US-Automarkt Ein neuer Kalter Krieg

  • von Stefan Grundhoff
Auf der Detroit Autoshow wollen sich die Amerikaner nicht die Butter vom Brot nehmen lassen: So zeichnet sich ein heißer Kampf zwischen Ost und West ab - in den nächsten Jahren wollen die schwächelnden US-Autobauer vor allem der Konkurrenz aus Asien Marktanteile abnehmen.

Viele Amerikaner sehen die erfolgreichen Fahrzeuge aus Japan und Korea seit Jahren als Modelle aus dem eigenen Land an. Marken wie Toyota, Honda, Mazda oder Hyundai verlegten immer mehr Produktionsstätten und Designabteilungen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Der Toyota Camry, seit Jahren meistverkaufter Wagen der USA wird längst in Kentucky produziert. Seit kurzem gibt es die Limousine auch als Hybridversion. Mit ihm will Toyota mehr Kunden als mit dem optisch allzu polarisierenden Prius für den Hybridantrieb begeistern.

Die Verkäufe der großen drei US-Firmen Chrysler, Ford und General Motors liefen 2006 alles andere als gut und die Aussichten für das neue Jahr sind trotz zahlreicher neuer Modelle alles andere als rosig. Nach wie vor stehen auch auf der Detroit Autoshow fette Pick Ups wie der Chevrolet Kodiak, potente Coupés wie ein Lincoln MKR und kraftvolle Geländewagen von Buick und Co.

Umweltschonende Autos sind keine Nebenprodukte mehr

Doch Fahrzeuge mit Bio-Ethanol, Hybridkomponenten oder sparsameren Verbräuchen sind im Detroiter Messezentrum keine müden Nebendarsteller, die keinerlei Beachtung finden. Auch wenn der Benzinschock des Spätsommers in den USA weitgehend verschwunden ist, sind viele der über 16 Millionen jährlichen US-Neuwagenkäufer aufmerksamer geworben. Die großen Plakate rund um die Detroit Autoshow oder am Rande der mächtigen Highways zeigen nicht nur Pick Ups, die sich durch die Wildnis walzen, sondern auch Limousinen und SUVs mit einem Marketingspruch zum Durchschnittsverbrauch. Deutlich über 25 Meilen pro Gallone (ca. 3,8 Liter) müssen es schon sein, damit man in Sachen Sparsamkeit Aufmerksamkeit bekommt. Das interessiert immer mehr Leute - auch wenn sich der durchschnittliche Kraftstoffpreis pro Gallone von rund drei Dollar im August wieder auf unter 2,50 Dollar reduziert hat.

Doch es sind die großen Zugpferde die fehlen. Der auf der Messe neu vorgestellte Ford Focus dürfte trotz vergleichsweise sparsamer Aggregate kaum einen Kunden zurück zu Ford ziehen. Neben Sparsamkeit muss das gesamte Paket stimmen. Hier sind die Asiaten den US-Herstellern nach wie vor mindestens zwei Schritte voraus. Erfolgsmodelle wie der Toyota RAV4 oder der Hyundai Santa Fe machen neben Design, schier unendlichen Garantieversprechen und kraftvollen Triebwerken mit vertretbaren Verbräuchen auf sich aufmerksam und machen es US-Konkurrenten wie Saturn Vue, Ford Escape oder Jeep Cherokee so schwerer denn je.

Die Amis holen auf

Die kommen jedoch langsam auf Touren. Der schon legendäre Chevy Tahoe ist mittlerweile auch als Hybridversion zu bekommen. Gleiches gilt für andere SUVs von Ford, Mercury oder Chevrolet. GM macht in Detroit zudem durch die Elektrostudie des Volt auf sich aufmerksam. Chrysler geht – gerade auch vom Konzernzugpferd Mercedes-Benz einen anderen Weg. Zwar stehen auch hier mittelfristig Hybridversionen an, doch besonders die saubere Dieseltechnik Bluetec soll es richten. Sie ist seit Oktober verfügbar.

Weitere Modelle von Mercedes, Jeep, Volkswagen und Audi kommen 2008 auf den Markt. Doch auch abseits von Bluetec nimmt die Zahl der Dieselversionen zu. So sind erstmals auch der neue Jeep Wrangler oder der Chrysler Sebring mit sparsamen Dieselaggregaten zu bekommen.

Ungewöhnliche Kooperationen

Da komplett neue Fahrzeug- und Modellfamilien nicht aus dem Boden zu stampfen sind, bedient man sich auf der Suche nach neuen Absatzchancen ungewöhnlicher Kooperationen. So will Chrysler im Kleinwagenbereich mit dem chinesischen Hersteller Chery zusammenarbeiten und unter dem Einsteigerlabel Dodge verkaufen. Damit sollen die in letzten Jahren stark rückläufigen Verkaufszahlen abgefangen werden. Chrysler verkaufte im vergangenen Jahr nicht einmal mehr 2,40 Millionen Fahrzeuge. Auch GM mit 4,1 Millionen und Ford mit 2,9 Millionen Neuzulassungen hatten ihren Anteil daran, dass die heimischen Automodelle gerade noch einen Anteil von knapp 55 Prozent haben - Tendenz fallend. Im Gegensatz dazu legte Toyota um 13 Prozent zu und verbesserte sich auf über 2,5 Millionen Fahrzeuge - das heißt Platz drei.