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USS Fitzgerald und John S. McCain Chaos und Inkompetenz an Bord - darum verunglückten die US-Zerstörer

Die Kollision riss ein Loch in den Rumpf der USS John S McCain.
Die Kollision riss ein Loch in den Rumpf der USS John S McCain.
© Roslan Rahmann/AFP
Zwei Lenkwaffenzerstörer der USA kollidierten im Sommer mit Handelsschiffen. 17 Matrosen starben. Der Untersuchungsbericht listet haarsträubende Fehler und Konfusion auf der Brücke auf.

Im Sommer des Jahres kollidierten zwei Kriegsschiffe der USA, die USS Fitzgerald und die USS John S. McCain, mit Handelsschiffen. Die beiden tragischen Unglücke riefen weltweit Verwunderung hervor. Unabhängig von den Vorfahrtsregeln auf See schien es kaum vorstellbar, wie die mit modernster Elektronik ausgerüsteten und extrem wendigen Zerstörer mit einem Frachter zusammenstoßen konnten. Der Untersuchungsbericht der Navy kommt nun zu dem Schluss, dass beide Unfälle hätten vermieden werden können. "Beide Unfälle waren vermeidbar, und die entsprechenden Untersuchungen ergaben, dass mehrere Fehler durch die Besatzung auftraten, die zu den Vorfällen beitrugen", sagte Admiral John Richardson. "Wir müssen es besser machen."

Die Kollision des Zerstörers Fitzgerald mit der Crystal resultierte aus einer Kette von kleineren Fehlern. Der Wachhabende auf der Fitzgerald verwechselte die Crystal zunächst mit einem anderen Schiff, als er seinen Irrtum bemerkte und sah, dass sich die Crystal auf einem Kollisionskurs befand, war es bereits zu spät. Die Befehlshabenden an Bord ignorierten alle vorgeschriebenen Vorgehensweisen, die zur Vermeidung von Kollisionen eingehalten werden müssen.

Überfordert von komplexer Technik

An Bord der USS McCain wurde offenbar ein Fehler in der Steuerung der Brücke gemacht, in dem die tatsächliche Steuerung des Schiffes der falschen Steuerungskonsole übertragen wurde. Ursache waren Konfusion auf der Brücke und mangelndes Training.

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Angesichts der Annäherung der Schiffe befahl der befehlshabende Offizier der McCain, Kommandant Alfredo J. Sanchez, die Steuerung des Schiffes auf zwei Personen aufzuteilen. Einer sollte den Kurs beeinflussen, der andere die Geschwindigkeit des Schiffes. Das geschah aber nicht, einem Befehlstand auf der Brücke wurden beide Aufgaben zugeordnet, der andere blieb ohne Funktion. Dieser Fehler führte zu automatischen Ausgleichbewegungen des Schiffes, die wiederum die Crew auf der Brücke verunsicherte, die sich die Manöver nicht erklären konnten.

Chaos und Konfusion

"Diese unbeabsichtigte Verschiebung verursachte eine Unruhe im Team auf der Brücke", so der Bericht. Alle glaubten, dass die Lenkung des Schiffes nicht richtig gehorchte. Der befehlshabende Offizier wollte das Schiff verlangsamen und ließ die Drehzahl der Propeller reduzieren. Wegen des ursprünglichen Fehlers bei der Aktivierung der Steuerpositionen wurde nur das Backbordgas zurückgenommen. Auf der Steuerbordseite lief die Maschine unvermindert weiter. Nun fing das Schiff erst richtig an, aus dem vorgesehenen Kurs auszubrechen, und es geriet auf Kollisionskurs mit dem unter liberianischer Flagge stehenden Frachter Alnic MC.

Es dauerte drei Minuten, bis die Besatzung auf der Brücke der USS McCain die Ursache des Problems entdeckte. Als endlich Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden, war es bereits zu spät, den Zusammenstoß zu vermeiden "Die drei Minuten Verwirrung in einem verkehrsstarken Seekanal brachten die McCain in irreversiblen Schwierigkeiten. Diese Aktionen kamen zu spät, und um ungefähr 5:24 Uhr Ortszeit kreuzte die John S. McCain den Kurs der Alnic und kollidierte", heißt es im Bericht. Der Bericht stellte fest, dass die McCain nicht über eine richtig ausgebildete Besatzung auf der Brücke für die Navigation in derartig stark befahrenen Gewässern verfügte und dass die Ausbildung der Wächter unzureichend war.

Mutige Rettungsaktionen

An Bord der USS Fitzgerald starben sieben Matrosen, an Bord der USS John S. McCain verloren zehn Personen der Besatzung ihr Leben. Während der Bericht die "schlechten seemännischen Fähigkeiten" der kommandierenden Offiziere sehr schonungslos benennt, hebt er den Heldenmut der Rettungsteams hervor, die versuchten, die Verletzten aus den aufgerissenen Teilen der Schiffe zu bergen.

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