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Krieg in der Ukraine Alternativlos – die Ukraine wird F-16 Kampfjets erhalten, weil sie ohne Jets nicht siegen kann

F-16 der USA - das Kampflugzeug stammt aus dem Kalten Krieg, wurde aber kontinuierlich weiter entwickelt.
F-16 der USA - das Kampflugzeug stammt aus dem Kalten Krieg, wurde aber kontinuierlich weiter entwickelt.
© ABACA/ / Picture Alliance
In der Öffentlichkeit wird über die Lieferung von F-16 Kampfjets gestritten. Dabei gibt es nichts zu diskutieren: Wenn Kiew größere Gebiete zurückerobern soll, braucht das Land Kampfflugzeuge aus dem Westen.

Die Kampfjet-Koalition steht, die Ukraine wird Multi-Role-Fighter vom Typ F 16 erhalten. Für die Öffentlichkeit gab es ein wenig Theaterdonner und vermutlich wird er auch noch anhalten. Aber man kann sicher sein: Wenn Piloten für den Kampfjet ausgebildet werden, werden die Jets geliefert.

Die Lieferung von Kampfflugzeugen westlicher Bauart war und ist "alternativlos", wenn die Ukraine den Krieg nicht verlieren soll. Wieso? Die ukrainische Luftwaffe fliegt nach wie vor Einsätze mit Hubschraubern und Jets. Erst vor Kurzem kehrte der Pilot Rostyslav Lazarenk von seinem 300. Feindflug zurück. Bei diesen Einsätzen werden Maschinen abgeschossen, andere werden vom Gebrauch verschlissen. Diese Verluste wurden von den Verbündeten durch die Lieferung von Sowjetjets ausgeglichen, namentlich von Mig-29. Das war nur eine vorübergehende Lösung. Es gibt nicht mehr viele Maschinen und Ersatzteile, die man liefern könnte. Schon auf mittlere Sicht muss ein neues Modell ausgewählt werden.

Einfach und robust 

Die F-16 wurde ebenfalls ursprünglich als leichtes Jagdflugzeug gebaut, aber in der Folge für die Rolle als Waffenträger, sprich Kampfbomber, weiterentwickelt. Im Vergleich zu anderen westlichen Flugzeugen gilt sie als einfacher und verlangt weniger logistischen Aufwand als etwa der Eurofighter/Typhoon. Von der F-16 wurden fast 5000 Stück gebaut. Im Prinzip kann die Ukraine daher lange Zeit versorgt werden. Das bedeutet auch, dass es große Mengen an Ersatzteilen gibt. Und auch an Personal, das mit diesem Typ vertraut ist. Neben dem im Militär aktiven Personal können die Ehemaligen eine große Rolle spielen. Wenn Ex-Soldaten die Maschinen warten oder gar fliegen, ist die Distanz zu den Nato-Staaten etwas größer als bei aktiven Soldaten.

Missile-Offensive 

Vor einigen Wochen hat Großbritannien angekündigt, große Mengen an luftgestützten Cruise-Missiles vom Typ "Storm Shadow" an die Ukraine zu liefern, Frankreich zog mit einer weitgehend baugleichen Missile nach und weitere Staaten boten dann andere Typen an ("Storm Shadow" - mit dieser Missile kann Kiew Putins Brücke und seine Flughäfen zerstören). Diese Missiles werden alle von einem Flugzeug aus gestartet und sind mit ihrer hohen Reichweite in der Lage, Ziele tief im Hinterland der Front zu treffen. Dorthin wurden die russischen Großlager verlegt, nachdem sie von den Himars-Werfern bekämpft werden konnten. Insgesamt wird Kiew Hunderte von Missiles erhalten. Mit dieser Lieferung war bereits impliziert, dass geeignete Flugzeuge folgen müssen, um die Waffen in dieser Menge auch einsetzen zu können.

