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Inseln im Südatlantik Argentinien will wieder über die Falklandinseln verhandeln. Droht ein neuer Konflikt mit Großbritannien?

Stanley, die Hauptstadt der Falklandinseln. In Argentinien werden die Inseln Malvinas genannt. 
Stanley, die Hauptstadt der Falklandinseln. In Argentinien werden die Inseln Malvinas genannt. 
© DANITA DELIMONT STOCK / Imago Images
Seit Jahrzehnten zanken sich Großbritannien und Argentinien über die Falklandinseln im Südatlantik. Es kam 1982 sogar zum Krieg. Nun hat Argentinien eine Einigung mit London zu den Inseln aufgekündigt. Droht wieder eine Eskalation?

Mehr als 12.000 Kilometer liegen die Falklandinseln von Großbritannien entfernt – und nur rund 500 Kilometer von Argentinien. Dennoch gehören die Inseln zum Vereinigten Königreich; seit 1833 stehen sie unter britischer Verwaltung. Den Argentiniern – die die Inseln Malvinas nennen – ist das seit rund zwei Jahrhunderten ein Dorn im Auge.

Nun drohen die Spannungen zwischen London und Buenos Aires um die Falklandinseln wieder zu wachsen: Argentinien hat den sogenannten Foradori-Duncan-Pakt von 2016 aufgekündigt. Außenminister Santiago Cafiero sagte, seine Regierung wolle wieder über die Souveränität der Falklandinseln verhandeln.

Der Pakt hatte Fragen um die Förderung von Gas und Öl sowie Schifffahrt und Fischerei in den Gewässern um die Falklandinseln geregelt. Argentiniens aktuelle Regierung ist der Ansicht, dass die Vorgängerregierung bei den Verhandlungen London zu viele Zugeständnisse gemacht hat.

Bevölkerung der Falklandinseln will britisch bleiben

Die Falklandinseln haben für Argentinien noch heute eine große Bedeutung. Argentinien gibt an, dass ihnen die Malvinas gehören, weil sie sie im 19. Jahrhundert von der spanischen Krone geerbt hätten und sie nahe an der argentinischen Küste liegen. In den Augen vieler Argentinier sind die Malwinen ihr Staatsgebiet – nicht das der Briten.

"Im 21. Jahrhundert müssen sich die Engländer dafür schämen, eine Kolonie zu haben", sagte Argentiniens Präsident Alberto Fernandez in einem Interview mit der britischen BBC. "Es ist widerlich, so etwas zu denken, widerlich. Es ist gestohlenes Land."

Großbritannien sieht das anders. Das Vereinigte Königreich stützt seine Ansprüche auf die langjährige Verwaltung der Inseln und das Selbstbestimmungsrecht der Inselbewohner, die sich 2013 mit überwältigender Mehrheit für den Verbleib in Großbritannien ausgesprochen haben.

Bewaffnete Soldaten während des Krieges zwischen Großbritannien und Argentinien um die Falklandinseln
Bewaffnete Soldaten während des Krieges zwischen Großbritannien und Argentinien um die Falklandinseln
© ---/telam / DPA

Falkland-Konflikt mündete 1982 in einem Krieg

Die Differenzen zwischen den beiden Staaten erreichten 1982 einen Höhepunkt, als es zum Krieg zwischen Großbritannien und Argentinien kam: Die Argentinier besetzten die Inseln. Die damalige Militärjunta wollte nach Einschätzung von Historikern von innenpolitischen Problemen ablenken. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher befahl die Rückeroberung, die nach 72 Tagen Krieg gelang. 649 Argentinier, 255 Briten und drei Bewohner kamen ums Leben. Der verlorene Krieg ist für Argentinien noch heute eine offene Wunde.

Obwohl Argentinien Großbritannien diplomatische Verhandlungen über die Inseln angeboten hat, will man davon in London nichts hören. Auf die Ankündigung seines argentinischen Amtskollegen reagierte Außenminister James Cleverly auf Twitter mit: "Die Falklandinseln sind britisch."

