Krieg in der Ukraine Starlink-Schlamassel – Putin kappt weiterhin die Satelliten-Kommunikation der Ukrainer

Die ukrainischen Drohnenpiloten sind auf das Starlinksystem angewiesen.
Die ukrainischen Drohnenpiloten sind auf das Starlinksystem angewiesen.
© Evgeniy Maloletka / AP
Starlink wickelt Kommunikation und Datenverkehr der ukrainischen Verteidiger ab. Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Russen das Satellitennetz dauerhaft und systematisch stören können.

Seit einigen Monaten stören die Russen die Starlink-Verbindungen der ukrainischen Streitkräfte. Zunächst auf ganze einfache Art. Die Russen konnten sich auf dem Graumarkt eigene Terminals besorgen, brachten diese dann in die Nähe der Front, in kritischen Momenten fuhren sie die Geräte hoch und lösten einen starken Datenverkehr aus. Der plötzliche Anstieg lähmte das Netz und machte es für die Ukrainer unbrauchbar. 

Starlinkstörungen nehmen zu

Mit dem Beginn der Charkiw-Operation kam dann die nächste Überraschung. An der Nordfront konnten die Russen den Datenverkehr komplett lahmlegen, die Ukrainer verloren den Kontakt zu ihren Drohnen. Nun berichtet die "New York Times", dass dies kein einmaliger Coup gewesen sei. An der Nordfront werde Starlink dauerhaft gestört. "Wenn ihnen das weiterhin gelingt, könnte dies eine taktische Wende im Konflikt bedeuten und die Verwundbarkeit und Abhängigkeit der Ukraine von den Diensten von Musks Unternehmen verdeutlichen", schreibt die Zeitung. 

Bislang hielt der Dienst, der primär gar nicht für militärische Nutzung gedacht war, den russischen Bemühungen stand. Doch nun könne Russland auf neuere und fortschrittlichere Technologie zurückgreifen, so Mykhailo Fedorov, der ukrainische Digitalminister. Die Russen "testen jetzt verschiedene Mechanismen, um die Qualität der Starlink-Verbindungen zu stören, weil das System für uns so wichtig ist." Kari A. Bingen, eine ehemalige Beamtin des US-Verteidigungsministeriums und Expertin für elektronische Kriegsführung, erklärte, Starlink und andere Satellitenkommunikation könnte durch eine Hochfrequenz gestört werden, die die Verbindungen überlastem. Diese Angriffe würden typischerweise von einem Fahrzeug mit einem großen Funkturm aus durchgeführt.

Die Abhängigkeit der Ukraine von einem privaten Internetdienstleister ist erschreckend, doch unvermeidlich. Das Starlink-System ist bisher einzigartig, die kleinen Satelliten haben eine relativ geringe Flughöhe, dadurch wird eine verzögerungsfreie Kommunikation und Live-Steuerung erst möglich. Die Größe des Dienstes macht es möglich, durch Verlagerung von Satelliten an jedem Punkt der Erde sehr große Datenmengen zu bewältigen. 

Anders als bei handgemachten Militärgeräten lassen sich die Terminals fast unbegrenzt und zu einem geringen Preis beschaffen. Diese Leistungen können militärische Satelliten nicht übernehmen. Es ist also kein Wunder, dass Kiew Starlink massiv nutzt. So konnte Kiew zumindest eine Zeitlang einen Kommunikationsvorteil erreichen. Die Abhängigkeit von einer Technik scheint sich jetzt zu rächen. Wenn es den Russen dauerhaft gelingt, das System zu stören, stehen die Ukrainer quasi bei Null. 

Angeblich arbeitet die Musk-Firma daran, das System sicherer zu machen. Doch systematisch haben die Russen einen Vorteil. Bei den kleinen Drohnen wechseln sich erfolgreiche Störungen und Gegenmaßnahmen fast im Monatstakt ab. Hardwareseitige Änderungen sind beim Starlinksystem so nicht möglich. Dazu haben die Russen Zugriff auf die komplette Technik der Terminals. 

Quelle: NYT

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