Pfingst-Verkehr Jetzt ist Stau, und ich fahr hin

Die Kombination von Sonnenschein, freien Tagen und Benzingestank zieht den Bundesbürger so magisch an wie das Licht die Motten. Am Pfingstwochenende findet auf den Autobahnen mal wieder die Freiluftparty mit der schlechtesten Stimmung in Deutschland statt.

Warnungen vor dem Stau sind sinnlos. Jeder weiß, an diesem Pfingstwochenende wird es eng. Sehr eng. Die Stau-Prognose des ADAC hält sich gar nicht erst mit einzelnen Abschnitten und Knotenpunkten auf, sondern markiert ganze Strecken dunkelrot. Beispiele? Rund um München: Generell schlechte Aussichten. Von München weiter in den Süden: Ganz übel. Weiter über den Brenner: Sehr schlechte Idee! Im Norden sieht es nicht besser. Die A7 sollte man von Anfang an meiden.

In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt beginnen zweiwöchige Pfingstferien, in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Thüringen gibt es eine Woche schulfrei. Maxi Hartung, Stau-Expertin des ADAC, macht keine Hoffnung: "In acht Bundesländern beginnen die Pfingstferien, dazu ein langes Wochenende und gutes Wetter: Das bedeutet Staustufe Rot." Empfehlungen könne sie nicht mehr geben. "Auf jeder größeren Autobahn wird es am Samstag zumindest zeitweise Staus geben."

Zu dem Verkehrsaufkommen gesellen sich die zahlreichen Baustellen des Frühjahrs. "Auf vielen großen Autobahnen steht streckenweise nur eine Spur zur Verfügung. Aber auch zweispurige Strecken sind überlastet. Wenn es dann noch zu einem Unfall kommt, steht der Betrieb." Die Expertin des ADAC sieht aber nicht nur die Autofahrer in der Verantwortung. "Leider bestehen viele Hotels nach wie vor auf den Samstag als Anreisetag. Das ist unvernünftig und dieses Problem kann nicht mit dem Ausbau der Strecken gelöst werden." Logisch, wegen drei Wochenenden im Jahr kann man die Brennerroute nicht achtspurig ausbauen. Wer los muss und schon Freitag reisen kann, sollte nicht auf den Samstag warten. Wer es sich erlauben kann, sollte erst am Samstagnachmittag starten. Damit würde man den Samstag als Urlaubstag zwar streichen, aber es ist mit Sicherheit erholsamer, den Tag relaxt daheim zu verbringen und dann erst nachts am Ziel anzukommen, als den ganzen Tag auf der Autobahn zu verbringen.

Alle wollen unterwegs sein

Wirklich abschrecken lässt sich niemand. Der eine oder andere macht sich noch die Mühe, früher aufzustehen. Mit dem Ergebnis, dass es ihn am Vormittag doch erwischt. Die einen wollen in den Süden, die anderen an die Küste und ganz viele in den Ballungsräumen nur einen kurzen Trip zu Tante, Grillplatz oder Baggersee machen. In der Summe ist das dann zuviel. An so einem Tag kommen auch die Stau-Warner der Navigationsgeräte an ihre Grenzen. Wenn in der Republik nichts mehr geht, lassen sich Staus auch kaum umfahren.

Wohlfühlen im Stau

Weil sich ohnehin niemand vom Abenteuer "stehender Verkehr" abhalten lässt, können Ratschläge nur die größte Not lindern, sie aber nicht verhindern. Ganz wichtig: Wer nicht auf die Autobahn muss (Ziele wie Grillplatz, Tante, Baggersee), sollte sie unbedingt vermeiden. Allzu häufig fährt man für eine Kurztrecke nichtsahnend auf die Schnellstraße und ist dort dann stundenlang gefangen. Besser gleich auf der Landstraße bleiben. Genug Flüssigkeit sollte immer an Bord sein - und zwar für Mensch und Maschine. Im Wagen wird es warm, also will die Besatzung etwas trinken. Kühltaschen sind trendy, moderne Fahrzeuge erlauben es häufig, das Handschuhfach zu kühlen. Also alte Karten raus und Softdrinks rein. Ebenso wichtig ist, dass der Tank nicht leerläuft. Den Reservebereich weiträumig meiden und rechtzeitig auftanken.

Hitze quält

Eine Klimaanlage ist schön, die Sonne scheint aber trotzdem. Kinder und empfindliche Personen sollten die Seitenscheiben abhängen, um sich zu schützen. Günstige Kleinwagen haben übrigens nicht die Kühlleistung wie ein BMW X5. Beim Schwitzen herrscht also auch die übliche Klassengesellschaft. Wen man schon sich selbst und die Kinder quälen will, sollte man zumindest ein Herz für Tiere haben. Also bitte: Hund und Katze zu Hause lassen. Für Bello ist es wirklich besser, wenn die Nachbarn nach ihm sehen, als dass er zwölf Stunden im Auto schmort. Ganz wichtig: Bei Pausen niemand im Auto zurücklassen. Ohne Klimaanlage steigen die Temperaturen in der Sonne sofort und rapide an. Für schlafende Kinder kann ein Wagen zur mörderischen Falle werden.

Gut gelaunt im Stillstand

Nicht nur für Kinder sollte Zerstreuungsmaterial mit an Bord sein. Also an Spiele, Hörbücher und Musikprogramm denken. Auf längeren Fahrten sollten ohnehin Pausen eingehalten werden. Aber ein gut gefüllter Picknickkorb kann eine Zwangspause am Parkplatz zu einem Erlebnis machen. Denn einmal ehrlich: Wenn die anderen nur Bifi haben, schmeckt das Sandwich gleich noch mal so gut.