Geiselnahme in Ingolstadt Polizei beendet stundenlangen Nervenkrieg

Ohne Blutvergießen ist im Rathaus von Ingolstadt eine Geiselnahme nach Stunden zu Ende gegangen. Am frühen Abend kamen die beiden letzten Geiseln unbeschadet frei. Auch der Geiselnehmer lebt.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat eine fast neunstündige Geiselnahme im Ingolstädter Rathaus beendet. Nach Angaben der Polizei wurden die beiden letzten Geiseln bei der Aktion am frühen Montagabend unverletzt befreit. Der 24 Jahre alte Geiselnehmer sei verletzt festgenommen worden. Er soll seit mehr als einem Jahr als Stalker eine Rathausmitarbeiterin verfolgt haben, die sich unter den Geiseln befand. Der vorbestrafte Mann hat laut Polizei schon längere Zeit massive psychische Probleme.

Der mit einer Pistole bewaffnete Täter hatte zwei Männer und eine Frau seit den Vormittagsstunden festgehalten. Eine vierte Geisel hatte er bereits unmittelbar nach Beginn des Geiseldramas freigelassen. Die Pistole stellte sich als täuschend echte Attrappe heraus.

Mehrere Stunden nach Beginn des Dramas kam am frühen Nachmittag Ingolstadts Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck nach langwierigen Verhandlungen frei. Unmittelbar vor der Befreiung der anderen beiden Geiseln waren aus dem Rathaus mehrere laute Knallgeräusche zu hören. Das Spezialeinsatzkommando hatte sich zuvor auf den Zugriff vorbereitet.

Merkel-Auftritt abgesagt

Stundenlang war das Rathaus der oberbayerischen Stadt abgeriegelt. Mehr als 200 Polizisten waren im Einsatz. Ursprünglich sollte dort am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Rahmen ihrer Wahlkampftour auftreten, der Termin wurde jedoch nach Bekanntwerden der Geiselnahme abgesagt.

Der Täter habe wegen des Stalkings der Mitarbeiterin Hausverbot im Rathaus gehabt, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). In den vergangenen Wochen sei der Konflikt eskaliert, nachdem der Mann gegen das Hausverbot verstoßen habe. "Der Begriff Stalker erscheint mir etwas verharmlosend, weil er doch eine ganze Liste von Vorstrafen hat, die weit über das hinausgeht, was man als Stalking bezeichnet", sagte Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) über den 24-Jährigen. Er sei wegen Körperverletzung und Bedrohungsdelikten bekannt.

Das Motiv des Mannes blieb zunächst unklar. "Er möchte, dass wir einen Bescheid aufheben", sagte Rathauschef Lehmann. Unklar sei aber, ob es dabei um das Hausverbot für die Ämter der Stadt gehe. Die Polizei sprach hingegen von keinen detaillierten Forderungen des Mannes. Kurz vor der Beendigung der Geiselnahme hatte er Tabletten und Essen verlangt. Daraufhin wurde ihm ein Döner ins Rathaus gebracht.

DPA
kng/DPA

PRODUKTE & TIPPS