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"ZDF Magazin Royale" Von Silbereisen bis Kliemann: Darum gelingen Jan Böhmermann so viele brisante Enthüllungen

Jan Böhmermann, Hanna Herbst und Markus Hennig bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2021 in Köln.
Jan Böhmermann, Hanna Herbst und Markus Hennig bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2021 in Köln.

© Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/ / Picture Alliance
Mit seiner Recherche zu Fynn Kliemanns dubiosen Maskendeals hat Jan Böhmermann einen Scoop gelandet. Nicht zum ersten Mal: Der einstige TV-Clown wird immer mehr zum investigativen Journalisten. Dafür gibt es einen Grund.

Die drei strahlen wie Honigkuchenpferde und halten stolz ihre Trophäen in die Kamera: Gerade wurden Jan Böhmermann, Hanna Herbst und Markus Hennig für das "ZDF Magazin Royale" mit dem Deutschen Fernsehpreis 2021 ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt das Format noch eine andere Auszeichnung, die deutlich ungewöhnlicher ist: den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Der wird eigentlich für herausragenden Fernsehjournalismus vergeben. Wie konnte ein Satire-Magazin um den TV-Clown Jan Böhmermann diesen renommierten Preis bekommen?

Dazu muss man zurückgehen bis zum 6. November 2020: Da feierte das "ZDF Magazin Royale" sein Debüt. Nach sechs erfolgreichem Jahren im Spartensender ZDFneo hatte es Böhmermann endlich ins Hauptprogramm geschafft. Seine neue Show lief jetzt immer freitags direkt nach der "heute show".

Doch das war nicht das einzige Neue: War das bisher von ihm verantwortete "Neo Magazin Royale" eine bunt gemischte Wundertüte, die Stand-up, journalistische Beiträge, Musik, Talk und viel Quatsch lustvoll miteinander vermengte, war das "ZDF Magazin Royale" im Ton deutlich seriöser. "Die Wurzeln der Late-Night-Show kombiniert mit journalistischer Recherche", heißt es dazu auf der ZDF-Seite. Doch im Laufe der Zeit wurde es immer weniger Show und immer mehr journalistische Recherche, die mittlerweile einen Großteil der 30-Minütigen Sendezeit beherrscht.

Jan Böhmermann eifert John Oliver nach

Um seine Vision einer Late-Night-Show durchzusetzen - Kritiker bezeichnen die Sendung als deutsche Variante der Sendung "Last Week Tonight with John Oliver" (etwa die "Zeit" und die "Frankfurter Rundschau") – nahm Böhmermann auch personelle Korrekturen vor: Er verließ nach sechs Jahren die bildundtonfabrik und gründete die Produktionsfirma UFE (Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH). 

Zudem baute er ein neues Redaktionsteam auf: Er engagierte Hanna Herbst, die frühere stellvertretende Chefredakteurin von "Vice Österreich", die dem Format eine verstärkt investigativjournalistische Ausrichtung verpasste. Böhmermann beschäftigte sich in seiner Sendung mit dem Wirecard-Skandal, den Drahtziehern der Querdenker-Bewegung oder dem Hype um das Lifestyle-Produkt CBD.

Von seinem alten Team behielt Böhmermann den Headautor Markus Hennig. Gemeinsam stellten die drei mit einem gewaltigen Team - im Abspann werden mehr als 20 Redakteurinnen und Redakteure aufgeführt - jede Woche ein neues Thema vor. 

Nicht immer ist das alles neu oder wahnsinnig brisant, was Böhmermann in seiner Sendung "enthüllt". Oftmals sind es einfach nur unzählige bereits vorhandene Erkenntnisse, die der Moderator pointiert zusammenfasst und verständlich erklärt - was kein geringer Verdienst ist. 

Überraschende Enthüllungen

Doch in seinen guten Momenten gelingen dem "ZDF Magazin Royale" immer wieder überraschende Scoops. Ende März beleuchtete Böhmermann die Hintergründe des Schlager-"Universums" von Michael Jürgens und Florian Silbereisen. Und nun kommt die Sendung mit einer überraschenden Recherche zu Fynn Kliemann und seinen Masken-Geschäften um die Ecke. 

Fans des "Neo Magazin Royale" vermissen freilich die Unbeschwertheit der alten Tage: Der anarchische Blödsinn, zu dem Böhmermann immer wieder fähig war, ist einer gewissen staatsmännischen Gravitas gewichen. Das mag man bedauern. Aber solange Böhmermann mit fulminanten Enthüllungen die Öffentlichkeit überrascht und in Atem hält, scheint sein Plan aufzugehen. 

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