"Oh Gott, wie süß", entfährt es Horst Lichter beim Anblick des Objektes, das auf dem Expertentisch von "Bares für Rares" sitzt: Es handelt sich um ein kleines Hündchen von der Marke Steiff. Martina und Lisa Hempel, Mutter und Tochter aus Köln, wollen dem langjährigen Familienmitglied ein neues Zuhause geben.
Er gehörte ursprünglich ihrem 1930 geborenen Vater, der ihn möglicherweise zur Geburt geschenkt bekam, erklärt Martina Hempel. Das hält Sven Deutschmanek als Entstehungsdatum für plausibel. Der Experte kann auch die Rasse des Hundes benennen: In den 1920er und 30er Jahren habe es einen Modehund gegeben, die französische Bulldogge. Die Firma Steiff habe daraufhin beschlossen, den "Bully" auf den Markt zu bringen.
Das Plüschtier habe es in verschiedenen Ausführungen gegeben und wurde von 1927 bis 1931 produziert. Das hierliegende Modell ist in der sitzenden Variante. Allerdings ist der Hund in keinem guten Zustand. "Der wurde geliebt", formuliert es Deutschmanek, "und das wirklich extremst". Das sei jedoch egal, denn das mache bei dem Alter den Charme aus.
"Bares für Rares": Eine neue Hüfte für den Hund
500 Euro hätten Mutter und Tochter gerne für ihr Hündchen. Der Experte geht da jedoch nicht ganz mit. Aufgrund der starken Beschädigungen schätzt er den Wert auf lediglich 300 Euro ein. Auch dafür würden die Hempels verkaufen.
Als Julian Schmitz-Avila den Hund im Händlerraum inspiziert, stellt er gleich fest: "Der ist malad", und Christian Vechtel ergänzt: "Der muss in die Klinik." Man müsse ihm etwas auf die Beine helfen. Der Hund sei schon 90 und brauche eine Prothese und ein neues Hüftgelenk.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Die Auktion startet mit 100 Euro. Da alle Händler mitbieten, ist der Schätzwert schnell übertroffen. Das höchste Gebot kommt von Julian Schmitz-Avila, der 420 Euro auf den Tisch legt und verspricht: "Bei mir ist er in guten Händen." Mutter und Tochter Hempel fahren mit einem "Glücksgefühl" nach Hause, wie Lisa Hempel hinterher sagt.
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