Bei der Promi-Ausgabe von "Wer wird Millionär" erspielten die Gäste am Montagabend zusammen 378.000 Euro für den guten Zweck. Für den peinlichsten Moment des Abends sorgte dabei nicht etwa einer der Kandidaten, sondern Telefonjoker Waldemar Hartmann: Was war passiert?
Der Aufreger des Abends
Waldi spielt den Joker für Model Lena Gercke und Designer Guido Maria Kretschmer. Es geht um sein Spezialthema Fußball. Die Frage: Welche Fußballnation hat bei den bisherigen 19 Weltmeisterschaften noch nie einen Titel im eigenen Land gewonnen? Brasilien, Frankreich, Argentinien oder Deutschland? Der Sportreporter antwortet überzeugt: "Deutschland hat noch nie im eigenen Land eine Weltmeisterschaft gewonnen."
Die Miene von Moderator Günther Jauch ist wie versteinert. Er hilft, weist kaum verklausuliert auf den deutschen WM-Sieg 1974 in München hin. Der Shitstorm gegen Waldi rollt da aber schon durch die sozialen Medien. "Waldis 74 ist das neue Schalke 05" oder "Was erlaube Waldi?" twittern die Schadenfrohen. Jauch tritt auch noch mal nach. In Anspielung auf die Weizenbier-Wutrede von Rudi Völler 2003 kommentiert er trocken: "Waldi, mit Wasser wäre das nicht passiert." Als hätte er eine böse Vorahnung, hatte Hartmann schon vor der Frage gesagt: "Fußball? Da kann ich mich ja nur blamieren." Die richtige Antwort wäre übrigens Brasilien gewesen.
Welcher Promi hat am meisten überrascht?
Der Mann mit wenig an. Olaf Schubert. Der Comedian mit dem altmodischen Rhomben-Pullunder ist weitaus schlauer als er es glauben machen will. Mit budda-ähnlicher Gelassenheit parliert er sich bis zur 500.000-Euro-Frage vor. Der hagere Harmlosling aus Sachsen kennt sich mit "T-Shirt-Grenzen" für Tattoos ebenso aus wie mit blutjungen Rechtsanwälten. Außerdem weiß er die Namen aller Puppen aus der DDR-Kult-Puppensendung "Pittiplatsch und Schnatterinchen" auswendig. Jauch mag den selbsternannten "freischaffenden Betroffenheitslyriker" augenscheinlich auch, fordert ihn neckisch auf: "Sagen Sie mal Uhu!" Schubert im tiefsten sächsisch: "Öhööö." Er belässt es bei seinen 125.000 Euro nur, weil er das Geld für den guten Zweck sichern will. Hätte sonst weitergezockt.
Von wem konnte man mehr erwarten?
Von Modedesigner und "Shopping Queen"-Plaudertasche Guido Maria Kretschmer. Sitzen seine Sprüche sonst so locker wie die Hosen von Hip-Hoppern, bleibt er bei diesem Auftritt ungewohnt unscheinbar. Gern hätte man zum Beispiel erfahren, ob tatsächlich Udo Lindenberg himself damals am Hippiestrand in Ibiza bei ihm die Brokatjacken orderte. Aber nichts davon, auch kein Tratsch und Klatsch über den "Supertalent"-Kollegen Dieter Bohlen. Dabei könnte man sich über dessen grenzwertigen Modegeschmack doch wunderbar das Maul zerreißen. Stattdessen erzählt der Guido die Geschichte, wieso er zu Hause alte Glühbirnen hortet. Wegen dem kalten Licht der Energiesparlampen, ja, ja, gähn. Womöglich war der Schatten der 1,78 Meter großen Teamkollegin Lena Gercke aber auch zu groß.
Wen hat Günther Jauch besonders getriezt?
