Britische Untersuchungen Bodenproben sollen Chemiewaffen-Einsatz in Syrien belegen

Anscheinend wurden in Syrien chemische Waffen eingesetzt. Das belegen laut einem Medienbericht in Großbritannien untersuchte Bodenproben. Wer die Waffen genutzt hat, ist unklar.

Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien fürchtet die Weltgemeinschaft einen Einsatz von chemischen Waffen in dem Land. Nun haben britische Militärexperten offenbar forensische Beweise dafür, dass die geächteten Kampfmittel tatsächlich genutzt wurden. Wie die "Times" in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf Quellen aus dem Verteidigungsministerium berichtet, wurde eine Bodenprobe, die aus der Nähe von Damaskus stammen soll, heimlich nach Großbritannien gebracht und dort im Zentrum für chemische und biologische Waffen des Ministeriums untersucht. Dabei seien Beweise für den Einsatz "von einer Art von Chemiewaffen" entdeckt worden.

Den Experten sei es allerdings unmöglich zu sagen, ob die Waffen von Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad oder von Rebellen benutzt worden seien, hieß es weiter. Das Verteidigungsministerium wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Das Außenministerium erklärte, es sei tief besorgt über den möglichen Einsatz von C-Waffen. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es ein "schreckliches Verbrechen", erklärte ein Sprecher.

UN-Diplomaten sprechen von "harten Beweisen"

UN-Diplomaten hatten am Donnerstag erklärt, westliche Staaten hätten "harte Beweise" dafür, dass mindestens einmal chemische Waffen in Syrien eingesetzt worden seien. Details nannten sie nicht.

Am Dienstag hatte die syrische Regierung UN-Experten für Chemiewaffen die Einreise ins Land verweigert. Das Regime begründete seine Ablehnung mit "zusätzlichen Aufgaben", die UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Experten aufgetragen habe und die angeblich "im Widerspruch zur Souveränität Syriens stehen", wie die staatliche Agentur Sana berichtete. Die Regierung und die Rebellen hatten einander im März bezichtigt, sie hätten in der Provinz Aleppo Chemiewaffen eingesetzt.

Chemiewaffen wurden in der Neuzeit erstmals großflächig im Ersten Weltkrieg gegen Soldaten eingesetzt. Bereits seit dem Genfer Protokoll von 1925 ist ihr Einsatz weltweit geächtet. Seit 1997 ist die Chemiewaffenkonvention in Kraft, die Entwicklung, Herstellung, Besitz, Weitergabe und Einsatz chemischer Waffen verbietet. Nur sechs Staaten haben ihre Unterschrift verweigert, darunter auch Syrien.

Scharmützel an Grenze zu Israel und Libanon

Der Kampf mit konventionellen Waffen geht unterdessen unvermittelt weiter: Am Samstag sind bei schweren Gefechten zwischen syrischen Regierungstruppen und der Opposition im Süden des Landes erneut mehrere Granaten im benachbarten Libanon eingeschlagen. Es habe zwar Schäden, aber keine Verletzten oder Tote gegeben, sagte ein libanesischer Polizei-Sprecher. Bereits am Freitag waren Geschosse aus Syrien in der Region Akar im Norden Libanons explodiert.

An der syrischen Grenze zu Israel kam es am Freitag ebenfalls zu einem Artilleriegefecht. Israelische Soldaten seien am Abend von syrischem Gebiet aus mit Artillerie und aus leichten Waffen unter Feuer genommen worden, teilte die Armee mit. Israelische Artillerie habe daraufhin die Stellung, aus der das Feuer eröffnet worden sei, unter Beschuss genommen und getroffen. Auf israelischer Seite habe es weder Opfer noch Schäden gegeben. Die Identität der Angreifer war unbekannt.

DPA
jwi/vim/AFP/DPA