Update vom 04.03.2022, 09:41 Uhr
Inzwischen hat sich eine Sprecherin der Hamburger Wirtschaftsbehörde gemeldet. Entgegen der Forbes-Berichte ist die "Dilbar" aktuell nicht beschlagnahmt. Obwohl Alischer Usmanow offiziell sanktioniert worden ist, betrifft dies seine Jacht bisher offenbar nicht. Das liegt laut der aktualisierten Forbes-Meldung auch daran, dass die "Dilbar" auf eine Firma auf Malta läuft und nicht direkt auf Usmanow. Beschlagnahmungen von Wertgegenständen wären aber nur dann möglich, wenn diese zweifelsfrei mit sanktionierten Personen im Zusammenhang stehen, so die Erklärung.
Ursprüngliche Meldung vom 03.03.2022, 08:36 Uhr
Der russische Angriff auf die Ukraine dominiert seit einer Woche die Schlagzeilen. Während in dem Land die Bomben fallen, versucht die EU mit Sanktionen gegen Russlands Elite Druck auf das Land zu machen. In Hamburg soll das nun ganz konkrete Folgen gehabt haben: Die Jacht Dilbar wurde offenbar im Hamburger Hafen von den Behörden beschlagnahmt.
Das berichtet das Magazin "Forbes" unter Berufung auf Branchen-Insider. Demnach hätten die Behörden die Jacht im Rahmen der Sanktionen gegen den Putin-Vertrauten Alischer Usmanow als Teil seines Vermögens "eingefroren". (Lesen Sie dazu: Das sind die sanktionierten Oligarchen - und so stehen sie zu Putin.)
Die Arbeiter der Werft seien dem Bericht zufolge am Mittwoch, vermutlich in Folge der Beschlagnahmung, nicht zur Arbeit erschienen. Die Werft wollte sich auf Anfrage des stern nicht zu dem Vorgang äußern, verwies lediglich daraauf, sich natürlich an die aktuelle Gesetzlage zu halten. Auch die Behörden wollten die Beschlagnahmung laut dem "Hamburger Abendblatt" zunächst nicht bestätigen.
Eine der längsten Jachten der Welt
Usmanow gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Großindustrielle ist einer der reichsten Männer des Landes, sein Vermögen wird laut "Bloomberg" auf etwa 20 Milliarden Euro geschätzt. Der geborene Usbeke verdiente sein Geld vor allem in der Bergbau- und Metall-Industrie, leitete aber auch im Auftrag Putins als Generaldirektor den Gasriesen Gazprom.

Die Jacht, deren Wert auf 540 bis 720 Millionen Euro geschätzt wird, lag seit Oktober für Wartungsarbeiten im Hamburger Trockendock. Das Schiff war 2016 von der deutschen Lürrsen-Werft in Bremen über vier Jahre speziell für den Oligarchen gebaut worden. Sie sei "eine der komplexesten und anspruchsvollsten Yachten, die jemals gebaut wurden, sowohl bezüglich ihrer Dimensionen als auch ihrer Technologie", so die Werft. Mit einer Länge von 156 Metern gehört sie zu den größten Motorjachten der Welt. Mit einem 25-Meter-Pool, zwei Hubraschauber-Landeplätzen und 20 Kabinen ist sie luxuriös ausgestattet.
Die Jachten der Oligarchen hatten in den letzten Tagen in Hamburg für Diskussionen gesorgt. Die Partei "Die Linke" hatte gefordert, wenigstens eine der Jachten zu beschlagnahmen. Die Regierung des Bürgermeisters Peter Tschentscher hatte am Mittwoch bestätigt, dass keine weiteren Jachten den Hafen verlassen dürfen. Putin selbst hatte seine Jacht "Graceful" bereits vor den Sanktionen aus dem Hafen gerettet: Sie hatte den Hamburger Hafen Anfang Februar völlig überraschend in Richtung Kaliningrad verlassen.
Quellen: Forbes, Abendblatt, Bloomberg