Besagte Lena. Bekannt geworden als Gewinnerin der ersten Staffel von "Germany Next Topmodel". Gerade gibt sie vor, "Das Supertalent" zu suchen. Außerdem ist mit Sami Khedira verlobt und daher offiziell Spielerfrau. Und ziemlich blond – ein gefundenes Fressen für Jauch. Er habe gehört, sie kenne den Unterschied zwischen Champions League und Pokalspielen nicht, fragt er Gercke scheinheilig. Und erklärt es dann, indem er viel mit den Händen rudert und sehr langsam und laut spricht. Gercke unbeeindruckt: "Ich habe verstanden, dass die Champions League immer um 20.45 Uhr losgeht." Später verstört sie den Moderator mit dem Satz "Der Waldi hat gerade eine Vorlesung, den können wir nicht stören." Jauch ungläubig: "Eine Vorlesung? Der Hartmann? An der Uni?" Gercke: "Nein, in einer Buchhandlung. Der liest aus seinem eigenen Buch vor!"
Was konnte man dieses Mal lernen?
Dass ein "Tweef" einen Streit bei Twitter bezeichnet. Ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Twitter und Beef, englischer Slang für Streit. Auch schön, um öde Küchenparties aufzupeppen: Was gibt es in der Antarktis? Eine U-Bahn, zwei Geldautomaten, drei Kindergärten oder vier Spaßbäder. Die Lösung: zwei Geldautomaten. Für die 1300 Wahnsinnigen, die da leben. Jauch vermutet, dass die das Geld sowieso gleich in den ansässigen Bars versaufen. Vermutlich gibt es mehr als zwei. Und das auch noch: Kürbisse können bis zu einer Tonne wiegen. Eine Tonne! Interessant fänden wir die Anschlussfrage: Wie viele Portionen Kürbissuppe ergibt das?
Ungewöhnlichste Kandidatin
Eindeutig Khatera Yusufi. Sie ist quasi der Günter Jauch Afghanistans in weiblich, moderiert dort "Wer wird Millionär." Als Achtjährige floh sie mit ihren Eltern nach Deutschland, studierte hier TV-Journalismus, spricht sechs Sprachen. Yusufi setzt sich für Frauenrechte ein - ein Vorbild. Für Yusufi ist Jauch aber "mein großes Vorbild". Als er ihr gegenübersitzt, überreicht sie dem Moderator eine rote Krawatte mit Namenswidmung. Und erzählt, dass sich ihre Kandidaten vom Hauptgewinn (umgerechnet 18.000 Euro) vor allem ihr Studium finanzieren wollen. Oder die teure Hochzeit. Eine ganz andere Welt. In der die Menschen aber auch 2Wer wird Millionär?" gucken.
Wer kam der Millionenfrage am nächsten?
In 27 Folgen Prominentenspecial haben bislang nur drei die Million geholt: Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Oliver Pocher. Dieses Mal ist bei 125.000 Euro Schluss - die holen Olaf Schubert und auch das Team Lena Gercke und Guido Maria Kretschmer. Khatera Yusufi und Wolfgang Kubicki erspielen jeweils 64.000 Euro. Insgesamt gehen 378.000 Euro an die RTL-Stiftung "Wir helfen Kindern e.V.".
Der Unterhaltungsfaktor der drei Stunden
Anfangs durch Olaf Schubert und am Ende durch Waldis Blackout sehr hoch. Dazwischen muss man aber lange durchhalten. Was war eigentlich mit Wolfgang Kubicki los? Hatte ihm niemand seiner Mitarbeiter gesagt, dass "Wer wird Millionär?" von einem Mann moderiert wird und er auch keine anderen weiblichen Gäste in Griffweite hat? Der FDP-Mann bleibt ungewohnt blass. Am Ende spielt er mit Pokerface 64.000 Euro ein. Und beschwört den Wiedereinzug seiner Partei in den Bundestag in vier Jahren. Auch eher langatmig: die Schalten zum RTL-Spendenmarathon, für den auch die Prominenten spielen. Im grellen Studio verdingen sich Promis als Call Center-Mitarbeiter. Harry Wijnvoord wird aus seiner Mottenkiste herausgeholt und darf Dinge mit einem alten Holzhammer versteigern. Anzugträger von Großunternehmen halten werbewirksam Riesenschecks in die Kamera. Aber wie heißt es so schön: Der Zwerg reinigt die Kittel! Oder war es doch: Der Zweck heiligt die Mittel?