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App Store In zwei Wochen zur Nummer 1: Die romantische Story hinter dem neuen Foto-Hype Locket

Bei Locket erscheinen die Bilder der Freunde einfach auf dem Homescreen, hier etwa Dackel Harry
Bei Locket erscheinen die Bilder der Freunde einfach auf dem Homescreen, hier etwa Dackel Harry
© Screenshot / stern
Bilder mit anderen zu teilen, ist so einfach wie noch nie. Die App Locket macht es aber noch einfacher - und sorgt damit für einen gigantischen Hype. Dabei wollte der Entwickler nur seiner Verlobten eine Freude machen.

Es ist eine kleine Überraschung im Alltag: Als ich heute Vormittag mein iPhone entsperre, schauen mir plötzlich treue Augen entgegen. Mein Kollege Christian Hensen hat mir seinen Dackel auf den Homescreen gezaubert. Einfach so und ganz ohne Benachrichtigung. Möglich macht das die neue App Locket. Und die sorgt mit ihrer unaufdringlichen Art Alltagsmomente zu teilen gerade für einen gigantischen Hype.

Bereits mehr als zwei Millionen registrierte Nutzer zählt die App bereits, in den USA ist sie bereits auf Platz 1 der kostenlosen Apps in Apples App Store geschossen. Und das in Rekordgeschwindigkeit: Erschienen ist die App vor nicht mal zwei Wochen - am Neujahrstag.

Locket ist das Anti-Instagram

Dass sie so erfolgreich ist, verdankt sie wohl in erster Linie ihrem enorm cleveren Grundgedanken: Statt Apps zu öffnen, erhält man die Bilder einfach als netten Stream, wenn man mal das Smartphone entsperrt. In Zeiten, in denen Social Media immer mehr Energie darin stecken, um unsere Aufmerksamkeit zu kämpfen, reduziert sich die App auf das Wesentliche: die Beziehung zu anderen Menschen. 

Das ist natürlich kein Zufall. Auf die Idee kam Entwickler Matt Moss aus ganz persönlichen Gründen. "Ich entwickelte die App im letzten Sommer als Geschenk für meine Freundin", erklärte er "Techcrunch". "Sie war kurz davor, zurück in die Uni zu gehen, also begann für uns eine Fernbeziehung. Einfach ein Bild bei ihr erscheinen lassen zu können, fand ich sehr charmant. Es ist einfach eine schöne Art in Kontakt zu bleiben."

Tatsächlich benutzten die beiden Turteltauben die App erstmal mehrere Monate nur für sich. Dafür aber umso intensiver. Jeden Tag schickten sie sich im Schnitt fünf Fotos, ob vom Kaffeetrinken, aus der Bibliothek oder der Party. So ließen sie einander trotz der Distanz am eigenen Alltag teilhaben. Erst durch die Reaktion von Freunden kam Moss auf die Idee, die App auch anderen zugänglich zu machen.

Minimalistischer Start

Wie sehr die App noch im Anfangsstadium ist, merkt man durchaus noch. Technisch und optisch wirkt sie zwar rund, die Funktionen sind aber noch sehr reduziert. Die Nutzer:innen melden sich beim ersten Start mit der Telefonnummer an, können dann fünf Freunde hinzufügen, mit denen sie Fotos teilen wollen. Schließlich muss man die App als Widget auf den Homescreen hinzufügen und kann loslegen. Ist die Einrichtung abgeschlossen, gibt es nur wenige Funktionen: In der Hauptansicht kann man direkt ein Bild knipsen und es teilen, wischt man nach oben kann man alle bisher geteilten Bilder in einer Galerie sehen. Das wars.

Wer komplexe Apps wie Instagram gewohnt ist, wird schnell Funktionen vermissen. Bisher lassen sich etwa keine Bilder aus der Bibliothek hinzufügen, alles dreht sich um den spontanen Schnappschuss direkt aus der App. Der Funktionsumfang kann aber durchaus noch wachsen. "Wir denken auf jeden Fall darüber nach", sagte Moss "Techcrunch". "Wir werden sehen." So überlegt er etwa, auf den bisher nötigen Zugriff auf die Kontakte zu verzichten. Die würden zwar nicht von der App gespeichert, diesen Eindruck will er aber eigentlich trotzdem vermeiden. Es sei schlicht die bequemste Methode für die Nutzer gewesen, erklärt er. Geld will er mit den Daten wohl nicht verdienen, er plant die spätere Einführung eines Abo-Modells.

Eine App für intime Beziehungen

Trotz seiner Pläne den Umfang der Software zu erweitern, will Moss den intimen Charakter der App unbedingt erhalten. "In meinen Augen kann man etwas wirklich Bedeutendes in Bezug auf Familie und enge Freunde aufbauen. Viele Menschen - vor allem die jüngeren - sind ein bisschen müde von diesen Apps, bei denen es in erster Linie um Werbung und messbare Erfolge geht", gibt er sich sicher. "Man hat dort diese riesigen Bekanntenkreise - mit 1000 Freunden bei Instagram oder 100 guten Freunden, denen man bei Snapchat antworten muss - und und das kostet am Ende des Tages einfach viel Zeit und Energie." Er sehe daher ein echtes Bedürfnis, manche Dinge nur mit wenigen, sehr ausgewählten Personen zu teilen.

Da erscheint es fast ein bisschen ironisch, dass der größte Treiber für den Erfolg der App wohl eines der größten sozialen Netzwerke ist - nämlich Tiktok. Den ersten Hype konnte Moss mit einem selbst produzierten Clip zu seiner App erreichen, er erreichte so 100.000 Nutzer:innen. Ein weiterer Clip, den ein britischer Nutzer zur App kreierte, erreichte gar fünf Millionen Nutzer. Das dürfte allerdings vor allem als Kickstart für den bisherigen Erfolg gesehen werden. Am Ende potenziert sich die App schließlich am besten selbst - indem man eine der fünf Einladungen eines Freundes bekommt. 

Quellen: Locket, Techcrunch

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