Indonesien Luftbrücke versorgt Opfer in Aceh

Die UN startet eine Hilfsoperation für Millionen Flutopfer in Südasien und hat eine Luftbrücke für die am schwersten betroffene Provinz Aceh in Indonesien eingerichtet. Hochwasser, Regenfälle und Tumulte unter den Opfern behindern aber die Landung der Helikopter.

Schwere Regenfälle sowie anhaltendes Hochwasser in Teilen Südasiens erschwerten am Sonntag jedoch die Lieferungen des UN-Flüchtlingshilfswerks. In Indonesien konnten die Hubschrauber mehrfach nicht landen, da sich unter den Wartenden am Boden tumultartige Szenen abspielten. Zudem machte sich in den Katastrophengebieten die Angst vor Epidemien breit. Verschmutztes Trinkwasser droht zum Seuchenherd für Ruhr und andere schwere Infektionskrankheiten zu werden.

Die UN rechnen damit, dass die Zahl der Todesopfer in den Katastrophengebieten von derzeit knapp 130.000 noch auf 150.000 ansteigen wird. Die internationale Gemeinschaft hat nach UN-Angaben bereits zwei Milliarden Dollar an Finanzhilfen zugesagt. UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, der Wiederaufbau in den von der Naturkatastrophe gezeichneten Gebieten werde wahrscheinlich fünf bis zehn Jahre dauern. Außenminister Joschka Fischer will Ende der Woche in die Krisenregion fliegen.

"Hoffen, den Ausbruch von Cholera verhindern zu können"

Als "tickende Zeitbombe" bezeichnete Jorgen Poulsen vom dänischen Roten Kreuz in Banda Aceh Infektionskrankheiten wie etwa die Ruhr, die durch verschmutztes Trinkwasser übertragen wird. "Wir hoffen aber, dass wir den Ausbruch von Cholera verhindern können", fügte er hinzu. Allerdings hätten sich in der Hauptstadt der Provinz Aceh schon mehrfach Menschen übergeben.

Ein Mitarbeiter des UN-Kinderhilfswerks Unicef sagte, es lägen Berichte über Todesfälle von Kindern vor, die an Lungenentzündung gestorben seien. Nach Unicef-Schätzungen sind allein in Aceh etwa 700.000 Kinder von Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, körperlichen Verletzungen, Traumata oder dem Verlust von Angehörigen betroffen.

In einigen Flutgebieten nahe der Provinzhauptstadt Banda Aceh mussten mit Hilfslieferungen beladene Hubschrauber unverrichteter Dinge wieder abdrehen. In den Küstendörfern drängten sich so viele Hilfsbedürftige, dass die Piloten keine Chance zum Landen sahen, sagte ein UN-Sprecher. Andernorts behinderten anhaltendes Hochwasser und schwere Regenfälle die Landung von Helikopter des US-Flugzeugträgers "Abraham Lincoln", woraufhin die Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen wurden. Auf den zu Indien gehörenden Inselgruppen Andamanen und Nikobaren versuchten Rettungsteams Teile der Inseln mit Schlauchbooten zu erreichen, da viele Straßen nicht passierbar waren.

Mit der auf drei Tage ausgelegten internationalen Luftbrücke für Aceh sollen insgesamt 2000 Zelte, 100.000 Decken, 20.000 Plastikplanen, 20.000 Behelfsküchen sowie 20.000 Kanister für die Not leidende Bevölkerung bereit gestellt werden. Nach Abschluss der Aktion sollen 100.000 obdachlos gewordene Menschen in den Flutgebieten zumindest über Behelfsunterkünfte verfügen. "Diesen Menschen wieder ein Dach über dem Kopf zu bieten, hat für uns oberste Priorität", sagte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks, Ruud Lubbers.

Auch in Sri Lanka zwangen starke Regenfälle und die Angst vor dem Ausbruch von Seuchen die Bewohner vieler Dörfer zur Flucht. Insgesamt haben fünf Millionen Menschen in der Krisenregion ihr Obdach verloren. Annan sprach von der bislang größten Katastrophe, der sich die UN gegenübersähen. Der UN-Generalsekretär plant, am Donnerstag nach Indonesien zu reisen, um möglicherweise von dort erneut um internationale Hilfe zu werben.

Der Koordinator der UN-Hilfen, Jan Egeland, sagte, der Anstieg der Summe auf zwei Milliarden Dollar von etwa 1,2 Milliarden Dollar hänge in erster Linie mit der japanischen Hilfszusage von 500 Millionen Dollar zusammen. Den bisher höchsten Betrag bietet damit Japan, gefolgt von den USA, die vor kurzem ihre Hilfszusage auf 350 Millionen Dollar verzehnfacht hatten. Japan will zudem mehrere Militärschiffe und -flugzeuge sowie Soldaten nach Thailand schicken, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungskreise. Insgesamt bieten mehr als 40 Staaten Finanzhilfen an.

Reuters
T. Soetjipto, D. Yates/Reuters

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