Etwa 2000 Satelliten umkreisen die Erde. Friedliche Absichten haben viele schon lange nicht mehr. Auf die Erdtrabanten stützen sich die zivile, aber auch die militärische Kommunikation, Satelliten dienen der Forschung und dem Ausspähen militärischer Gegner. Sie identifizieren Objekte für Militärschläge und ihre GPS-Signale helfen Raketen, ihr Ziel zu vernichten.
Selbst waren die Satelliten lange Zeit sicher. Weder Luftabwehrwehrraketen noch Abfangjäger konnten in ihre Höhe vordringen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Abwehrsysteme wie das russische S-500 Prometheus, Hyperschallgleiter und starke Laser können Satelliten schon heute ins Visier nehmen. Im März testete auch Indien eine eigene Anti-Satelliten-Rakete. Ohne Panzerung oder Abwehrwaffen sind Satelliten leichte Ziele.
Laser, Maschinengewehre und Nano-Killersatelliten
Das soll sich ändern. Frankreichs Präsident Macron ist beim Thema Weltraumwaffen vorgeprescht. Leistungsstarke Laser gehören zu seiner Weltraumstrategie. Die Laserwaffen sollen - natürlich - rein defensiv sein, sagte Florence Parly, die Verteidigungsministerin Frankreichs, auf der Luftwaffenbasis Lyon-Mont Verdun 942 zu den Spitzen des Militärs.
Sie erläuterte die Pläne Frankreichs für eine Weltraumtruppe, die zuvor von Präsident Emmanuel angekündigt wurde. "Heute militarisieren unsere Verbündeten und unsere Gegner den Weltraum", sagte Parly. "Der Zeitrahmen für die Erprobung wird immer kürzer, wir müssen jetzt handeln. Ja, wir werden leistungsstarke Laser entwickeln. Das ist eine Domäne, in der Frankreich ins Hintertreffen geraten ist."
In der Tat, trotz der vollmundige Absichtserklärung sind andere Länder in Sachen Laser- und Hyperschallwaffen weit voraus. Die USA, China und Russland haben jeweils mehrere Systeme in der Erprobung, einige sind sogar bereits im Einsatz. Das französische Programm soll 2030 voll einsatzfähig sein. Ein zusätzliches Budget von 4,3 Milliarden Euro ist dafür vorgesehen.
Offene Stationierung von Waffen im Weltall
Eine Bemerkung von Parly lässt allerdings aufhorchen. "Wenn unsere Satelliten bedroht werden, planen wir, die unserer Gegner zu blenden. Wir behalten uns das Recht und die Mittel vor zu antworten. Dies kann den Einsatz von leistungsstarken Lasern beinhalten, die von unseren Satelliten oder von patrouillierenden Nanosatelliten eingesetzt werden."
Die französische Armee will dazu Satelliten mit militärischer Nutzlast versehen. Zunächst sollen spezielle Kameras mögliche Angreifer erkennen. Später sollen die Satelliten mit Waffen ausgestattet werden. Angesprochen wurden auch Maschinengewehren, welche die Solarmodule des Aggressors zerstören können.
Diese Pläne besagen nichts anderes, als dass Frankreich Waffen im Weltall stationieren will. Bisherige Systeme können zwar in das Weltall hineinwirken, sie sind aber am Boden stationiert. Waffenstarrende Satelliten hingegen wären ein Dammbruch und ein klarer Verstoß gegen den internationalen Weltraumvertrag von 1967, der eine Militarisierung von Weltall und Himmelskörpern verbietet.
Früher Status der Pläne
Experten gehen ohnehin davon aus, dass es zu einer Militarisierung im Weltall kommen wird. Wie realistisch die französischen Pläne sind, lässt sich zu diesem Zeitpunkt kaum beurteilen. Spöttisch könnte man sagen, die Ankündigungen hören sich an wie eine Antwort auf die Weltraumkonflikte aus alten "James Bond"-Filmen, in denen "böse" Satelliten kleinere Himmelsbegleiter bedrängen oder sich gar einverleiben. Einen Abschuss durch eine Anti-Satelliten-Rakete oder einen starken bodengestützten Laser wird man damit kaum verhindern können.
Quelle: Le Point