Aus alten Western kennt man die Kerbe im Revolver – jede Vertiefung steht für einen toten Gegner. Weltweit wird beim Militär diese Tradition hochgehalten: Abschüsse werden mit Ringen oder Strichen markiert. Seit wenigen Tagen rätselt das Internet über solche Markierungen an Bord der Fregatte "Lübeck". Das Schiff hat zehn Striche auf seinem Boden-Luft-Raketenwerfer aufgemalt, daneben zeigt eine Zeichnung eine Drohne im Predator-Stil. Am Montag, dem 27. August, hat AegeanHawk Bilder der "Lübeck" im Mittelmeer gepostet, auf denen die Markierungen hervorgehoben sind. AegeanHawk postet regelmäßig Marinefotos aus dem Mittelmeer.
Auf dem Bild sind zwei Waffensysteme zu sehen. Das eine ist das leichte "76/62 Compact"-Geschütz von Oto Melara. Die vollautomatische Waffe ist gedacht für die Bekämpfung von See- und Luftzielen. Die andere Waffe ist ein Mk.-29-Starter, von dem aus Luftabwehrraketen vom Typ Sea-Sparrow verschossen werden.
Wen hat die Bundesmarine vom Himmel geholt?
Das Besondere an den Markierungen: Die Bundesmarine nimmt an gar keinen Einsätzen teil, bei denen feindliche Drohnen abgeschossen wurden. Und dann gleich zehn auf einen Streich, denn kurz zuvor waren diese Markierungen nicht zu sehen.
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Die spektakulären Havarien im Jahr 2017 haben offenbar nichts mit technischen Mängel zu tun. Sie sind auf Fehler der Besatzung zurückzuführen.
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Im Netz wurde sofort munter drauflos spekuliert – und natürlich wurde auch an Russen-Drohnen aus Syrien gedacht.
Tatsächlich haben die deutschen Fregatten "Lübeck" und "Sachsen" im Juni vor Norwegen ihre Flugabwehrraketen erprobt. Unterstützt vom Andoya Test Center (ATC) im äußersten Norden Norwegens wurde die Abwehr von Drohnen geübt. Eine einzelne Drohne ist kein schweres Ziel, doch Anfang 2018 erlebten die russischen Streitkräfte in Syrien eine unangenehme Überraschung, als ihre Luftbasis von ganzen Drohnen-Schwärmen angegriffen wurde. Denkbar, dass die deutschen Fregatten so ein Szenario durchspielten.

Auszeichnung für Scheibenschießen
Auf die Übung spielen die Markierungen an. Auf Anfrage teilte die Bundesmarine mit: "Die Fregatte "Lübeck" war im Juni in Norwegen und testete ihre Waffensysteme. Die Bordbesatzung entschloss sich, die Gesamtzahl der abgeschossenen Drohnen im Übungszeitraum visuell zu kennzeichnen."
Wegen der Kosten ist zu vermuten, dass es sich bei den Drohnen um Übungsziele handelte. Normalerweise wird die "Kill"-Markierung in einem echten Einsatz verdient, der mit Gefahr für die Besatzung verbunden ist. Den begehrten Strich für ein Scheibenschießen anzubringen, ist zumindest ungewöhnlich.
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