"Die Inselbewohner haben das Recht, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden – sie haben sich dafür entschieden, ein selbstverwaltetes britisches Überseegebiet zu bleiben."

Argentinien will Referendum nicht anerkennen

Cleverly spricht damit das Referendum auf den Falklandinseln an: Am 10. und 11. März 2013 hatten sich 99,8 Prozent der Bewohner für den Status quo ausgesprochen – also für den Verbleib unter der britischen Flagge.

Zum zehnten Jahrestag des Referendums bekräftigte man nochmals das Ergebnis und wies argentinische Ansprüche vehement zurück. "Die Bewohner der Falklandinseln haben – wie Menschen auf der ganzen Welt – das Recht, über ihre eigene Zukunft zu bestimmen", teilte die Regierung des britischen Überseegebiets im Südatlantik mit. "Auf den Falklandinseln aber fühlt es sich nicht immer so an, dass unser Recht auf Selbstbestimmung eine Selbstverständlichkeit ist." Trotz der demokratischen Entscheidung werde die Freiheit, unter einer selbst gewählten Regierung zu leben, weiterhin infrage gestellt.

Fast alle Bewohnerinnen und Bewohner der Falklandinseln wollen weiter zu Großbritannien gehören
Fast alle Bewohnerinnen und Bewohner der Falklandinseln wollen weiter zu Großbritannien gehören
© Martin Zwick / Imago Images

Buenos Aires nannte das Ergebnis der Abstimmung "irrelevant". "Ohne die Billigung und Anerkennung durch die UNO hat ein sogenanntes 'Referendum' nach dem Völkerrecht keinen rechtlichen Wert", schrieb der zuständige Staatssekretär im argentinischen Außenministerium, Guillermo Carmona, in einem Tweet am Freitag. "Es sind zehn Jahre vergangen, und sie haben die Anerkennung nicht erlangt."

Krieg unwahrscheinlich – diplomatische Eiszeit eher

Droht mit dem Aufkündigen des Foradori-Duncan-Pakts ein Aufflammen des Falkland-Konflikts – vielleicht sogar ein militärischer Konflikt?

Letzteres ist eher unwahrscheinlich. Der Krieg von 1982 wird in Argentinien heute weitgehend als Fehler gesehen. Zudem hat Großbritannien nach dem Falklandkrieg die militärische Präsenz auf den Inseln deutlich aufgestockt, es gibt einen Militärflugplatz in Mount Pleasant.

© H. Tschanz-Hofmann / Imago Images

Falklandinseln

Fläche in km²: 12.173

Einwohnerzahl: 3539

Hauptstadt: Stanley

Regierungschef: Gouverneur Nigel Phillips, Verwalter Andy Keeling

Quelle: Der Neue Kosmos Weltalmanach & Atlas 2023

Der Schritt Argentiniens dürfte auch innenpolitische Gründe haben: Im Oktober wird in dem südamerikanischen Land gewählt und die Malwinen sind ein populäres Wahlkampfthema. Immer wieder adressiert Argentinien das Thema vor den Vereinten Nationen und wiederholt seinen Anspruch auf die Inseln.

Der Austritt aus dem Foradori-Duncan-Pakt hat in den ohnehin schon schwierigen Beziehungen zwischen London und Buenos Aires für Verstimmungen gesorgt. Argentinien hat die Briten zwar nun zu diplomatischen Gesprächen bei den Vereinten Nationen eingeladen. Ob Großbritannien diese Einladung annimmt, ist noch offen.

Fest steht aber: Sollten beide Länder weiterhin auf ihren Standpunkten beharren, dürfte es keine Annäherung geben. Die diplomatischen Beziehungen dürften darunter leiden.

Quellen: Nachrichtenagenturen DPA, AP und Reuters, Deutsche Welle, BBC, SRF

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