Mitsubishi Lancer Evolution Tokio Ballermann

  • von Michael Specht
Drei Buchstaben, die manchen Männern zu einem erhöhten Pulsschlag verhelfen: "Evo". Es steht für Evolution und klebt am Heck von Mitsubishis heißestem Lancer, eine Hightech-Fahrmaschine, der es eigentlich nur an einem fehlt: die richtige Straße

Ohne den mächtigen Spoiler auf dem Kofferraum könnte man mit diesem Auto sicher auch seine Mutter auf eine Spazierfahrt einladen und sie würde nicht sagen: "Junge, was hast du dir denn da wieder gekauft?" So aber braucht es einige schlagkräftige Argumente, um als erwachsener Mann seinen neuen Mitsubishi Lancer Evolution zu erklären. Schließlich kostet der japanische Ballermann 45.950 Euro, in Vollausstattung sogar 53.850 Euro.

Helmut Bauer, Sprecher von Mitsubishi Motors Deutschland sieht als typischen Evo-Kunden zumeist Männer mit einer motorsportlichen Vergangenheit: "Die haben sich schon vor dem Kauf intensiv mit dem Auto beschäftigt, wollen Fahrspaß haben und sind in der Regel sehr technikbegeistert."

Seit 1992 zehn Lancer-Evo-Generationen

Der Lancer Evolution ist ein Nischenauto, eine allradgetriebene Fahrmaschine, abgeleitet aus der internationalen Rallye-Szene. In Japan heißen diese Art von Autos "Street Legal Rally Cars", mit denen sich durchgeknallte Typen nächtliche und natürlich illegale Straßenrennen in den Häuserschluchten von Tokio und anderen Großstädten liefern. Der Film "The Fast and the Furious: Tokyo Drift" handelt von nichts anderem.

Die Lancer-Evo-Geschichte reicht zurück bis 1992. Damals schickte Mitsubishi den Typ GSR auf die Straße. Es folgten bis heute weitere acht Generationen. So müsste die neueste und zehnte Auflage eigentlich "Evo X" heißen, doch Fehlanzeige. Mitsubishi will seinen Street-Fighter nicht weiterhin abseits der Lancer-Familie positionieren, sondern ihn vielmehr darin aufnehmen, quasi als "Top-of-the-line-Version". Nicht gerne sieht es Axel Blazejak, Produkt-Manager bei Mitsubishi, daher auch, wenn der Evolution erneut mit dem langjährigen Kontrahenten Subaru WRX verglichen wird. "Wir sehen den Lancer Evolution jetzt näher am BMW M3 und Audi S4."

Zwar fehlt es dem Mitsubishi hierzu noch an Image und Ambiente, doch in Sachen Fahrspaß kann er durchaus zu den deutschen Premium-Sportlern aufschließen. Sein aufgeladener Zweiliter holt aus den vier Brennräumen immerhin stramme 295 PS und 366 Newtonmeter. Das reicht, um nach 5,4 Sekunden auf Tempo 100 zu sein und um auf der linken Spur erst bei 242 km/h Schnelleren Platz machen zu müssen.

Debüt der Doppelkupplung

Erstmals rüstet Mitsubishi ein Modell optional mit einem Doppelkupplungsgetriebe aus. Die Schaltbox nennt sich SST, was für Sport Shift Transmission steht und vom Prinzip her dem DSG von Volkswagen entspricht. Die Gangwechsel erfolgen schnell und zugkraftfrei, entweder im manuellen oder im automatischen Modus. Geschaltet wird über Paddels an der Lenksäule. Zur Auswahl stehen zudem drei unterschiedliche Schalt-Modi: Normal, Sport und Supersport. Letzter ist allerdings nur etwas für den Rennkurs.

Die Abstimmung des Lancer Evolution gelang den Technikern exzellent. Das Auto lässt sich extrem leicht und handlich fahren, ohne dabei die typisch harte Rallye-Kiste zu spielen. Für die schnelle Kurvenhatz, egal, ob auf Asphalt, Schotter oder Schnee, hilft dem permanenten Allradantrieb eine Armada von elektronischen Regelungen. Auch der Lärmpegel hält sich in Grenzen. Dass diese Art von Sportlimousinen automatisch auch Dröhnbüchsen sein müssen, ist längst Geschichte. So zeigt sich der Evolution im Alltag als komfortabler Kumpel, der seinem Fahrer selbst den Feierabend-Stop-and-Go-Verkehr nicht übel nimmt.

Für Tempo 100 auf Landstraßen viel zu schade

Ihm aber die Laune vermiest, denn das alte Problem bleibt: Wo kann man mit solch einem potenten Auto mal so richtig die Sau rauslassen, quasi als "return of investment"? Legal geht das wohl nur auf abgesperrten Rennstrecken, wozu sich in Deutschland am besten die Nordschleife des Nürburgrings eignen würde. Denn der Kick im Evolution setzt erst auf kurvigen Straßen und weit jenseits der erlaubten 100 km/h ein. Und einfach nur auf der leeren Autobahn Vollgas zu geben, ist ziemlich öde. Kein Wunder also, dass am Nürburgring häufig Evo-Lancer gesichtet werden - darunter sogar welche mit ausländischem Kennzeichen.