Am 25. Mai 2020 tötete der weiße Polizist Derek Chauvin in Minneapolis den Afroamerikaner George Floyd. Rund neuneinhalb Minuten lang drückte Chauvin dem wegen eines mutmaßlich gefälschten 20-Dollar-Scheins festgenommenen Schwarzen das Knie in den Nacken. Heute, fast zwei Jahre später, deckt ein offizieller Bericht den weit verbreiteten Rassismus bei der Polizei in der US-Stadt Minneapolis auf.
"Muster von ethnischer Diskriminierung"
Im vergangenen Jahrzehnt habe es in der US-Großstadt immer wieder rassistisch basierte Diskriminierung gegeben, resümiert eine Untersuchung der Behörde für Menschenrechte von Minnesota. "Die Mitarbeiter der Stadt und der Polizei von Minneapolis beteiligen sich an einem Muster oder einer Praxis von ethnischer Diskriminierung unter Verletzung des Minnesota Menschenrechts-Gesetzes", heißt es in dem Bericht vom Mittwoch.
So gebe es deutliche Unterschiede im Umgang von Polizisten mit Bürgern etwa bei Verkehrskontrollen, Durchsuchungen oder Festnahmen, je nachdem, ob sie weiß oder schwarz seien. Beamte hätten soziale Medien genutzt, um schwarze Personen oder Organisationen zu überwachen, ohne dass diese im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten stünden. Zudem sei bei Beamten der "ständige Gebrauch rassistischer, frauenfeindlicher und respektloser Sprache" belegt.
Der Bericht, für den tausende Befragungen vorgenommen und zahlreiche Dokumente ausgewertet wurden, beklagt eine "Organisationskultur", in der Polizisten zu einem "aggressiven" Auftreten ausgebildet würden. Beamte würden deswegen "Situationen eskalieren (lassen) und häufig ein unangemessenes Niveau der Gewalt" einsetzen. Zugleich würden sie nicht ausreichend für Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen.
Nicht-weiße Bürger sterben häufiger durch Polizeigewalt
Die Menschenrechtseinrichtung hatte die Ermittlungen dazu, ob ein Muster von Diskriminierung innerhalb der Behörden vorliegt, im Juni 2020, kurz nach Floyds Ermordung, aufgenommen. Floyds Tod wühlte die USA auf und löste massive Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Seither gab es in Minneapolis und anderswo in den USA weitere Fälle, in denen Schwarze durch unverhältnismäßige Gewalt bei Polizeieinsätzen ums Leben kamen.
Der Bericht zeigt auch, dass nicht-weiße Bürger überproportional von tödlicher Polizeigewalt betroffen sind. Zwischen den Jahren 2010 und 2022 tötete die Polizei von Minneapolis 14 Menschen im Einsatz – 13 davon waren schwarz oder indigener Herkunft, wobei der Anteil der nicht-weißen Bevölkerung in der Stadt bei 42 Prozent liegt.