären mehr als zehn Prozent der weltweiten Gasressourcen. Täglich werden rund 45.000 Millionen Kubikmeter Erdgas per Pipeline zu GTL-Produktionsanlagen gefördert. Die Scheichs freut es.

Für den Käufer des neuen Produktes bedeutet dies auch eine Handvoll Vorteile. Bis zu drei Prozent an Kraftstoff sollen damit eingespart werden können. Zudem ermöglicht es durch eine verbesserte Viskositätseigenschaft neben einer schnelleren Durchölung des Motors ein besseres Kaltstartverhalten sowie konstante Leistung auch bei extremen Temperaturen. Gleichzeitig soll es in der Lage sein, das Motorinnere so sauber zu halten, dass der Werkszustand nahezu erhalten bleibt. Für den Endverbraucher besonders von Interesse ist die minimierte Verdampfungseignung von GTL-Ölen, die den Ölverbrauch und damit den Nachfüllbedarf senkt.

"Die Herstellerfreigaben der führenden deutschen Automobilhersteller wie Mercedes-Benz, VW, BMW oder Opel liegen bereits vor", verrät Volker Null, Produktspezialist bei Shell Europa und Afrika. Automobilhersteller wie Ferrari und Maserati verwenden das neue GTL-Öl zur Erstbefüllung ihrer Fahrzeuge. Wer jetzt allerdings glaubt, dass sich dank der neuen Technik die Ölwechselintervalle automatisch vergrößern, der irrt bis jetzt noch. Denn diese Intervalle werden von den Fahrzeugherstellern vorgegeben, so dass bei gleichbleibenden Intervallen sowohl die Werkstätten als auch die Schmierstoffhersteller etwas mehr Geld in die Kassen gespült bekommen dürften. Denn die neue Technik ist nicht nur kristallklar, sie kostet natürlich auch mehr.

Neben den GTL-Ölen findet sich allerdings noch ein ganz anderer Anwendungspunkt, der im Verkehrsalltag einen noch höheren Reiz ausübt. Durch dasselbe Verfahren, an dem das Mineralölunternehmen seit mehr als 35 Jahren forscht, kann aus Erdgas auch geruchsneutraler und saubererer Dieselkraftstoff erzeugt werden. Dass diese Idee nicht die Zukunft, sondern auch schon das Hier und Jetzt betrifft, zeigt sich bei einer genauen Untersuchung der Abgase, die aus vielen Kanalschiffen im Herzen Amsterdams gepustet werden. Sie fahren bereits mit GTL-Diesel, einem Treibstoff, der frei von Schwefel ist und eine bessere Energieausnutzung bietet. Es ist zwar schon marktreif, doch wie so oft und trotz des gigantischen Gasfeldes zu teuer in der Herstellung.

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