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Streamingdienst verliert Serien und Filme Netflix steht mit dem Rücken zur Wand

Netflix
Netflix startete 1997 in den USA als Videoverleih per Post. Der Aufschwung kam mit der Flatrate: Die Nutzer zahlten eine monatliche Gebühr und konnten so viele Filme ausleihen, wie sie wollten. Wegen schnellerer Internetverbindungen stieg Netflix 2007 auf Streaming um.Seit September 2014 gibt es den Anbieter auch in Deutschland.Netflix produzierte als erster Online-Filmanbieter eine eigene Serie: “House of Cards“ - ein Riesenerfolg. Mit einer Software analysiert Netflix die Sehgewohnheiten der Kunden. Es wird in fast 79.000 Genren und Vorlieben unterschieden, sodass der Zuschauer immer die für ihn interessantesten Inhalte vorgeschlagen bekommt.2010 hatte Netflix noch 20 Millionen Abonnenten, 2017 sind es bereits mehr als 100 Millionen weltweit – Tendenz steigend.
Netflix war angetreten, das Film- und Seriengeschäft umzukrempeln. Das ist dem Konzern mit Bravour gelungen. Doch nun könnte der Streaming-Pionier Opfer seines eigenen Erfolges werden. Der Herbst wird ungemütlich.

Netflix hatte in der Unterhaltungs-Branche lange den Ruf des liebenswerten Underdogs. Filmemacher liebten den Konzern, weil er auch ungewöhnlichen Nischenprojekten grünes Licht gab, die der traditionellen Hollywood-Maschinerie nicht lukrativ genug erschienen. Die Zuschauer wiederum schätzten, dass die Streaming-Plattform mit den tradierten Sehgewohnheiten brach: Neue Episoden werden nicht im Wochentakt ausgestrahlt, sondern alle auf einmal bereitgestellt. Jeder bekommt auf seine Vorlieben angepasste Empfehlungen. Und die Plattform ist auf allen Geräten abrufbar, vom Smartphone bis zum Fernseher.

Doch spätestens als die magische Marke von 100 Millionen Abonnenten geknackt wurde, war allen bewusst: Netflix ist gekommen, um zu bleiben. Mittlerweile zahlen weltweit 150 Millionen Nutzer eine monatliche Gebühr, der Jahresumsatz liegt bei 15,8 Milliarden US-Dollar. Das sind beeindruckende Zahlen. Doch die fetten Jahre könnten bald vorbei sein. Denn die einstigen Verbündeten werden zu Widersachern.

Im Video: Laut einer Studie englischer Forscher könnten Online-Streaming-Dienste unser Sexleben kaputt machen.

Kampf um die Zuschauer

"Netflix‘ schlimmster Albtraum wird wahr", überschrieb Forbes kürzlich einen Artikel seiner Online-Ausgabe. Der Grund für die düstere Prognose: Der Streamingdienst verliert in den kommenden Monaten einige seiner beliebtesten Inhalte, darunter Publikums-Hits wie "Friends" und "The Office".

Ein Abgang wird Netflix besonders schmerzen: Disney startet ebenfalls eine Streaming-Plattform und zieht deshalb Ende des Jahres seine Filme und Serien aus Netflix‘ Katalog zurück. Wer jetzt denkt, es geht nur um ein paar Zeichentrickfilme, der irrt: Disney gehören die erfolgreichsten Filme der vergangenen Jahre, darunter sämtliche Marvel-Superhelden-Filme und die "Star Wars"-Reihe. Seit der Übernahme von Fox gehören auch weltbekannte Animationsmarken wie die "Simpsons" zum Micky-Mouse-Konzern.

In den kommenden Monaten können Netflix-Kunden zusehen, wie die Filmkacheln Stück für Stück weniger werden. Einer Untersuchung der Analysefirma Jumpshot zufolge gehört mehr als die Hälfte der aktuell 50 beliebtesten Netflix-Shows anderen Sendern, die in naher Zukunft ebenfalls ins Streaming-Geschäft einsteigen wollen. Für den Konzern ist das ein Riesenproblem: Zwar sorgen die aufwendigen Eigenproduktionen für Gesprächsstoff, am Ende schauen viele Fans dann trotzdem Klassiker wie "Friends". Sind diese nicht mehr da, gilt das womöglich bald auch für die Kunden.

Der Schuldenberg wächst

Für Netflix kommt diese Entwicklung nicht überraschend, weshalb der Konzern mittlerweile ein Vermögen in die Produktion von Eigeninhalten steckt. Im vergangenen Jahr investierte das Unternehmen zwölf Milliarden US-Dollar, in diesem Jahr soll der Betrag auf 15 Milliarden ansteigen. Keine Firma steckt mehr Geld in Inhalte.

Und doch ist der Kampf auf Dauer aussichtslos. Um mit Konzernen wie Disney oder AT&T (dazu gehören unter anderem HBO, CNN und Warner Bros.) mitzuhalten, türmt Netflix einen riesigen Schuldenberg auf. Der Konzern verbrennt Geld, obwohl er weltweit 150 Millionen zahlende Kunden hat. Ewig kann das so nicht weitergehen.

Die neuen Konkurrenten

Dass Netflix in der Lage ist, weltweite Hits zu liefern, demonstrierte der Konzern erst vor wenigen Tagen. Die dritte Staffel von "Stranger Things" brach sämtliche Zuschauerrekorde: Innerhalb weniger Tage schauten 40,7 Millionen Haushalte die Mystery-Serie, knapp jeder fünfte streamte die komplette Staffel an einem Wochenende durch. Die Aktie klettert Richtung Allzeithoch. In der Firmenzentrale im kalifornischen Los Gatos herrschte Champagnerstimmung.

Doch der Kater könnte heftig werden. Denn spätestens in der Vorweihnachtszeit werden die Karten neu gemischt. Apple wird im Herbst mit Apple TV+ in das Streaming-Geschäft einsteigen. Der iPhone-Hersteller will dabei auf Klasse statt Masse setzen und sicherte sich exklusive Serien von Steven Spielberg und "Aquaman"-Darsteller Jason Momoa. Mitte November startet dann Disney+ zum Schnäppchenpreis von 6,99 Dollar in den USA, im Frühjahr 2020 kommt der Dienst nach Europa. Im kommenden Jahr stößt dann noch HBO Max dazu, hier werden neben "Friends" von Kritikern hochgelobte Serien wie "Game of Thrones", "The Sopranos" und "Westworld" zu sehen sein.

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