Flugzeugabsturz in Madrid Familie M. wahrscheinlich tot

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die vermisste Familie aus dem bayerischen Pullach bei dem Flugzeugabsturz in Madrid getötet worden. Das Auswärtige Amt bestätigte entsprechende Hinweise, wonach das Ehepaar M. mit seinen zwei Söhnen an Bord des Fliegers nach Gran Canaria gesessen hat.

Bei dem schweren Flugzeugunglück auf dem Flughafen von Madrid sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch vier Deutsche ums Leben gekommen. "Wir haben Hinweise von den zuständigen spanischen Behörden, dass sich vier Deutsche unter den Todesopfern befinden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. "Diese Angaben stehen unter dem Vorbehalt der endgültigen Identifizierung der Opfer, die noch einige Tage in Anspruch nehmen kann." Dies stehe aber unter dem Vorbehalt der endgültigen Identifizierung, die noch einige Tage in Anspruch nehmen werde. Die deutschen Stellen stünden in engem Kontakt mit den spanischen Behörden.

Bei den vier Deutschen, die auf der Passagierliste stehen, handelt es sich um Gerd und Claudia M. aus dem bayerischen Pullach, die mit ihren zwei kleinen Söhnen nach Gran Canaria fliegen wollten. Dass sie eingecheckt hatten, steht außer Zweifel. Bisher war aber noch offen, ob die Familie auch wirklich an Bord gegangen war. Die vier gelten seit dem Unglück als vermisst. Die Polizei schirmt das Haus der Familie in Pullach ab.

"Wir wissen nur, dass vier Namen von bayerischen Bürgern auf der Passagierliste stehen. Wir wissen aber nicht, was mit ihnen passiert ist", sagte LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Die Angehörigen werden von einem Kriseninterventionsteam Die spanischen Behörden hatten bei den deutschen Kollegen um genetisches Vergleichsmaterial gebeten. Die Polizei hat DNA-Spuren im Haus der Vermissten gesichert.

Alle Leichen gefunden

Fast 24 Stunden nach dem Absturz haben die Bergungsmannschaften an der Unglücksstelle die letzten zwei Leichen aus dem Wrack geborgen. Bei den Toten handele es sich um einen Säugling und um einen Erwachsenen, teilte der Chef der Flughafenfeuerwehr, Benjamín Olivares mit. Damit sind die Leichen von allen 153 Opfern der Katastrophe geborgen. Die Suche nach weiteren Toten könne eingestellt werden, so der Feuerwehrchef. An der Zahl der Opfer ändert sich durch den Fund nichts. Von den insgesamt 172 Insassen der Maschine der spanischen Fluggesellschaft Spanair befinden sich 19 mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern.

In der zum Leichensaal umfunktionierten Messehalle wurde damit begonnen, die Toten zu identifizieren. Nach Angaben des Roten Kreuzes wird es mehrere Tage dauern, bis die Forensiker alle Opfer identifiziert haben. Ein Ende sei nicht absehbar, sagte eine Sprecherin. Viele Leichen sind so verkohlt, dass eine Identifizierung nur mit Hilfe von DNA-Analysen möglich sein wird.

Bei Olympia kein Trauerflor

Spaniens Wunsch, bei den Olympischen Spielen der Opfer des schweren Flugzeugunglücks zu gedenken, ist beim IOC auf Widerstand gestoßen. Ein Antrag, spanische Flaggen auf Halbmast zu setzen und die Athleten mit Trauerbändern die Wettkämpfe antreten zu lassen, sei abgelehnt worden, teilte das Olympische Komitee des Landes in Peking mit. Das IOC habe damit genauso entschieden wie bei ähnlichen Anfragen anderer Länder. Die spanischen Goldmedaillen-Gewinner im Segeln, Fernando Echavarri und Anton Paz, trugen auf dem Siegerpodest dennoch schwarze Armbänder.

Unterdessen haben Spezialisten begonnen, nach den Ursachen der schlimmsten spanischen Luftfahrt-Katastrophe seit 25 Jahren zu suchen. Eine Maschine der Fluggesellschaft Spanair war am frühen Mittwochnachmittag unmittelbar nach dem Start auf dem Flughafen Madrid-Barajas zerschellt und in Flammen aufgegangen. Beide Flugschreiber des verunglückten Flugzeugs wurden wenige Stunden nach dem Unglück gefunden und einem Ermittlungsrichter übergeben. Der Richter verhängte für die Untersuchungen eine Nachrichtensperre.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin nahm die deutsche Botschaft in Madrid Kontakt zu Spanair auf, um nähere Informationen zu bekommen; zwei Botschaftsangehörige fuhren zum Flughafen. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Team psychologisch geschulter Fachleute nach Madrid gesandt, um Spanair bei der Betreuung der betroffenen Fluggäste und deren Angehörigen zu unterstützen.

Das Unglück wurde in Medienberichten darauf zurückgeführt, dass möglicherweise beim Start ein Triebwerk der zweistrahligen Maschine des Typs MD-82 in Brand geraten sei. Luftfahrtexperten wiesen jedoch darauf hin, dass bei der Katastrophe auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben müssten. Eine Maschine dieses Typs könne notfalls auch mit nur einem Triebwerk starten.

Techniker gaben grünes Licht für zweiten Start

Verkehrsministerin Magdalena Alvarez bestätigte, dass der Pilot des Jets vor dem Unglück einen Start abgesagt habe, weil technische Probleme aufgetaucht seien. Die Techniker hätten danach aber grünes Licht für den Flug gegeben: "Die Wartung von Spanair hat nach einer Kontrolle den Start zugelassen", sagte Alvarez im spanischen Rundfunk. Welche Probleme der Pilot genau gemeldet hätte, müsse von der Untersuchungskommission geklärt werden.

Spanair erklärte, das Unternehmen wolle sich nicht an Spekulationen über die Unglücksursache beteiligen. Zunächst gelte es, sich um die Opfer und deren Angehörigen zu kümmern. Die Maschine war nach Angaben von Spanair 15 Jahre alt und allen vorgeschriebenen Inspektionen unterzogen worden.

Laut Flugplan sollte die Spanair-Maschine um 13.00 Uhr vom Großflughafen Barajas der spanischen Hauptstadt nach Gran Canaria abheben. Wie die Zeitung "El País" berichtete, wurde der Start wegen technischer Probleme aufgeschoben. Gegen 14.45 Uhr raste die Maschine dann über die Landebahn hinaus und ging in Flammen auf.

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