Griechenland EU diskutiert weiteren Schuldenschnitt

Brüssel will Griechenland nicht untergehen lassen. In der EU-Kommission wächst laut Medienbericht die Unterstützung für einen weiteren Schuldenerlass. Das Land wird mit der Schuldenlast nicht fertig.

In Brüssel gibt es einem Medienbericht zufolge Unterstützung für einen Schuldenerlass für Griechenland. "Ein Schuldenschnitt in Griechenland ist unausweichlich, weil das Land sonst mit seiner Schuldenlast nicht fertig wird", zitierte die "Welt" aus hohen EU-Kreisen, die mit den Beratungen über Griechenland vertraut seien. Die Meinungen über den Zeitpunkt des Schuldenschnitts gingen allerdings auseinander.

Athen könne "in absehbarer Zeit wohl nicht an den Kapitalmarkt zurückkehren", eine sogenannte vorsorgliche Kreditlinie in Höhe von zehn Milliarden Euro mache darum "keinen Sinn", zitiert die Zeitung weiter aus nicht näher identifizierten "hohen informierten EU-Kreisen". Denn die Kreditlinie würde sofort ausgeschöpft. In den Kreisen werde erwartet, dass das laufende Hilfsprogramm zunächst über Ende Februar 2015 hinaus verlängert werde, und dass sich dann wahrscheinlich ein drittes Hilfspaket anschließen werde. Der Finanzbedarf Athens liege mittelfristig bei rund 20 Milliarden Euro.

Schulenschnitt vielleicht schon dieses Jahr

Von einigen in Brüssel werde ein Schuldenschnitt schon in diesem Jahr als notwendig erachtet, andere seien der Auffassung, dieser komme "erst in ein paar Jahren", wenn keine Gefahr mehr bestehe, dass andere Krisenländer ebenfalls auf einen Schuldenerlass spekulieren, zitierte die Zeitung weiter. Als Größenordnung für den Schuldenschnitt wurde demnach "ein Drittel bis die Hälfte der Staatsschulden" genannt.

Die Gesamtschuld Griechenlands liegt derzeit bei rund 320 Milliarden Euro. Davon befinden sich 260 Milliarden Euro, also 80 Prozent, in der Hand öffentlicher Gläubiger. Griechenland ist schon 2012 ein Schuldenschnitt gewährt worden: Dabei erließen Banken und andere private Gläubiger Verbindlichkeiten in Höhe von 107 Milliarden Euro.

Oettiner skeptisch

EU-Kommissar Günther Oettinger äußerte sich unterdessen skeptisch zu einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. "Das Risiko scheint mir hoch zu sein", sagte Oettinger der "Passauer Neuen Presse". Auch wenn die Gefahren mittlerweile eingedämmt seien, wäre "ein Euro-Austritt Griechenlands ein Experiment mit ungewissem Ausgang".

"Man muss klipp und klar sagen: Mit so etwas haben wir in der Eurozone keine Erfahrungen", sagte der Digitalkommissar. Es gebe "keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was passiert, wenn ein Dominostein weg wäre". Oettinger baut jedoch darauf, dass sich auch eine neue griechische Regierung an Vereinbarungen hält. "Es bleibt bei den Verpflichtungen aus den Verhandlungen über das Hilfsprogramm", sagte er.

AFP
yps/AFP