Atomstreit Iran glaubt nicht an Militärschlag

Der Iran fürchtet offenbar keinen Militärschlag der USA im Atomstreit. Iranische Politiker sagten, die USA scheuten das Risiko oder seien gar nicht zu einem Militäreinsatz in der Lage. Kofi Annan, Vorsitzender der Vereinten Nationen (UN), sprach sich unterdessen für eine friedliche Lösung aus.

Ein Angriff der USA auf den Iran würde nach den Worten des früheren iranischen Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani die gesamte Region in die Instabilität stürzen. Der Iran unterschätze im Zusammenhang mit dem Atomstreit die Möglichkeit eines US-Angriffs nicht, sagte Rafsandschani am Sonntag während eines Syrien-Besuchs. Eine solche "Aggression" sei jedoch weder im Interesse der Vereinigten Staaten noch des Irans. Rafsandschani ist derzeit Chef des Vermittlungsausschusses im iranischen Parlament. Bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr unterlag er dem derzeitigen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad.

Unterdessen hat der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki Zweifel geäußert, dass die USA wirklich einen Militärschlag gegen das Land führen könnten. Die USA seien wegen ihres problematischen Engagements in Afghanistan und dem Irak "nicht in der Lage eine weitere regionale Krise anzuzetteln", sagte Mottaki am Sonntag zu einer entsprechenden amerikanischen Drohung. Der Iran setze in dem Konflikt um sein Atomprogramm weiter auf eine Verhandlungslösung, betonte der Minister laut der Nachrichtenagentur Irna.

Iran kämpft gegen "Weltimperialismus"

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad rief die blockfreien Staaten auf, gemeinsam Front zu machen im Kampf gegen den "Weltimperialismus". Im Iran ist dieser Begriff vor allem auf die USA und Großbritannien gemünzt. "Die Zusammenarbeit unter den blockfreien Staaten und die Verbreitung des revolutionären Gedankens wird den Widerstand gegen den Weltimperialismus stärken und ausweiten", sagte Ahmadinedschad in Teheran nach einem Gespräch mit dem venezolanischen Parlamentspräsidenten Nicolàs Maduro Moros.

UN-Generalsekretär Kofi Annan setzt sich im Atomstreit mit dem Iran für eine Verhandlungslösung ein. Jegliche Militäraktion gegen den Iran würde die ohnehin gespannte internationale Lage weiter verschärfen, erklärte Annan in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der spanischen Zeitung "ABC". Er glaube, dass die Angelegenheit von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) angemessen behandelt werde, zitierte die konservative Tageszeitung Annan. "Ich sehe nicht, was eine Militäraktion lösen könnte." "Ich glaube nach wie vor, dass eine Verhandlungslösung der beste Ausweg wäre", sagte Annan. Er sei dagegen, in der ohnehin aufgeheizten Atmosphäre Aktionen zu ergreifen, die die Lage im Atomstreit noch verschlechtern würde.

Satellitenbilder zeigen Erweiterungen der Atomanlage

Nach Informationen einer US-Forschungseinrichtung beweisen neue Satellitenbilder, dass der Iran seine Uran-Konversionsanlage in Isfahan inzwischen erweitert und den Schutz des Anreicherungswerks in Natans ausgebaut hat. In Isfahan sei ein neuer Eingangstunnel gegraben worden, was auf die Erweiterung der bestehenden Anlage oder den Bau einer neuen hindeute, teilte das Institute for Science and International Security (ISIS) mit. In Natans sei der Schutz der unterirdischen Atomeinrichtung verstärkt worden. Die Atomanlage befinde sich jetzt offenbar acht Meter unter der Erde.

Die USA und andere Länder des Westens werfen dem Iran vor, unter dem Deckmantel der friedlichen Nutzung der Kernenergie ein Atomwaffenprogramm zu verfolgen. Ahmadinedschad erklärte erst vor wenigen Tagen, sein Land habe erstmals erfolgreich Uran angereichert und gehöre nun zur Gruppe jener Länder, die im Besitz von Atomtechnologie seien. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte der Führung in Teheran mit Konsequenzen bis hin zu einem Militärschlag gedroht. Die USA zögen die gesamte Bandbreite der Optionen des UN-Sicherheitsrates in Betracht, damit der Iran keine andere Chance habe, als sich zu fügen, sagte Rice am Donnerstag.

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Reuters/AP/DPA