Im Internet vergleichen Experten bereits die Eigenschaften der F-16 mit denen ihrer russischen Gegner (Sukhoi Su-35S - Putins Super-Jet). Diese Form von Quartett-Spiel-Duellen ist sinnlos, weil es in der Ukraine nicht zu Luftkämpfen von Jägern kommen wird und schon gar nicht als "Dogfight" über kurze Distanz. Beide Seiten haben eine dichte Luftverteidigung aufgebaut, niemand wird seine kostbaren Jets mit Einsätzen in deren Wirkungsbereich gefährden. Erst wenn die Luftabwehr einer Seite niedergekämpft wurde, ist mit solchen Einsätzen zu rechnen. Zuvor werden die Jets dazu benutzt, Distanzwaffen mit großer Reichweite und präziser Zerstörungskraft in die Luft zu bringen, diese werden möglichst über eigenem Gebiet gestartet und der Jet kehrt zurück. Steigfähigkeit, Beschleunigung und Kurvenradius sind hierbei nicht zentral (S-400 Triumph – Putins Rakete, die auch Stealth-Jets vom Himmel holt).

Die Ukraine wird auf Nato-Standard gebracht 

Zentraler ist, dass mit der F-16 die gesamte Luftverteidigung und Luftwaffe der Ukraine sukzessive auf West- beziehungsweise Nato-Standard umgerüstet wird. Bei der Luftabwehr ist der Prozess in vollem Gang, nun werden die Jets folgen. Die F-16 ist von Haus aus in der Lage, mit einer Luftabwehr nach dem Nato-Standard zusammenzuarbeiten. Angesichts der Lage in der Ukraine ist das zwingend notwendig, schließlich sollen die Patriot-Raketen nicht die eigenen Flugzeuge vom Himmel holen.

Mit den F-16 und entsprechenden Distanzwaffen kann Kiew den Kampf gegen die russischen Einrichtungen im Hinterland wieder aufnehmen. Die Ukraine  kann logistische Lebensadern der Invasoren wie die Krimbrücke attackieren. Und versuchen, Kommandobunker und die Einrichtungen der Luftabwehr sowie der elektronischen Kriegsführung auf russischer Seite auszuschalten. Gefahrlos wird das nicht. Auch wenn enge Luftkämpfe wenig wahrscheinlich sind, werden die Russen versuchen, die Kampfjet-Offensive mit weitreichenden Boden-Luft- oder Luft-Luft-Raketen aufzuhalten.

Wann kommt die "große" Bodenoffensive

Ein interessanter Aspekt ist der Zeitplan. Die Umschulung bereits ausgebildeter ukrainischer Kampfpiloten auf den neuen Typ soll vier Monate betragen. Erst dann können diese Jets eingesetzt werden. Wenn ihre Einsätze gegen russische Einrichtungen in der Tiefe die "große" Offensive der Ukraine vorbereiten sollen, heißt das auch, dass diese Offensive mit Bodenoperationen nicht im Frühjahr, sondern im Sommer, eher im Spätsommer, beginnen kann. Große Durchbrüche und raumgreifende Truppenbewegungen sind vorher ohne eigene Luftherrschaft kaum vorstellbar. Zumal die russische Luftwaffe nach wie vor aktiv ist und mit einem neuen Typ von billigen Gleitbomben in Bodenkämpfe eingreifen kann, ohne selbst in den Bereich der ukrainischen Luftabwehr zu gelangen (Putins Luftwaffe ist wieder da – so tödlich sind die neuen, improvisierten Gleitbomben).

Der Westen muss weiter nachlegen 

Der Westen will die Ukraine stärken, beziehungsweise Russland in die Knie zwingen, indem das zahlenmäßig unterlegene Land qualitativ bessere Waffen erhält. Überspitzt lautet das: Leopard 2 gegen T 55, Himars- gegen Grad-Werfer, Starlink gegen Feldtelefon, Präszionsmissiles gegen plumpe Freifallbomben. Die Luftwaffe ist einer der wichtigsten Bestandteile der Kriegsführung, auf Dauer konnte sie von dem Konzept nicht ausgenommen werden. Anders als manche Optimisten dachten, zeichnet sich auch ab, dass der Westen kontinuierlich neues Material liefern muss, denn die Russen agieren nicht so dumm, wie man gehofft haben mag. Sie haben Mittel gegen die Himars-Werfer gefunden und sind sehr stark in der elektronischen Kriegsführung über dem Gefechtsfeld, trotz der Sanktionen erhalten sie Halbleiter und führen Präzisionswaffen nach. Darauf reagiert die Lieferung der F-16 und es ist durchaus zu erwarten, dass der Westen auch in Zukunft immer weiter nachlegen muss.

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