
Henry Kissinger
Der ehemalige US-Außenminister starb am 30. November im Alter von 100 Jahren in seinem Zuhause im Bundesstaat Connecticut. Der Deutschamerikaner und Friedensnobelpreisträger war eine schillernde Figur der US-Politik, seine Spezialität war die Geheimdiplomatie. Heinz Alfred Kissinger wurde 1923 in Franken geboren. Er war 15 Jahre alt, als seine jüdischen Eltern mit ihm nach New York flüchteten. Nach Schule und Militärzeit studierte Kissinger in Harvard; später lehrte er dort. 1969 berief ihn der damalige Präsident Richard Nixon zum Sicherheitsberater, später zum Außenminister. Ein bedeutender Meilenstein in seiner Karrie war die Vorbereitung der Reise Nixons nach China. Kissinger handelte zudem Abrüstungsverträge und Friedensabkommen aus und wurde zum Medienstar. Kritiker hingegen sehen in dem Außenpolitiker einen reinen Machtpolitiker. Mehr als fragwürdig ist die Rolle, die er bei der geheimen Bombardierung Kambodschas spielte. Schwer wiegen auch die Vorwürfe wegen seiner Rolle beim Militärputsch 1973 in Chile. Kissinger musste sich auch immer wieder die Frage gefallen lassen, ob er wirklich auf die Beendigung des Vietnam-Kriegs gedrungen und ihn nicht eher, um Nixons Wahlchancen zu steigern, unnötig verlängert hat. Kissinger hat sich auch nach seiner Zeit in Washington weiter in die Weltpolitik eingemischt – beriet etwa den damaligen Präsidenten George W. Bush. Auch im hohen Alter äußerte er sich noch in Interviews und als Redner zu internationalen Themen. Seinen Kritikern kam er dabei keinen Schritt entgegen.
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